Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 3. Sitzung / Seite 22

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uns das für die vielen Bundesbediensteten, die ein wirklich sehr geringes Einkommen haben, gerechter erschienen wäre.

Man liest in den Zeitungen ja immer nur von den hohen Gehältern der Sektionschefs und even­tuell der Ministerialräte, aber dass es Tausende Beamte gibt, die ein Gehalt von 12 000 bis 15 000, 16 000 S haben, davon redet niemand. In diesem Bereich wäre es ganz besonders not­wendig gewesen, die Bezüge durch einen Sockelbetrag überproportional zu erhöhen. Leider war die Gewerkschaft dagegen. Offensichtlich vertritt die Gewerkschaft doch die Interessen der Beamten mit höherem Verdienst, und das gibt uns schon sehr zu denken. In Wirklichkeit müssten wir alle dafür Sorge tragen, dass die Bezieher niedriger Einkommen angleichende Bezugserhöhungen erhalten und die Bezieher hoher Einkommen nicht noch mehr bekommen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Ich bedauere in diesem Zusammenhang auch, dass es nicht gelungen ist, ein eigenes Gesetz für die Exekutivbeamten umzusetzen. Die Frau Vizekanzlerin hat sich enorm bemüht, die Exe­kutivbeamten aus dem allgemeinen Beamtenschema herauszunehmen, denn man kann die Dienst- und Arbeitsverrichtung eines Finanzbeamten oder eines allgemeinen Verwaltungsbe­amten ganz einfach nicht vergleichen mit jener eines Exekutivbeamten, der in seinem Beruf ungeheure Gefahren zu gewärtigen hat. Aber die Gewerkschaft war auch in diesem Fall dagegen. Ich denke, da ist ein Umdenken dringend erforderlich.

Wir müssen unsere Beamten motivieren. Meiner Meinung nach bringt nicht nur ein höheres Ge­halt Motivation. Das auch, aber es ist auch notwendig, die Beamten durch entsprechende Reformen in ihrem Bereich zu motivieren. Jedermann, auch mein Vorredner, der Koalitionsver­handler und Sondierungsgesprächsteilnehmer, wirklich jeder redet von den notwendigen Re­formschritten in Österreich. Seit Jahrzehnten wird über eine Staatsreform in Österreich disku­tiert. Das heißt, das Vorhaben ist nicht neu, nur hapert es immer wieder an der Durchführung, nämlich zum einen daran, dass die ÖVP ihre Länderfürsten nicht dazu bewegen kann, etwas von ihrer Macht abzutreten, und zum anderen daran, dass die SPÖ den Gewerkschaftsbund, die Arbeiterkammer nicht dazu bewegen kann, endlich Reformvorhaben zu akzeptieren.

Wir erleben ja zum Beispiel bei der Pensionsreform, wie versteinert die Mitglieder des Gewerk­schaftsbundes agieren. Offensichtlich hat der Gewerkschaftsbund, die Funktionäre oder die Spitzenfunktionäre, überhaupt keine Perspektive, wie man die Herausforderungen der moder­nen Zeit zu bewältigen hat. Da haben Sie eine sehr wertvolle und wichtige Aufgabe in Ihren Reihen zu erfüllen, meine Damen und Herren von der SPÖ!

Der Zweite Nationalratspräsident Fischer zum Beispiel sagt, große Schritte seien bei der Staats­reform notwendig, das sanfte Drehen an einigen Schrauben unserer Verfassung reiche nicht mehr aus. Ich gebe ihm Recht, sage aber, dass es auch an Ihnen von der Sozialdemokrati­schen Partei liegt, Druck dahin gehend zu machen, dass dieses Schrauben an den nötigen Instrumen­ten auch wirklich effektvoll geschieht, weil sonst wieder nichts weitergeht, wie das eben in der Vergangenheit der Fall war, ausgenommen die Zeit der freiheitlichen Regierungsbe­teiligung.

Herr Abgeordneter Stummvoll hat die großen Verdienste der Frau Vizekanzlerin bereits hervor­gehoben, und wie die Freiheitliche Partei über Reformschritte denkt, das hat die Frau Vize­kanzlerin während ihrer gesamten Funktionszeit auch wirklich verkörpert. Wir haben wichtige Reformschritte in Angriff genommen.

Erwähnt worden ist der harte Kampf mit den Beamten. Wir erinnern uns alle: In den Medien ist von tage- und nächtelangen Gesprächen berichtet worden. Es war sicher ein sehr harter Kampf, der da geführt werden musste, und die Frau Vizekanzlerin hat diesen Kampf aufgenommen – zum Wohl eines modernen Staates, zum Wohl auch der Österreicher.

Wir haben in unserer Regierungsverantwortung dazu beigetragen, dass es eine Verwaltungsre­form gibt, dass es eine Verbesserung der Balance zwischen Bürger und Staat gibt – zugunsten der Bürger. Wir haben auch einen weiteren Schritt gesetzt in der Entpragmatisierung. In allen


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