Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 1. Sitzung / Seite 62

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Entschließungsantrag

der Abgeordneten Glawischnig, Kolleginnen und Kollegen betreffend Neuorientierung der Temelín-Politik der Bundesregierung

Der Nationalrat wolle beschließen:

1. Die Bundesregierung wir aufgefordert, umgehend einen Temelín-Gipfel einzuberufen, an dem ne­ben dem Bundeskanzler und VertreterInnen der Bundesregierung auch VertreterInnen der be­trof­fenen Bundesländer, der im Nationalrat vertretenen Parteien sowie NGOs und Bürger­initiativen teilnehmen sollen, um konkrete Maßnahmen für eine Neuorientierung der öster­rei­chischen Temelín-Politik zu diskutieren und zu vereinbaren.

2. Die Bundesregierung wird aufgefordert, möglichst rasch einen Aktionsplan für eine „Temelín-An­ge­bots-Offensive“ zu erarbeiten und dem Nationalrat vorzulegen, worin unter anderem ein Aus­stiegsangebot für das AKW Temelín und die massive projektbezogene und finanzielle Stär­kung der Energiepartnerschaft mit Tschechien enthalten sein sollen. Gleichzeitig soll ein po­litischer Umsetzungsplan für die Angebots-Offensive erarbeitet und vorgelegt werden.

*****

In diesem Sinne, konstruktiv und kritisch, wie Grüne immer waren und immer sein werden, bitte ich Sie um Unterstützung für diesen Antrag. (Beifall bei den Grünen.)

15.14


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Der soeben verlesene Entschließungsantrag der Ab­ge­ordneten Glawischnig, Kolleginnen und Kollegen ist ausreichend unterstützt und steht daher mit in Verhandlung.

Zu Wort gemeldet hat sich Frau Bundesministerin Dr. Ferrero-Waldner. – Bitte, Frau Bundes­minister.

15.14


Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten Dr. Benita Ferrero-Waldner: Herr Prä­sident! Herr Bundeskanzler! Liebe Kollegen auf der Regierungsbank! Meine sehr geehrten Da­men und Herren! Ich möchte nur ganz kurz in die Debatte eingreifen und Ihnen, Frau Abge­ord­nete Glawischnig, sagen, dass Sie hier Dinge darstellen, die so einfach nicht stimmen.

Ich habe vor einem Jahr zuerst Auftrag gegeben, dass im COREPER die Melker Vereinbarung ganz klar angesprochen wird, und selbstverständlich wurde das dort von den anderen Kollegen zur Kenntnis genommen.

Ich selbst habe im Rat Allgemeine Angelegenheiten, und zwar im Dezember letzten Jahres, die Vereinbarung vorgestellt und selbstverständlich dazugesagt, dass diese in einem Proto­koll zu den Beitrittsverträgen abgesichert werden soll. Das wurde zur Kenntnis genommen. Ich bin extra noch einmal nach Brüssel gefahren – Sie werden sich daran erinnern – und habe in den Beitrittsverhandlungen, in der Beitrittskonferenz dieselbe Frage noch einmal ange­spro­chen. Das wurde von den Kollegen wieder zur Kenntnis genommen. Sie kennen die juristische Regel: Zurkenntnisnahme ist normalerweise Annahme. Wir konnten also sehr wohl davon aus­gehen, dass das auch akzeptiert wurde. – Das war der erste Punkt.

Der zweite Punkt: Die Tschechen selbst – das muss man schon auch sagen – haben sich eindeutig zu dieser Vereinbarung bekannt. Wir haben ja mit den Tschechen auch in Kopen­hagen ver­handelt. Sie hätten selbstverständlich genau das, was vereinbart war, auch akzep­tiert, aber die Realität ist – und Sie wissen es –: Drei Nuklearländer, die eben Angst haben, dass auf dem Um­weg über eine solche Akzeptanz in Zukunft ein Nuklear-Acquis kommt, haben diese Mög­lichkeit verweigert. Das ist der Hintergrund. Das ist das, was passiert ist.

 


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