Weil heute
mehrmals unsere Bundesregierung angesprochen wurde, darf ich sagen: Ich glaube,
dass man sehr deutlich dokumentieren kann, dass diese unsere Regierung
zeitgerecht gehandelt, Beratungen geführt und Entscheidungen getroffen hat,
sich um eine friedliche Lösung dieses Konfliktes, der eine große Bedrohung in
sich birgt, bemüht hat, nicht zuletzt durch die Einberufung des Nationalen
Sicherheitsrates am 29. Jänner, wo letzten Endes auch ein Beschluss
gefasst wurde.
Die Ursache dieses
Konfliktes besteht im Wesentlichen darin, dass ein Diktator rücksichtslos seine
Interessen verfolgt, dass er über Massenvernichtungswaffen und Raketen verfügt
und – darauf kommt es an – dass er seiner Abrüstungsverpflichtung,
die er nun bereits seit zwölf Jahren hat, bis heute nicht nachgekommen ist.
Wenn heute namhafte österreichische Parlamentarier sagen, dass seitens der
Regierung zu wenig unternommen worden sei, um eine friedliche Lösung dieses
Konflikts zu erreichen, dann muss das entschieden zurückgewiesen werden.
Sowohl der Herr Bundeskanzler als auch die Frau Außenminister verfolgen diesen
Konflikt nicht nur mit tiefer Sorge, sondern sind aktiv bemüht, im
europäischen Gleichklang dahin gehend zu wirken, dass man diese Bedrohung
abwendet. Dieser Gleichklang ist natürlich sehr schwer zu erreichen, wenn man
zur Kenntnis nehmen muss, dass namhafte Regierungen – und mich bedrückt
das sehr –, wie zum Beispiel jene des englischen Premierministers Tony
Blair, bei diesem Konflikt einen ganz anderen Weg gehen, sich eindeutig auf
die Seite Amerikas stellen. (Abg.
Mag. Lunacek: Aznar auch! Aznar
auch!) Ich denke, dass es auch Aufgabe der Sozialistischen Internationale
wird sein müssen, sich da entsprechend einzubringen. Es ist zu wenig, wenn wir
hier rhetorisch Kritik üben – wir müssen mit Wort und Tat eingreifen.
Es geht darum,
Friedenssicherung zu betreiben und sich auch selbst zu schützen. Aus dieser
Sicht ist natürlich auch die Entscheidung der Bundesregierung,
Truppentransporte über Österreich und natürlich auch durch Österreich zu
untersagen, zu werten. Das zeigt nämlich sehr deutlich, dass wir nicht nur den
heutigen Neutralitätsstatus beansprucht haben, sondern auch die
völkerrechtliche Souveränität wahrnehmen, aus der heraus jedes Land über die
Nutzung seines Territoriums selber und frei entscheiden kann, nein, viel mehr
noch, frei entscheiden muss.
Ich war persönlich
sehr beunruhigt, als der amerikanische Außenminister Rumsfeld die Haltung Österreichs
unverständlicherweise kritisiert hat und uns eine Blockade vorgeworfen hat.
Diese Aussage eines Außenministers einer angeblichen Friedensschutzmacht
halte ich persönlich für äußerst unpassend. Vielmehr möchte ich das Engagement
unserer Frau Außenministerin würdigen, die sich bereits vor einem Jahr darum
bemüht hat, dass die Waffeninspektoren tatsächlich eingesetzt werden und ihre
Arbeit aufnehmen können, die sich in weiterer Folge vor kurzem erfolgreich
darum bemüht hat, auch die arabischen Staaten in diesen Beratungs- und Friedenssicherungsprozess
einzubinden. Ich halte das nicht nur politisch, sondern auch emotional für sehr
wichtig, weil ich glaube, dass man, wenn man diese Staaten in diesen Prozess
mit einbezieht, in dieser ganzen Entwicklung viel mehr bewegen kann.
Die Entscheidung
war, glaube ich, richtig, und es ist heute auch sehr deutlich aus beiden Wortmeldungen
herauszuhören gewesen, sowohl aus jener des Herrn Bundeskanzlers als auch aus
jener der Frau Außenministerin, dass die Diskussion nun im Sicherheitsrat
erfolgen muss. Dort muss entschieden werden! Jedenfalls ist alles zu
unternehmen, damit wir da letzten Endes einen hoffentlich friedlichen und
glücklichen Ausgang finden.
Diese krisenhafte
Situation, die wir haben, ist aber für mich auch eine klare Botschaft an
Europa, weil sie erkennen lässt, dass die Gemeinsame Außen- und
Sicherheitspolitik endlich wahrgenommen und umgesetzt werden muss, dass
Europa seine Stärke nicht nur zeigen, sondern auch dokumentieren muss, seine
Wirtschaftskraft unter Beweis zu stellen hat und in wirklicher Geschlossenheit
an der Weltpolitik aktiv mitzuwirken hat, auch bei der Friedenssicherung –
und das nicht zuletzt im Interesse der Menschen auf der ganzen Welt. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten
der Freiheitlichen.)
9.54