Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 1. Sitzung / Seite 61

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im Ohr, sondern auch vor mir liegen, die Entschließung des Nationalrates vom Juli dieses Jah­res, eine Drei-Parteien-Entschließung, in der erstmals die offensive Angebotsstrategie in Rich­tung Tschechien auch österreichische Position, Position des österreichischen Parlaments war. Da gab es eine deutliche grüne Handschrift, nämlich dahin gehend, erstmals auch ein Aus­stiegs­angebot zu formulieren.

Nur: Von all dem ist nichts geschehen! Nichts ist passiert! Keine dieser Versprechungen ist ein­gehalten worden! Und das ist letztendlich auch das Traurige, denn es ist inzwischen wieder wert­volle Zeit verstrichen. Der zweite Block in Temelín ist in Betrieb gegangen, und das Melker Ab­kommen ist wie eine Seifenblase zerplatzt. Es bleibt letztendlich nur der Goodwill der tsche­chischen Seite übrig.

Bei der Transit-Frage war es ähnlich. Was hindert uns eigentlich als starkes österreichisches Par­lament daran, Entschließungsanträge zu verabschieden, den Schulterschluss in dem Sinn zu vollziehen, dass wir eine harte österreichische Position festlegen? Was hindert uns daran, zu for­mu­lieren, dass wir nicht nur eine Übergangslösung wollen, sondern vielleicht eine Dauer­lö­sung für die betroffene Bevölkerung? Was hindert uns daran, heute zu beschließen, dass wir im­­mer noch am Ausstieg von Temelín festhalten wollen und uns nicht auf ein Melker Abkom­men verlassen wollen, das letztendlich nicht zu mehr Sicherheit geführt hat? Was hindert uns als österreichischen Nationalrat daran, alles zu tun, was im Inland möglich ist, um LKW-Transit zu erschweren, zu verteuern? Was hindert uns daran, ein Nachtfahrverbot festzulegen, sekto­rale Fahrverbote, entsprechende Bestimmungen für Gefahrguttransporte? – Es gibt Dutzende Möglichkeiten!

Einen solchen Schulterschluss aber, wie Sie ihn fordern, liebe Kolleginnen und Kollegen von der ÖVP und den Freiheitlichen, lehnen wir ab! (Beifall bei den Grünen.) Es ist das ein Schul­ter­schluss auf niedrigstem Niveau, ein Schulterschluss, den man letztendlich in der Energiefrage, in der Antiatompolitik auch mit der pro-nuklearen Energiekommissarin Loyola de Palacio, der stärksten Verfechterin dieser so genannten Sicherheitsstandards, machen könnte. Mich wun­dert, dass sich niemand ernsthaft damit auseinander gesetzt hat, was in diesem Paket, in die­sem Sicherheitsstandardpaket, tatsächlich drinnen ist. Da ist kein einziges materielles Sicher­heits­­kriterium drinnen, keine Kontrolle, keine Sanktionen, sondern das ist die Festschreibung des Status quo. Jeder Staat kann in Zukunft seine Sicherheitskriterien festschreiben, wie er mag.

Wir haben immer davor gewarnt – und das ist mittlerweile wirklich ein Kassandra-Problem –, sich auf Diskussionen über Sicherheitsstandards einzulassen, wohl wissend, in welche Rich­tung die Energiekommissarin unterwegs ist, ohne das Wort „Ausstieg“ in irgendeiner Form – Rest­laufzeiten und so weiter – anzusprechen, ohne eine Garantie zu haben, dass vielleicht im Kon­vent, im wichtigen Verfassungsprozess der EURATOM-Vertrag zu guter Letzt als totaler Anachronismus endlich aufgelöst wird.

All das fehlt mir, all das fehlt in diesem Antrag, und es ist einfach nicht zumutbar, so einem schwa­chen Antrag zuzustimmen, wo wir uns doch heute als neues Parlament, als starkes Parla­ment, wie viele Redner heute gesagt haben, konstituiert haben, in dem der Parlamentaris­mus eine starke Rolle hat. Das ist auch nicht der Konsens in der österreichischen Bevölkerung. Da wäre weitaus mehr möglich gewesen, und es ist einmal mehr schade.

In diesem Sinne versuchen wir es weiter mit Konstruktivität und bringen wiederum einen Ent­schlie­ßungsantrag zur Neuorientierung der Temelín-Politik ein. Ich habe schon gesagt: Was bleibt uns? – Das eine ist das offensive Aufgreifen von Angeboten, die Angebotsstrategie, und das andere ist, noch einmal mit all den Betroffenen, mit den NGOs, mit den betroffenen Lan­des­hauptleuten eine neue Strategie festzulegen und das Ergebnis im Rahmen eines Gipfels in den Nationalrat hineinzutragen.

Ich trage daher diesen Entschließungsantrag im Folgenden in seinem Wortlaut vor:

 


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