Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 1. Sitzung / Seite 27

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ten erfolgreich bewältigen wollen, meine sehr geehrten Damen und Herren, geschätzte Kolle­gin­nen und Kollegen, dann brauchen wir den eingangs schon angesprochenen Grundkonsens in den wesentlichen Fragen. Wir werden schon heute ganz wesentliche Fragen, die Österreich be­treffen, diskutieren, wie etwa eine Transitlösung, auch die weitere Vorgangsweise in Sachen Anti-AKW-Politik. Doch wenn wir da weiterkommen wollen, liebe Kollegen, braucht es einen Grund­konsens.

Diesen Grundkonsens sollte es, glaube ich, auch bei der anstehenden Wahl geben. Es ist par­la­mentarische Usance, dass bei der Wahl des Präsidenten die stärkste Partei den Ersten Prä­sidenten bekommt, die zweitstärkste Partei den Zweiten Präsidenten und die drittstärkste Partei den Dritten Präsidenten, und so sollten wir es auch heute und in Zukunft halten.

Andreas Khol ist für mich jemand, den ich als begeisterten Parlamentarier kennen gelernt habe, der immer wieder scharfzüngig gegen die FPÖ aufgetreten ist, und zwar ab dem Jahre 1990. Im Laufe der Zeit habe ich aber viele positive Eigenschaften, die ein Volksvertreter haben soll, an ihm kennen gelernt: Nicht nur die scharfe Zunge in Wort und Schrift, auch die pointierten, sach­kundigen Meinungsäußerungen zeichnen Andreas Khol aus, vor allem aber – was ich an ihm sehr schätze – seine Grundsatztreue und seine Gesprächsbereitschaft, auch nach härtesten Kon­flikten. Es gibt zwei Ebenen, auf denen wir einander begegnen können: auf der harten sachlichen Ebene, wo wir uns auseinander setzen, und auf einer davon völlig unbeeinflussten freundschaftlichen Ebene. Das schätze ich an Andreas Khol ganz besonders.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Für mich auch ein hervorragender Kandidat ist Heinz Fischer, der Erster Präsident wurde, als ich zum ersten Mal in diesem Hause angelobt wurde. Mit Heinz Fischer habe ich als neuer Parlamentarier natürlich noch keine allzu großen direkten Aus­einandersetzungen gehabt, aber vieles hat uns inhaltlich getrennt. Im Laufe der Zeit, als ich doch einige Sitzreihen nach vorne gekommen bin, habe ich dann auch die Möglichkeit der direk­ten Auseinandersetzung mit Heinz Fischer gehabt. Das, was ich an Ihnen, Herr Präsident Fischer, so geschätzt habe, war, dass Sie Ihre Konflikte mit mir immer schriftlich ausgetragen ha­ben, dass Zettel zu mir gebracht wurden, worin ich schriftlich über Ihren Unmut informiert wurde.

Ich nehme diese Gelegenheit auch wahr, Herr Präsident, dass ich mich für den Missbrauch eines solchen Zettels – es waren viele, es waren, wie ich meine, 20, 30, 40 solcher Zettel im Laufe der Zeit, und einen dieser Zettel habe ich missbraucht, Herr Präsident – heute in aller Form entschuldige. Ich hoffe, Sie nehmen diese späte Entschuldigung noch an. (Beifall bei den Frei­heitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Scheibner: Wir wollen jetzt aber wissen, was das war!)

Es ist mir, Herr Präsident, ein Anliegen, Ihnen für Ihre umsichtige Tätigkeit zu danken. Ich bin über­zeugt davon, Sie werden ein würdiger Präsident und Sie werden einen würdigen Platz in der Reihe der Präsidenten dieses Hohen Hauses haben. Ich begrüße Ihre Kandidatur für die Funktion des Zweiten Präsidenten. Unsere Fraktion wird Sie unterstützen.

Wir Freiheitliche – das sage ich zu den Grünen, auch für die Zukunft – standen und stehen zu den Usancen in diesem Hohen Hause und werden dies auch in Zukunft tun, genauso wie das auch meine Vorredner zum Ausdruck gebracht haben. Deshalb ersuche ich auch Sie, unserem Kandidaten Thomas Prinzhorn, der in den vergangenen Jahren gezeigt hat, dass er ein um­sich­tiger Präsident ist, Ihre Unterstützung zu geben. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

10.53


Präsident Dr. Heinz Fischer: Die nächste und letzte Rednerin in dieser Debatte ist Frau Abge­ordnete Dr. Petrovic. Die Uhr ist auf 5 Minuten gestellt. – Bitte, Frau Abgeordnete.

10.53


Abgeordnete MMag. Dr. Madeleine Petrovic (Grüne): Herr Präsident! Hohes Haus! Usancen sind für das Funktionieren eines Hauses, wie der Nationalrat es ist, unerlässlich. Ich halte sie für wichtiger und richtiger als Regelungen, die wir bei anderen obersten Organen haben, wie etwa


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