Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 3. Sitzung / Seite 74

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Man muss nur dividieren können und die anderen Grundrechnungsarten beherrschen, um das zu beweisen.

Wissen Sie, welche Auswirkungen nicht eruiert worden sind – daher fehlt auch der Bericht zur sozialen Lage der Studierenden seit 1999; er ist überfällig –? Es wurde nie berichtet, dass Österreich mit bereits 74 Prozent neben dem Studium arbeitenden Studierenden den Spitzen­wert unter allen OECD-Staaten aufweist. (Abg. Ellmauer: Bravo!) Da war Ihre Regierung Spitze. Bravo, sagen Sie! (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Ellmauer.) Sie glauben, dass das Studium schneller absolviert werden kann, wenn 74 Prozent der Studierenden nebenher arbeiten? Ich weiß schon, Praxisbezug, aber dann lamentieren Sie bitte nicht, dass Studierende bei uns länger brauchen, darum würde ich schon bitten. Karl Kraus hat einmal gesagt, beson­ders schwierig werde es mit Leuten, die keine neuen und guten Ideen haben und diese dann noch zu erklären versuchen.

Ich würde bitten, noch einmal auf die Studiengebühren zurückzukommen. Es mag größere Katastrophen geben, aber eine Regierung nur daran zu messen, ob die Katastrophen größer oder kleiner sind, bringt uns Österreicher auch nicht an die Spitze. Man muss Studiengebühren im Kontext der gesamten Uni-Reform sehen, und was diese betrifft, so wissen Sie, dass die Mehrheit aller Betroffenen gegen Ihre Pläne opponiert. Und da sind nicht nur die Dümmsten, da sind nicht nur Fundamentalisten und Betonierer dahinter, sondern durchaus anerkannte inter­nationale Spitzenwissenschaftler.

Ich möchte Sie bitten: Hören wir auf, uns gegenseitig Kronzeugen um die Ohren zu hauen, sondern versuchen wir wirklich in einen Dialog einzutreten! Wenn die Güte der Argumente hier einen Wert und nicht nur Macht hat, dann, denke ich, hat man gute Chancen, auch einen ver­nünftigen Dialog zu führen. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

13.46


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Dr. Brinek. – Bitte.

13.47


Abgeordnete Dr. Gertrude Brinek (ÖVP): Herr Präsident! Hohes Haus! Geschätzte Damen und Herren Kolleginnen und Kollegen! Vor allem lieber geschätzter Kollege Grünewald! Dialog und Wertschätzung der Argumente sind eingefordert worden. Gerne trete ich in den Dialog ein und lese Ihren Antrag ganz genau. Wenn man diesem folgt, muss man sagen, dass die Öster­reicherinnen und Österreicher demnächst mit ungefähr 145 Millionen € zur Kassa gebeten wer­den. Das ist das Geld, das nach Entfall der Studienbeiträge nach dem Hochschul-Taxengesetz den Universitäten fehlt. Ihr Antrag lautet dahin gehend, dass das den Universitäten aus Budget­mitteln zur Verfügung gestellt werden müsse.

Ich frage mich – wenn das Budget 100 Prozent beträgt –: Wo nehmen Sie es denn weg? Woher nehmen Sie ungefähr 2 Milliarden Schilling, um sie den Universitäten zu geben? Oder wollen Sie sagen, die Universitäten könnten auf diese 2 Milliarden Schilling verzichten? – Ich sage das nicht, denn ich kenne die Universitäten, sie brauchen das Geld. (Abg. Dr. Grünewald: Das ist ja die Akademikerrate!) Also: Nehmen Sie es den Familien weg, dem Arbeitsmarkt, dem Kapitel Soziales? Wem nehmen Sie diese 2 Milliarden Schilling weg? (Abg. Öllinger: Die Arbeitslosen­versicherung zahlt ja schon dafür!)

Weiters möchte ich Folgendes feststellen. Mittlerweile arbeitet die Statistik und arbeiten auch die Forschungsinstitute mit Zahlen von Studierenden – wenn es um Studierende geht – mit Studienaktivität und Studierenden ohne Studienaktivität. Über diese Differenzie­rung bin ich sehr froh, denn somit ist belegt, dass die Zahl der Studierenden mit Studienaktivität gleich geblieben ist, dass die Zahl der Studienabschlüsse gestiegen ist und dass die Zahl derer, die Prüfungen ablegen, ebenfalls im Steigen begriffen ist.

Ich weiß, und Sie wissen das auch, Herr Kollege, weil Sie aktiv im Universitätsleben lehrend und forschend tätig sind: Kein Universitätslehrer, keine Universitätslehrerin wird bestätigen, dass weniger Studierende in den Hörsälen sitzen, dass weniger Studierende ihre Seminararbei-


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