ten erfolgreich bewältigen wollen, meine sehr geehrten
Damen und Herren, geschätzte Kolleginnen und Kollegen, dann brauchen wir den
eingangs schon angesprochenen Grundkonsens in den wesentlichen Fragen. Wir
werden schon heute ganz wesentliche Fragen, die Österreich betreffen,
diskutieren, wie etwa eine Transitlösung, auch die weitere Vorgangsweise in
Sachen Anti-AKW-Politik. Doch wenn wir da weiterkommen wollen, liebe Kollegen,
braucht es einen Grundkonsens.
Diesen Grundkonsens sollte es, glaube ich, auch bei
der anstehenden Wahl geben. Es ist parlamentarische Usance, dass bei der Wahl
des Präsidenten die stärkste Partei den Ersten Präsidenten bekommt, die
zweitstärkste Partei den Zweiten Präsidenten und die drittstärkste Partei den
Dritten Präsidenten, und so sollten wir es auch heute und in Zukunft halten.
Andreas Khol ist für mich jemand, den ich als
begeisterten Parlamentarier kennen gelernt habe, der immer wieder scharfzüngig
gegen die FPÖ aufgetreten ist, und zwar ab dem Jahre 1990. Im Laufe der
Zeit habe ich aber viele positive Eigenschaften, die ein Volksvertreter haben
soll, an ihm kennen gelernt: Nicht nur die scharfe Zunge in Wort und Schrift,
auch die pointierten, sachkundigen Meinungsäußerungen zeichnen Andreas Khol
aus, vor allem aber – was ich an ihm sehr schätze – seine
Grundsatztreue und seine Gesprächsbereitschaft, auch nach härtesten Konflikten.
Es gibt zwei Ebenen, auf denen wir einander begegnen können: auf der harten
sachlichen Ebene, wo wir uns auseinander setzen, und auf einer davon völlig
unbeeinflussten freundschaftlichen Ebene. Das schätze ich an Andreas Khol ganz
besonders.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Für mich auch
ein hervorragender Kandidat ist Heinz Fischer, der Erster Präsident wurde, als
ich zum ersten Mal in diesem Hause angelobt wurde. Mit Heinz Fischer habe ich
als neuer Parlamentarier natürlich noch keine allzu großen direkten Auseinandersetzungen
gehabt, aber vieles hat uns inhaltlich getrennt. Im Laufe der Zeit, als ich
doch einige Sitzreihen nach vorne gekommen bin, habe ich dann auch die
Möglichkeit der direkten Auseinandersetzung mit Heinz Fischer gehabt. Das, was
ich an Ihnen, Herr Präsident Fischer, so geschätzt habe, war, dass Sie Ihre
Konflikte mit mir immer schriftlich ausgetragen haben, dass Zettel zu mir
gebracht wurden, worin ich schriftlich über Ihren Unmut informiert wurde.
Ich nehme diese Gelegenheit auch wahr, Herr Präsident,
dass ich mich für den Missbrauch eines solchen Zettels – es waren viele,
es waren, wie ich meine, 20, 30, 40 solcher Zettel im Laufe der Zeit, und einen
dieser Zettel habe ich missbraucht, Herr Präsident – heute in aller Form
entschuldige. Ich hoffe, Sie nehmen diese späte Entschuldigung noch an. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten
der ÖVP. – Abg. Scheibner:
Wir wollen jetzt aber wissen, was das war!)
Es ist mir, Herr Präsident, ein Anliegen, Ihnen für
Ihre umsichtige Tätigkeit zu danken. Ich bin überzeugt davon, Sie werden ein
würdiger Präsident und Sie werden einen würdigen Platz in der Reihe der Präsidenten
dieses Hohen Hauses haben. Ich begrüße Ihre Kandidatur für die Funktion des
Zweiten Präsidenten. Unsere Fraktion wird Sie unterstützen.
Wir Freiheitliche – das sage ich zu den Grünen,
auch für die Zukunft – standen und stehen zu den Usancen in diesem Hohen
Hause und werden dies auch in Zukunft tun, genauso wie das auch meine Vorredner
zum Ausdruck gebracht haben. Deshalb ersuche ich auch Sie, unserem Kandidaten
Thomas Prinzhorn, der in den vergangenen Jahren gezeigt hat, dass er ein umsichtiger
Präsident ist, Ihre Unterstützung zu geben. (Beifall
bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)
10.53
Präsident
Dr. Heinz Fischer: Die nächste und letzte Rednerin in
dieser Debatte ist Frau Abgeordnete Dr. Petrovic. Die Uhr ist auf
5 Minuten gestellt. – Bitte, Frau Abgeordnete.
10.53
Abgeordnete MMag. Dr. Madeleine Petrovic (Grüne): Herr Präsident! Hohes Haus! Usancen sind für das Funktionieren eines Hauses, wie der Nationalrat es ist, unerlässlich. Ich halte sie für wichtiger und richtiger als Regelungen, die wir bei anderen obersten Organen haben, wie etwa