Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 5. Sitzung / Seite 45

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te: „Pension mit Risiko – Zukunftsvorsorge, Kursstürze, leere Kassen und eine andauernde Bör­sen­baisse – Vorsorgemodelle mit Aktienanteilen sind riskanter denn je.“

Ich kann Ihnen auch Zitate quer durch die Welt bringen. In der „Neuen Zürcher Zeitung“ beispiels­weise vom 16. Jänner 2003 hieß es: „Bei US-Pensionskassen tickt eine Zeitbombe. Un­realis­tische Bewertung des Deckungsgrades.“ – Welche Auswirkungen das für die Firmen derzeit hat, können Sie in einem entsprechenden Artikel lesen.

Die „Presse“ vom 16. November 2002 schreibt über die Niederlande, die ihre Altersvorsorge weit­gehend auf das Kapitaldeckungsverfahren umgestellt haben: „Arbeitgeber und Arbeit­neh­mer müssen bluten. Eine drastische Erhöhung ihrer Pensionszahlungen droht den Nieder­län­dern.“

Die „Neue Zürcher Zeitung“ vom 28. 1. 2003 schreibt über Großbritannien: „Krise der Betriebs­renten in Großbritannien, Defizite durch Börsenbaisse.“

In der „Presse“ vom 10. Feber 2003 hieß es: „Altersvorsorge frisst immer stärker die Gewinne glo­baler Spitzenwerte. Die Defizite in den Rentenfonds europäischer Unternehmen haben sich innerhalb eines Jahres verdreifacht.“

Weiters steht in der „Presse“ vom 20. 2. dieses Jahres: „Pensionskassen“ – und jetzt sind die öster­reichischen gemeint – „spätestens 2004 in der Bredouille“.

Meine Damen und Herren! Was heißt das? Und Sie preisen uns diese so genannte Zukunfts­vorsorge als die Zukunft der Altersversorgung an?! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Was heißt das, meine sehr geehrten Damen und Herren? Ist es wirklich sinnvoll, wenn wir das, was wir als das private Risiko jedes Einzelnen betrachten und auch durchaus für sinnvoll halten, über eine Existenzsicherung hinaus, wenn wir das, was der private Wunsch möglicherweise eines jeden sein kann, der das Geld dafür hat, aus staatlichen Mitteln fördern? Oder sollten wir nicht lieber unsere staatliche Altersversorgung überprüfen und danach ausrichten, dass sie tatsächlich eine Existenzsicherung gewährleistet? (Abg. Dr. Spindelegger: Sowohl als auch!) – Nicht sowohl als auch, Herr Kollege Spindelegger! Sie wissen genau so gut wie ich, dass die staat­liche Altersversorgung für viele Menschen in diesem Land eine nicht ausreichende Exis­tenz­sicherung bedeutet.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Mir hilft es nicht, wenn Kollege Stummvoll das Prinzip der Sicherung des Lebensstandards am Beispiel seiner eigenen Person einfordert. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Wenn es um die Gehälter und die Einkommen von Politikern geht – das haben wir in den Ver­hand­­lungen mit der ÖVP auch erlebt –, dann wird die ÖVP sehr empfindlich, dann wird es schwie­­rig, mit Ihnen darüber zu reden, dass nicht mehr all das, was in der Vergangenheit üblich war (Abg. Dr. Spindelegger: Haben Sie eine alte Pension oder sind Sie ins neue System ge­gangen?), für die Zukunft fortgeschrieben werden soll. (Präsident Dr. Fischer übernimmt den Vorsitz.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn ich eine Alterspension in der Höhe von 200 000 S oder 250 000 S hätte, würde ich mit dem Begriff „Leistungsträger“ sehr vorsichtig um­gehen. Ich denke nicht, dass es Aufgabe eines öffentlichen Pensionssystems ist, derartige Pen­sionen abzusichern. Einen derart hohen Lebensstandard müssen öffentliche Pensions­systeme nicht absichern, aber existenzsichernd müssen sie sein. – Eben in diese Richtung muss die Debatte gehen: Wir können nicht den Lebensstandard von Politikern oder Bank­direkto­ren – um ein anderes Beispiel herzunehmen, das auch geläufig ist – für die Zukunft absi­chern wollen. Das wird nicht möglich sein, vor allem nicht aus öffentlichen oder halböffentlichen Mitteln. Aber wenn Sie mit uns darin übereinstimmen, dass es um die Existenzsicherung geht, dann müssen Sie alles dazu tun, dass diese Möglichkeit tatsächlich hergestellt wird.

 


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