Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 3. Sitzung / Seite 50

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Daher haben wir einen Antrag eingebracht, der künftig die Möglichkeit bieten soll, dass ein Untersuchungsausschuss nicht wie bisher nur durch einen Mehrheitsbeschluss, sondern bereits durch ein Verlangen von einem Drittel der Abgeordneten eingesetzt werden kann; wobei ich hinzufüge, dass wir, sollte der Fall eintreten, dass es hier in diesem Haus zu einer Regierungs­mehrheit kommt, wonach die Minderheit nicht einmal ein Drittel der Abgeordneten zur Verfü­gung hätte, wahrscheinlich hinsichtlich des Quorums eine Änderung durchführen müssten, denn sonst wäre das keine Stärkung der Minderheitsfraktionen. Jedenfalls wäre es notwendig, dass man grundsätzlich vom Erfordernis eines Mehrheitsbeschlusses abrückt.

Weiters beinhaltet dieser Antrag, dass nur ein Untersuchungsausschuss auf Grund eines Ver­langens laufen und es nicht gleichzeitig zwei geben kann und dass man auch eine zeitliche Beschränkung vorsieht, nämlich dahin gehend, dass innerhalb von 18 Monaten nach Einset­zung des Untersuchungsausschusses im Plenum über die Tätigkeit berichtet wird.

Das sind klare Regelungen. Da kann man nicht den Vorwurf machen, dass damit, wie es meistens von den Mehrheitsfraktionen oder Regierungsfraktionen geäußert wird, den Minder­heitsfraktionen Destruktionsinstrumentarien oder „Kriminalisierungsinstrumentarien“ – unter Anführungszeichen – überantwortet werden. Mit diesen Bestimmungen wird eine klare Ordnung vorgegeben und eine parlamentarische Balance, eine Ausgewogenheit zwischen Regierungs­fraktionen und Opposition hergestellt, die, glaube ich, wirklich die Rechte der Minderheits­fraktionen weiter stärkt.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich sagen – weil wir heute wiederum zwei zusätzliche Anträge einbringen, die im Rahmen der Reform der parlamentarischen Arbeit einen Stellenwert haben –, dass es sich lohnen würde, eine Grundsatzdiskussion über die Frage der Öffentlichkeit hier zu führen. Das heißt, es geht um die Möglichkeit, dass wir ähnlich wie in anderen Parlamenten in Europa festlegen könnten, dass eine permanente Übertragung der Debatten hier im Plenum auf einem Fernsehkanal stattfinden könnte. Es ist zu überlegen, die Arbeit in den Ausschüssen transparenter zu gestalten, indem man den Medien die grundsätzliche Möglichkeit einräumt, den Ausschusssitzungen beizuwohnen und über unsere Tätigkeit in den Ausschüssen berichten zu können.

Ich glaube, dass das mit Sicherheit auch die Arbeit in den Wahlkreisen erleichtern würde, denn wie oft bekommt man die Frage gestellt: Was machen Sie derzeit? Wo sind Sie gerade tätig? Was sind gerade Ihre Schwerpunkte? Hier ist ein Zusammenhang damit gegeben, inwieweit die Wählerinnen und Wähler Zugang zu den Informationen über die Tätigkeit der von ihnen gewähl­ten Abgeordneten haben.

Es würde unsere Arbeit erleichtern, wenn der Journalismus mehr Möglichkeiten bekäme, seine Informationsarbeit zu verbessern, natürlich verbunden mit einer kritischen Reflexion. Es ist ja nicht damit gemeint, dass das eine so genannte Hofberichterstattung sein sollte. Vielleicht gibt es Einzelne, die diesen Wunsch hegen, aber uns geht es darum, dass hier mehr Öffentlichkeit gegeben ist, womit man die Arbeit der Abgeordneten in einem ganz entscheidenden Ausmaß erleichtern könnte.

Genauso ist es mit der Fragestunde. Man könnte sich auch Gedanken darüber machen, wie man die Fragestunde qualitativ verbessern kann. Das wäre in diesem Gesamtpaket, neben dieser Änderung hinsichtlich der Möglichkeit, einen Untersuchungsausschuss einzusetzen, ein ganz wesentlicher Aspekt.

Die jetzige Praxis ist ja die: Man bringt eine schriftliche Anfrage in dieser Fragestunde ein, welche dann vom betreffenden Regierungsmitglied meistens schriftlich nicht beantwortet wird. Dann stellt man eine mündliche Zusatzfrage, und dann geht das gleiche Spiel wieder von vorne los. Ich denke, man könnte diese Fragestunde lebendiger gestalten, wie das meines Wissens in manch anderen Ländern der Fall ist, nämlich indem man auch ohne diesen Prozess der Vorbe­reitung Fragen stellen kann und spontaner dazu geantwortet werden muss, indem durchaus auch tagespolitische Ereignisse mit einbezogen werden können – auch das natürlich mit einer


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