Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 5. Sitzung / Seite 66

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Viel größer ist das Risiko in jenem Bereich, in dem sich nun die Debatten über gesund­heits­politische Koalitionen zwischen den beiden Parteien FPÖ und ÖVP bewegen. Da tragen immer­hin 8 Millionen ÖsterreicherInnen ein Risiko – nicht jenes, an Pocken zu erkranken, sondern jenes, eventuell schlechter, ungerechter, unfairer versorgt zu sein. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Aber bleiben wir bei den Pocken. Ich glaube, es kann sich keine Partei guten Gewissens der Aufgabe entziehen, auch für gewisse Eventualitäten Vorsorge zu tragen. Das haben wir getan. Es bestehen nun manche Ängste dahin gehend, dass durch dieses Gesetz, in dem es heißt, in Krisen, Katastrophen und kriegerischen Fällen der Auseinandersetzung kann man auch zu Medikamenten greifen, die noch nicht zugelassen sind, ein Tor aufgestoßen würde, dass es dadurch überhaupt einmal gang und gäbe werden könnte, Medikamente einzusetzen, die nicht erprobt sind.

Dazu muss ich etwas sagen. Im Entwurf dieses Gesetzes ist klar festgehalten, dass das eben nur bei terroristischen und kriegerischen Auseinandersetzungen möglich ist und nur dann, wenn keine Medikamente mit wissenschaftlich erwiesener Wirksamkeit am Markt erhältlich sind. Das heißt, man muss das Nutzen-Risiko-Potential abwägen: Schadet man mit diesen Medikamenten mehr oder hilft man mehr?

Eine kurze Bemerkung dazu: Bei Pockenbefall muss man mit 30 Prozent an Todesfällen der infizierten Personen rechnen. Beim bisherigen Impfstoff, der mehr oder weniger von Groß­britannien und den USA aufgekauft wurde, hat man errechnet, das zwei bis drei Todesfälle pro eine Million Impfungen – unabhängig von anderen Nebenwirkungen, die sich im 10-Prozent­be­reich bewegen können – vorkommen.

Das klingt jetzt natürlich sehr viel, aber ich sage Ihnen – und das ist kein Sarkasmus –, dass auch bei Zahnextraktionen unter Lokalanästhesie mehr als drei Todesfälle jährlich in Österreich auftreten – und das ist die Wahrheit und ausschließlich die Wahrheit.

Ich habe von Staatssekretär Waneck keine Antwort auf meine Frage bekommen, ob Bushs Impfung Anlassfall war, das hier zu aktualisieren, und auch keine Antwort darauf bekommen, ob bei Bush Nebenwirkungen dieser Impfung festgestellt wurden. Ich wurde gerügt, man könnte da in diplomatische Verwicklungen kommen; daher stelle ich richtig: Ich habe gefragt, ob bei ihm Nebenwirkungen aufgetreten sind, ich habe es nicht behauptet. Das wäre erst noch zu klären.

Ich komme betreffend dieses Gesetz schon noch zu einer Frage an Herrn Staatssekretär Waneck: Wie verhält es sich mit anderen Bedrohungspotentialen wie Anthrax, Botulismus, Cholera, Pest oder Gelbfieber? Hat man da ähnliche Vorsorge getroffen, oder schweigen wir darüber?

Nun zum Kollegen Rasinger, der auch schon bei der Gesundheitsuntersuchung ist. (Abg. Steibl: Nein! Er ist da!) – Ist er noch da? Ah, da ist er. Er ist gesund, Gott sei Dank! Ich wün­sche es ihm auch. Er hat sich wohlweislich nur auf das Gesetz beschränkt und hat nicht über seinen Eiertanz – wenn Sie mir diesen Ausdruck erlauben – bei den Selbstbehalten gespro­chen.

Von der Bundesregierung – oder von der ÖVP, wenn Sie so wollen – wird ein Einsparungs­po­tential von 1 Milliarde € im Gesundheitssystem verlangt. Da bewegt sich die Debatte zwischen dem apokalyptischen Szenario von Kassendefiziten und Privatoffenbarungen des Christdemo­kraten Schüssel, aber ich glaube, Privatoffenbarungen müssen schon auch in einem Parlament wissenschaftlich oder ethisch hinterfragt werden können.

Die Bundesregierung hat eine Studie über die Wirkung von Selbstbehalten in Auftrag gegeben, in der acht Nationen der EU untersucht wurden, unter anderem auch Österreich. Diese wurde vom Industriewissenschaftlichen Institut, das sicher kein Instrument der Grünen und auch kei­nes der Sozialdemokraten ist, und vom ÖBIG durchgeführt. Diese sagen, der Effekt sei null bis marginal. Da sind mir Studien wichtiger als Privatoffenbarungen von Schüssel, vor allem dann,


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