Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 1. Sitzung / Seite 59

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ing schon seit Jahren hätte geben müssen; man hätte es nicht erst in den letzten Monaten so besonders betonen müssen.

Was meine ich damit? – Wir dürfen nicht vergessen, dass diese Bundesregierung in den letzten drei Jahren auch drei Verkehrsminister „verbraucht“ hat. Lobbying heißt aber natürlich auch, vie­le Gespräche zu führen, und wenn die Staaten, mit denen man Gespräche führt, immer von ande­ren Persönlichkeiten angesprochen werden, dann ist das für die Sache nicht gerade för­der­lich, sondern hinderlich. Man weiß ja, dass schwierige Fragen gerade im zwischenmenschli­chen Bereich oft sehr gut gelöst werden können, wenn man sich länger und gut kennt. – Das zum einen.

Zum Zweiten wurde von Ihnen auch Herr Landeshauptmann Niessl kurz erwähnt. Ich darf hiezu festhalten, dass Herr Landeshauptmann Niessl – und ich habe diese Presseaussendung da – lediglich von einer Westlastigkeit der Bundesregierung gesprochen hat. Er meinte damit, dass auch die Ostregion, nachdem nun weitere zehn Mitgliedstaaten in die Europäische Union kom­men werden – und das hat auch Kollege Stummvoll richtig gesagt: dass wir zu einem beachtli­chen Teil an der Grenze zu diesen Staaten liegen –, gerade deswegen dringend eine umfang­reiche Infrastruktur benötigt, um vor allem die zusätzliche Verkehrsbelastung, die auf uns zu­kom­men wird, zu bewältigen.

Ich darf nur daran erinnern, dass wir in den nächsten fünf bis acht Jahren beim Güterverkehr einen Zuwachs von etwa 70 Prozent haben werden. Daher sind wir jetzt alle miteinander aufge­for­dert – und vor allem auch die nächste Bundesregierung –, die entsprechenden Infra­struk­tur­maßnahmen zu setzen, da wir mit der derzeitigen Infrastruktur nicht das Auslangen finden wer­den. (Beifall bei der SPÖ.)

Es geht nicht allein darum, dass wir eine Verlängerung des derzeitigen Transitvertrages brau­chen, sondern in der Europäischen Union muss möglichst rasch die Wegekostenrichtlinie in Kraft treten. Diese Wegekostenrichtlinie – und es gibt ja bereits das EU-Weißbuch – beinhaltet na­türlich auch die Definition der sensiblen Zonen – das wurde auch von Kollegin Lichtenberger an­gesprochen –, wonach in diesen sensiblen Zonen eine erhöhte LKW-Maut eingehoben wer­den darf und kann, und die Differenz zwischen der normalen und der erhöhten Maut kann für die Finanzierung der Bahn verwendet werden.

Meine Damen und Herren! Ohne die Bahn und ohne die Wasserstraße werden wir die 70 Pro­zent Verkehrszuwachs, die wir auf Grund der EU-Erweiterung zu erwarten haben, nicht bewälti­gen. Herr Bundeskanzler! Ich darf Sie ersuchen, dass Sie bei der zukünftigen Verhandlung die­ser Fragen in der Europäischen Union besonders mithelfen, diese Fragen zu lösen.

Was die Ostregion angeht, möchte ich auf die Situation in Wien und Niederösterreich hinwei­sen. Niederösterreich als ein Kernland, das ebenfalls an die neuen Länder angrenzt, und Wien als einer der zentralen Verkehrsknoten in der Ostregion werden natürlich dringend die ent­spre­chende Infrastruktur brauchen: Es ist dringend notwendig, dass wir die Nordautobahn in Angriff nehmen. Es ist dringend notwendig, dass wir die West- und Südbahn rasch ausbauen, dass der Sem­mering-Basistunnel rasch gebaut wird. Es ist dringend notwendig, dass wir in Wien den Zentral­bahnhof, die Bahninfrastruktur, die Güterbahninfrastruktur, aber auch die Süd-, die Nord­ost-Umfahrung und eine klare Ortsumfahrung von Wien zustande bringen.

Es ist unmöglich, dass wir den Güterverkehr, der auf Grund der wirtschaftlichen Prosperität um 70 Prozent ansteigen wird, durch die Stadt lenken können, ihn über die Brünner Straße oder über die Prager Straße nach Wien bringen. Es ist jetzt schon nicht mehr erträglich, und ich kann die Tiroler bezüglich all ihrer Sorgen, die sie im Zusammenhang mit dem Transit haben, beruhi­gen: In Wien haben wir auf der Tangente schon jetzt in Zeiten normalen Verkehrsaufkommens bis zu 140 000 PKW- und LKW-Fahrten täglich! Dass hier Abhilfe geschaffen werden muss, ist, glau­be ich, für alle verständlich. Daher muss es hier zu neuen Lösungen kommen. Am Gürtel ha­ben wir schon jetzt innerstädtisch 40 000 bis 50 000 LKW- und PKW-Bewegungen. Es ist daher dringendst notwendig, in dieser Region entsprechende Verkehrsinfrastruktur-Investitionen zu tätigen. (Beifall bei der SPÖ.)

 


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