Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 1. Sitzung / Seite 44

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Meine Damen und Herren! Wenn wir die Schlussfolgerungen des Rates zum Thema Temelín betrachten, dann müssen wir zugeben, dass viele Länder der Europäischen Union nach wie vor die Atomkraft nützen, und das spiegelt sich in allen Entscheidungen wider. Wir haben aber mit un­se­rem Nachbarland, der Tschechischen Republik, mit dem Melker Übereinkommen Standards gesetzt, wonach gerade in die Sicherheit investiert werden muss, im gleichzeitigen Wis­sen, dass wir einem Nachbarland nicht vorschreiben können, ob es ein Atomkraftwerk in Betrieb nimmt oder nicht.

Der Melker Prozess mit der verbindlichen völkerrechtlichen Erklärung Tschechiens, diese Standards einzuhalten, und zwar mit einer Road Map, die auch exakte Daten festlegt, was bis zu welchem Zeitpunkt zu geschehen hat, bietet doch eine gewisse Sicherheit. Wenn Tsche­chien außerdem beim Europäischen Rat in Kopenhagen noch einmal mit uns gemeinsam ein bi­la­te­rales Übereinkommen unterzeichnet hat, in dem bekräftigt wird, dass man zu diesen Ver­ein­barungen steht, dann ist das, wie ich meine, das, was man auf europäischer Ebene im Augen­blick erreichen kann.

Entscheidend für uns ist, dass das Erreichte eingehalten wird, dass es rechtsverbindlich ist. Es ist weniger entscheidend, ob der Europäische Gerichtshof oder der Internationale Gerichtshof da­für zuständig ist. Wir wollen, dass Sicherheit auch bei Temelín groß geschrieben wird, und ich glaube, das können wir mit dieser Vorgangsweise auch erreichen. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Wir haben all diese Fragen in Österreich längst diskutiert. Es geht jetzt darum, das umzusetzen. Ich möchte bei dieser Gelegenheit auch ganz klar von unserer Seite aus sagen, dass alle Beobachter der internationalen Sphäre, die in der Europäischen Union tätig sind, wissen, dass unsere Regierungsmitglieder – egal, ob das der Bundeskanzler, die Außenministerin oder der Infra­strukturminister ist – ihr Bestes gegeben haben, damit eine Lösung zustande kommt.

Ich möchte mich an dieser Stelle auch für diesen Einsatz bedanken, denn viele Entscheidun­gen, die in Europa schon in eine bestimmte Richtung gehen, wären früher nicht denkbar gewe­sen. Gerade im Zusammenhang mit dem Thema Temelín erinnere ich daran, dass die Euro­päische Union früher über Sicherheitsstandards für europäische Kernkraftwerke nicht einmal re­den wollte. Wenn man bedenkt, dass heute einige dieser Kraftwerke bereits auf der Liste jener stehen, die geschlossen werden müssen, und dass Vorschläge betreffend Sicherheits­standards auch in der Kommission in entsprechender Weise erarbeitet werden, dann muss man sagen: Es ist hier bereits sehr viel geschehen.

Ich möchte Sie alle darum bitten, dass wir uns bei der kommenden Arbeit darauf konzentrieren, zu versuchen, die österreichischen Standpunkte gemeinsam umzusetzen. Dazu bedarf es der Mit­­hilfe jeder Fraktion in diesem Haus. Wenn wir so weit sind, dass wir wissen, was wir wollen – und da sind wir uns, glaube ich, bei Temelín und auch in der Frage Transit einig –, dann sollten wir miteinander eine Strategie entwickeln, wie wir das umsetzen können.

Die Hauptspieler dabei sind die Regierungsmitglieder – die haben auch in der Vergangenheit be­wiesen, dass sie in diesem Metier geradezu perfekt sind. Das, was wir brauchen, meine Damen und Herren, ist ein Lobbying bei den anderen Ländern! (Die Abgeordneten Eder und Mag. Wurm: Genau! Jetzt haben Sie es selbst gesagt!)

Geschätzte Damen und Herren von der SPÖ! Sie haben sich in der Opposition so sehr in die Aufgabe, gegen die Bundesregierung vorzugehen, verkrallt, dass Sie gar nicht mehr sehen, wo die Gegner der Lösung, die wir haben wollen, sitzen! Die sitzen nämlich in den anderen Län­dern der Europäischen Union, und daher brauchen wir eine Unterstützung aus Österreich! (Bei­fall bei der ÖVP.)

Ich möchte Sie daher bitten und auffordern, dass Sie mit uns gemeinsam heute in der ersten Sitzung den Dringlichen Antrag beschließen, in dem die wesentlichen Punkte noch einmal fest­ge­halten sind und wir gemeinsam der Bundesregierung den Auftrag erteilen, im Sinne Öster­reichs weiterzuverhandeln.

 


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