Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 1. Sitzung / Seite 55

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Es hat viel zu spät – und die falschen – Initiativen in beiden Bereichen gegeben. Lassen Sie mich hier in erster Linie zur Frage des Transitvertrags einige Worte sagen. Sie stellen einen Antrag und fordern uns auf, diesen Antrag zu unterstützen, in dem steht, dass eine Verordnung, irgendeine Verordnung – und wie wir nach dem Verhandlungsstand wissen: ohne Obergrenze im Transitverkehr – unterstützt, unterzeichnet werden soll.

Meine Damen und Herren! Ohne Obergrenze ist diese Ökopunkteregelung jenseits jeder Voll­ziehbarkeit. Das wäre ja genauso, als würden Sie an bestimmten Stellen das Parken verbieten, aber kein Mensch kümmert sich jemals darum, ob das kontrolliert wird, und kein Mensch be­straft jemanden dafür, wenn er dort parkt. Ohne diese Obergrenzenregelung, wie sie jetzt ent­halten ist, gibt es keine Vollziehbarkeit der Ökopunkteregelung mehr.

Wir waren schon alle entsetzt darüber, als bei der Diskussion um die Feststellungen von Lae­ken dieser magere Kompromiss zustande gekommen ist, der keine Obergrenze mehr vorsieht. Das Entsetzen entlang der Transitrouten ist gewachsen, da es nun heißt, es wird zugestimmt, dass eine Regelung mit einer Ausnahme für so genannte saubere LKW der Klasse EURO 4 kom­men soll.

Meine Damen und Herren! Vor kurzem haben wir wissenschaftliche Daten auf den Tisch be­kommen, die belegen, dass die so genannten sauberen LKW der Klasse EURO 2 und EURO 3 im realen Betrieb eben nicht sauberer sind als die so genannten schmutzigen LKW der Klasse EURO 1. Betreffend den EURO 4 wissen wir über das reale Emissionsverhalten überhaupt nichts. Trotzdem wird ein Blankoscheck ausgestellt, dass diese LKW von der Regelung ausge­nommen werden sollen.

Aber damit nicht genug: Ich habe den heutigen italienischen Medien entnommen, dass Minister Lunardi seinen Frächtern verspricht, überhaupt keiner Regelung mit Ökopunkten mehr zuzu­stim­men. Und ich schaue mir an, wie die von Frau Ferrero-Waldner ja immer so freudig be­grüßte italienische Rechtsregierung davon überzeugt werden kann, dass Österreich eine voll­ziehbare Regelung für den Transit braucht.

Das einzig Positive, das beim Gipfel in Kopenhagen in der Frage Transitverkehr passiert ist, ist das Versprechen über eine neue Wegekostenrichtlinie, die höhere Mauten in so genannten sen­siblen Gebieten – so hoffe ich zumindest – erlauben soll.

Aber das, meine Damen und Herren, gibt es nicht gratis. Das bedarf eines großen Verhand­lungs­geschicks, das Sie bis jetzt nicht bewiesen haben. Dabei wird es darum gehen, auch die eigenen Transporteure in die Pflicht zu nehmen. Ich kann nur hoffen, dass Sie Rückgrat genug besitzen, um sich in dieser Frage gegen Ihre eigenen Lobbyisten zu Wehr zu setzen und nicht wie­der sozusagen die Front für Klagen aufzumachen, die dann bewirken, dass wieder eine Maut­höhe oder eine andere Regelung vor dem Europäischen Gerichtshof fällt, wie wir es leider am Brenner schon erleben mussten. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Meine Damen und Herren! Diese Frage ist auch deswegen so besonders wichtig, weil wir kurz nach dem In-Kraft-Treten der Alpenkonvention stehen. Am 18. Dezember ist sie in Kraft getre­ten. Wir haben damit völkerrechtliche Verpflichtungen zum Setzen von Maßnahmen übernom­men, die eben auch im Verkehrsbereich – das schreibt uns das Verkehrsprotokoll vor – gesetzt werden müssen. Diese Alpenkonvention beschreibt das Gebiet einer sensiblen Zone in Form eines internationalen Vertrags. Diese sensible Zone Alpen muss vor dem Schwerverkehr und seinen negativen Auswirkungen geschützt werden. Ich verlange eines von Ihnen – wenn Sie das schon früher getan hätten, dann sähen die Verhandlungen heute auch anders aus –: Wir müs­sen eine internationale, alpenweite Lösung für den Transitverkehr bekommen, sodass die Grenz­übergänge nicht mehr gegeneinander ausgespielt werden. Erst dann haben wir eine realistische Chance! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Abschließend zu Ihrem Antrag und den wortreichen Aufforderungen, diesen Antrag zu unter­stützen. Meine Damen und Herren von den jetzigen Noch-Regierungsfraktionen! Sie fordern uns so gerne zum Schulterschluss auf, auch Kollege Tilg, ein Freiheitlicher aus Tirol. Dieser for-


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