Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 3. Sitzung / Seite 44

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Auch das sind ganz klare Zeichen von Armut, und es muss uns klar sein, dass diese Probleme von Armut mit Beträgen wie jenen, um die es heute hier geht, nicht zu lösen sind. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Mag. Posch.)

Österreich ist eines der reichsten Länder der Welt, auch wenn die Budgetdiskussion der letzten Jahre dahin gegangen ist, uns das vergessen zu lassen. Es ist eine Tatsache: Es ist in Öster­reich für alle genug da. Es ist eine Frage der Umverteilung, und wir haben die politische Verant­wortung, dafür einzutreten, dass diese Umverteilung in einem besseren Maß stattfindet als bis­her. Ich meine, dass diese siebenprozentige Erhöhung kein Grund dafür ist, stolz hier zu stehen und zu sagen: Wir erhöhen um sieben Prozent!, weil die Summen, um die es hier geht, noch immer beschämend sind. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Mag. Posch.)

Wenn man sich das genau anschaut, dann sieht man, dass diese 965 € ja aufgeschlüsselt sind, und zwar in 643 € für den Mann, der den Pensionsanspruch hat, und in 322 € für seine Ehefrau, die keinen Anspruch auf Pension hat. Werte Kolleginnen und Kollegen – speziell von der ÖVP und FPÖ! Ich bin im Vorarlberger Landtag von Ihren Parteifreundinnen und -freunden heftigst attackiert worden, als ich immer wieder das Recht von Frauen auf Erwerbstätigkeit und damit unter anderem ihre finanzielle Unabhängigkeit eingefordert habe. Wortreich ist mir dann immer versichert worden, wie hoch die Bedeutung der Hausfrau ist. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Das stimmt ja auch!) – Ja, aber beim Geld hört die Anerkennung offenbar auf, denn ganze 320 € sind Ihnen, Frau Kollegin Partik-Pablé, diese Hausfrauen wert, die das getan haben, was Sie immer so wortreich loben und anerkennen, nämlich sich um die Erziehung ihrer Kinder, das Wohlergehen ihres Mannes und den Haushalt zu kümmern.

Sie werden mir zustimmen, wenn ich sage, dass die heutige Anpassung der Ausgleichszulagen­richtsätze nur eine kleine Sofortmaßnahme ist. Ich persönlich stimme ihr – das kann ich Ihnen versichern – mit Zähneknirschen zu. Ich erwarte, dass sich alle in diesem Parlament darüber einig sind, dass wir dringend eine Grundpension für alle brauchen, nicht zuletzt deshalb, weil jede Frau – egal, ob sie erwerbstätig oder Hausfrau war – ein Recht auf eine menschenwürdige Absicherung im Alter hat. (Beifall bei den Grünen.)

Es ist eine vordringliche Aufgabe der kommenden Regierung, egal, wie diese aussehen wird, dafür Sorge zu tragen, dass hier eine Änderung stattfindet. Der Bundeskanzler hat gestern zwar gemeint: Wer mit uns verhandeln will, darf keine Bedingungen stellen!, aber ich sage Ihnen: Hier ist eine der Bedingungen, die gestellt werden müssen, die meiner Meinung nach von allen hier gestellt werden müsste, wenn sie verantwortungsvolle Politik machen wollen, nämlich die Einführung einer Alterspension für jede Frau, unabhängig davon, ob sie erwerbstätig war oder nicht. – Das ist eine Bedingung, an der künftig keine Koalition vorbeigehen kann und darf, ganz gleich wie sie zusammengesetzt ist. – Danke. (Anhaltender Beifall bei den Grünen.)

11.35


Präsident Dr. Heinz Fischer: Alle, die zum ersten Mal am Rednerpult sind, bekommen eine „Applauszulage“.

Zu Wort gelangt nun Frau Abgeordnete Turkovic-Wendl. – Bitte, Frau Abgeordnete.

11.36


Abgeordnete Ingrid Turkovic-Wendl (ÖVP) (mit Beifall begrüßt): Ich danke dafür. – Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Meine werten Kolleginnen und Kollegen! Hohes Haus! Es drängt mich, ein paar persönliche Worte an den Beginn meiner Rede zu stellen, ein paar Worte über etwas, das mir sehr viel bedeutet. Vor, ich würde sagen, fast einem knappen halben Jahrhun­dert habe ich als junge Sportlerin die Möglichkeit gehabt, etwas für Österreich zu tun, und zwar durch sportliche Erfolge. Es war dies eine Zeit, in der Österreich – ich habe das als Kind, als Jugendliche, ich war damals 15, gespürt – im Ausland wenig gegolten hat. Die Siege von Toni Sailer waren etwas, wo man gespürt hat: Man schaut wieder auf Österreich.

So sehr man als Sportler auch auf seine eigene Leistung konzentriert ist: Wird es heute gut gehen und am nächsten Tag?, so sehr spürt man auch diese Beachtung von Seiten des Aus­landes. Das ist etwas, was mich eigentlich mein ganzes Leben lang begleitet: dass Österreich


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