Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 1. Sitzung / Seite 70

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sind. Ich lade jetzt jeden und jede herzlich ein, sich die Angebotseinholung der Republik Österreich, die auf dem Pult hinter Klubobmann Van der Bellen steht, anzusehen. (Der Redner deutet auf einen auf dem Abgeordnetenpult stehenden Ordner.) Ich habe es schon markiert für jeden, der es jetzt wissen will oder vielleicht auch wissen sollte, nämlich für die Zukunft: Punkt 4.1.3.8, „Mehr- oder Mindermengen“ lautet die Überschrift. Lapidare Aussage: nicht zulässig.

Was heißt das? Nicht dass ich jetzt 24 statt 18 Abfangjäger präferiere, um das geht es nicht, es geht um die Rechte der unterlegenen Anbieter. Das ist ganz klar. Diese haben nicht die Mög­lich­keit gehabt, beim Modell „18 Stück“ mitzubieten.

Das wäre alles noch nicht so aufregend, wenn nicht die Bundesregierung selbst, Herr Bundes­kanzler, wenn nicht der Dienst Ihres Hauses festgestellt hätte oder zumindest ein Gutachten eingeholt hätte, aus dem hervorgeht, dass das massive Probleme für die Republik aufwirft.

Das kann sogar so weit gehen, dass die Republik rein rechtlich zu einem Doppelkauf gezwun­gen wird, nämlich dass die Rechte des vermutlichen oder vermeintlichen Bestbieters tangiert wer­den, der dann einen Anspruch auf Kaufzwang hat. Wer, bitte, soll diese Verantwortung über­nehmen?

Es gibt in dieser Frage ein Schweigekartell, das muss ich leider sagen – und es gibt noch viele weitere Fragen, die interessant sind; ich habe jetzt nur diese eine herausgegriffen –, und dieses Schwei­gekartell führt dazu, dass die Abgeordneten in keiner Weise darüber informiert sind, was die Hintergründe dieses Deals sind. Deshalb lade ich Sie ein – ganz egal, ob Regierung oder Op­po­sition –, diesem unserem Antrag auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zuzu­stimmen, denn dieser ist der richtige Ort dafür, der die Gelegenheit bietet, diese Dinge auszu­leuch­ten. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht, denn die anderen Ausschüsse des Parlaments, etwa der Ausschuss, der sich mit den Bundesfinanzen befasst, haben die Unterlagen betreffend die Gegengeschäfte, die jetzt überall in den Medien zitiert werden, nicht bekommen. Daher wä­re ein Untersuchungsausschuss notwendig, um dieses so genannte wundersame Finanzie­rungs­modell überhaupt einmal einigermaßen überprüfen zu können.

Hingegen kann man im „trend“ lesen, dass jene Unternehmen, die Sie ja immer – auch Sie, Herr Bundeskanzler – gerne zitieren, sagen, mit dieser Finanzierungsplattform wollen sie nichts am Hut haben. Der Magna-Chef sagt sinnigerweise oder richtigerweise:

„In unserer Branche bekommt man einen Auftrag, wenn man gut ist. Wenn nicht, dann nicht.“

In dieser Aussage steckt sehr viel Weisheit, und sie weist auch auf den Anachronismus bei den Gegengeschäften hin.

Der KTM-Chef sagt dazu: „Eine Sauerei!“ Mit ihnen habe noch nicht einmal jemand geredet!

Und diese Firmen werden ständig als potentielle Gegengeschäftspartner geführt, Herr Minister Bartenstein?

Sie wollten die Vorgänge ins Internet stellen. Bitte tun Sie das endlich, damit wenigstens auf die­ser Ebene Transparenz herrscht!

Es passt also hinten und vorne nichts zusammen, und das sollte uns über das Vorliegende hinaus weiter stutzig machen. So sollte uns etwa auch stutzig machen, dass, um auf die Aus­schreibung zurückzukommen, ausgerechnet der amerikanische Anbieter Lockheed Martin mit seiner „F-16“ gar nicht mehr in die allerengste Wahl gekommen ist. Das ist schon sehr eigen­artig – Minister Scheibner ist jetzt nicht mehr da und kann daher jetzt leider nicht dazu befragt werden –: Das Flugzeugmodell, das für Zwecke, für die wir es auch in Österreich brauchen, welt­weit am meisten eingesetzt wird, soll ausgerechnet unserer Ausschreibung nicht entspre­chen?! – Entweder die Ausschreibung ist für den sprichwörtlichen Hugo – das glaube ich aber nicht unbedingt –, oder bei der Vergabe ist irgendetwas auf der Etappe schiefgegangen. Es riecht also aus mehreren Ritzen nach Schiebung. Ich komme nicht umhin, das festzustellen.

 


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