Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 1. Sitzung / Seite 48

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Wir sind dann nach einer Verzögerungstaktik in Kopenhagen noch immer ohne ein konkretes Ergebnis dagestanden. Was hätten wir jetzt tun sollen? – Das möchte ich an dieser Stelle gerne fra­gen. Wir hätten sagen können: Tut uns Leid, es war halt nichts!, oder das tun, was wir auch ge­macht haben, nämlich beim Europäischen Rat in Kopenhagen massiv und nachdrücklich un­sere österreichischen Anliegen genauso vertreten, wie das andere Länder auch getan haben, Portugal etwa mit einem Berliner Protokoll oder wie manche der Beitrittskandidaten.

Ich habe es völlig unverständlich gefunden, dass manche das Gefühl haben, man darf bei einem solchen historischen Ereignis nicht auch ein wichtiges nationales Anliegen – das meiner Mei­­nung nach für die europäische Verkehrspolitik von größter Bedeutung ist – offen anspre­chen. Ich weiß, dass wir damit vielleicht manchen ein wenig auf die Nerven gegangen sind. Mittler­weile weiß natürlich jeder europäische nicht nur Verkehrsminister, sondern auch Regie­rungschef, was der österreichische Transitvertrag ist und was die Ökopunkte sind und warum wir keine Ausnahme auf unserem Staatsgebiet zulassen wollen. Österreich ist eben Österreich! Ob das jetzt Hörbranz betrifft oder das Burgenland oder Wien: Österreich ist Österreich!

Ich habe in den Schlussfolgerungen durchgesetzt, dass es eine dreijährige Verlängerung geben wird – das war ja auch bestritten – und dass diese Verlängerung in ganz Österreich Platz grei­fen wird. Was offen ist – ich möchte das hier auch sehr direkt sagen –, ist, dass wir noch nicht garantiert haben, in welchem Ausmaß die Zahl der Ökopunkte reduziert werden muss, wenn der modernste Lastkraftwagen, der „Euro 4“, der ab 2005 neu zugelassen wird, in Betrieb geht, da­mit wir die Schadstoffbilanz stabil halten.

Wir haben daneben massiv darum gekämpft, dass wir erreichen, dass gleichzeitig die Kommis­sion im ersten Halbjahr einen neuen Vorschlag für eine neue europäische Wegekostenrichtlinie vorlegt, denn eines sage ich Ihnen auch sehr offen – und ich weiß, dass ich diesbezüglich einer Mei­nung mit meinen Regierungskollegen bin –: Alles, was hiezu jetzt – hoffentlich – beschlos­sen werden wird, kann nur eine Übergangsregelung und ein Provisorium sein. Was wir eigent­lich brauchen, sind natürlich massive Investitionen in die Bahn. Daher hat auch die letzte Bun­des­regierung 17 Milliarden €, davon zwei Drittel für den Schienenausbau, zur Verfügung ge­stellt. Der Inntal-Ausbau ist bereits im Gang. Die Brenner-Basistunnel-Strecke soll als ein Private-Public-Partnership-Modell in Gang gesetzt werden. Dazu brauchen wir aber eine Wegekosten­richtlinie, die uns eine europaweite faire Bemautung und für den Mehrertrag eine Querfinanzie­rung für die Schiene erlaubt, denn sonst wird sich das alles nie rechnen. Nur wenn wir das als Ganzes sehen – Verlängerung um drei Jahre, bis diese neue Wegekostenrichtlinie mit den fai­re­ren Mauten in Kraft tritt, bis wir investieren können, damit der Schienenausbau so erfolgt, dass sich eine Alternative zum Straßenverkehr ergibt –, dann, glaube ich, können wir von einer echten Lösung reden.

Im Moment haben wir jedenfalls in Kopenhagen die Dinge wieder in Gang gesetzt, den Diskus­sions­prozess wieder eröffnet. Wir haben im Moment, glaube ich, die fünfte Unterbrechung des COREPER. Das ist der Ausschuss der Ständigen Vertreter; er wird, glaube ich, heute um 17 Uhr nach dem Fischereirat wieder aufgenommen werden. Ich verspreche Ihnen: Wir werden nicht locker lassen, sodass wir eine vernünftige Regelung für die österreichische Umwelt, für die öster­reichische Bevölkerung bekommen! Da dürfen wir nicht ermüden, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Wir sind dann stark, wenn wir die Kräfte nicht gegeneinander wenden. Wir haben ja alle die glei­che Auffassung: Wir wollen eine klare Verlängerung mit allem Drumherum, wie der Transit­ver­trag einst gewesen ist. Das Problem ist nur: Wir müssen die anderen davon überzeugen – und das können wir überhaupt nur, wenn wir gemeinsam auftreten und nicht die Kräfte gegeneinan­der wenden.

Gestatten Sie mir noch ein letztes Wort zu den weiteren Beitrittsperspektiven: In Kopenhagen ist für Bulgarien und für Rumänien ein Beitrittsdatum von 2007 als realistisch, als möglich erklärt worden, was ich sehr begrüße. Für die Türkei ist kein Datum festgelegt worden – was ich auch begrüße, um das sehr offen zu sagen, denn zuerst soll die Kommission, so wie bei allen Bei-


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