Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 3. Sitzung / Seite 34

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Es geht darüber hinaus um Bildungspolitik, darum, den neuen Anforderungen in der Arbeitswelt zu entsprechen, um die Notwendigkeit, im Wettbewerb zu bestehen, und es geht um Chancen­gleichheit.

In dieser Diskussion geht es natürlich auch um den Sozial- und den Gesundheitsbereich. Dabei ist es vor allem wichtig, dass wir auf fundamentale Veränderungen Bezug nehmen.

Hohes Haus! Meine Damen und Herren! Ist uns klar, dass die Lebenserwartung seit dem Jahre 1970 um sieben Jahre gestiegen ist, seit dem Jahr 1990 um weitere zwei Jahre? Man könnte sagen, dass das eine Frohbotschaft ist; sie macht aber Maßnahmen erforderlich.

Es geht um eine bessere Ausbildung, es geht, dadurch bedingt, um einen späteren Eintritt ins Berufsleben, es geht um eine dadurch erfolgte Verkürzung der Lebensarbeitszeit. Das müssen wir sehr klar sehen: Wir haben seit dem Jahr 1970 durch die bessere Ausbildung und den späteren Eintritt ins Berufsleben sowie durch den früheren Übertritt ins Pensionsalter sieben Jahre an Lebensarbeitszeit verloren. Es geht auch um die Verlängerung der Versorgungszeit.

Darauf sind Antworten gefragt! Wer sich damit beschäftigen will, dem kann ich eine Statistik aus dem Hauptverband empfehlen. Ich ziehe für einen Vergleich das Jahr 1970 und das Jahr 2001 heran: Im Jahr 1970 erfolgte der Pensionseintritt der Frauen im Alter von 61 Jahren, die Versor­gungszeit betrug 15 Jahre. Im Jahr 2001 erfolgte der Eintritt der Frauen in die Pension mit 57 Jahren, und die Versorgungszeit betrug 26 Jahre. Bei den Männern erfolgte im Jahr 1970 der Eintritt in die Pension mit 62 Jahren, die Versorgungszeit betrug 13 Jahre. Heute erfolgt der Eintritt mit 58,7 Jahren, und die Versorgungszeit beträgt 20 Jahre.

Es ist einfach notwendig, dass wir diesbezüglich klare Entscheidungen treffen, um auch die Glaubwürdigkeit zu sichern. Es geht darum, den Generationenvertrag zu erhalten. Sehr viele junge Leute fragen uns, wie wir denn überhaupt denken und ob wir nicht doch schon auch an sie denken, an die, die die Beiträge zu zahlen haben werden und die auf Grund der demo­graphischen Entwicklung immer weniger werden, und an das Verhältnis von diesen zu den­jenigen, denen wir die Leistung sichern müssen – auch in fünf Jahren, auch in zehn Jahren.

Ich denke, dass wir gerade daran klar erkennen müssen, dass das staatliche System allein auf Dauer nicht mehr ausreichen wird. Wir werden ein duales System brauchen, also auch eine Privatvorsorge, wo natürlich Sicherheit geboten werden muss. Und es geht auch darum, neue Wege zu finden. Wir haben das in der vergangenen Gesetzgebungsperiode getan, näm­lich durch die Schaffung der Mitarbeitervorsorge, eines beispielgebenden sozialpolitischen Pro­jek­tes für ganz Europa, für alle unsere Mitbewerber. (Beifall bei der ÖVP.)

Das war die Arbeit dieser Regierung, und das war eine besondere Leistung der letzten Gesetz­gebungsperiode.

Wir haben in den vergangenen Jahren laufend Pensionsreformen beraten. Ich erinnere mich, dass die Sozialminister auf der Regierungsbank, wo immer sie auch herkamen, sagten: Das ist eine ganz entscheidende Reform, und es ist nach menschlichem Ermessen die letzte in den nächsten zehn oder 15 Jahren. – So lautete die Mitteilung des Jahres 1995, die Mitteilung des Jahres 1997 und auch jene des Jahres 2000.

Es waren schon maßgebliche Reformen, sie waren nur zu wenig weit reichend und zu wenig tief greifend. Deshalb sind weitere Maßnahmen wichtig, so etwa die Anhebung des gesetzlichen Pensionsalters. Nicht gleich sagen: Da fallen Leute in die soziale Krise! – Es geht ein­fach darum, das Mindestalter für die vorzeitige Alterspension bei langer Versicherungsdauer anzuhe­ben, um das Ganze finanzierbar zu halten. Es geht natürlich auch darum, begleitende Maßnah­men auf dem Arbeitsmarkt zu schaffen, Aus- und Weiterbildung zu sichern. Ich denke, dass das ganz wichtig ist.

Denken wir in diesem Zusammenhang bitte auch daran, dass Menschen oft im Berufsleben bleiben wollen! Wir müssen ihnen die Möglichkeit dazu bieten. Wir dürfen auf Dauer auf diese Ressource der Erfahrung, der Mitarbeit, der Lebensweisheit nicht verzichten! – Das sind


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