Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 5. Sitzung / Seite 75

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schen Anschlägen beziehungsweise kriegerischen Auseinandersetzungen zu schützen. Das ist durchaus löblich. Und es ist natürlich unsere Pflicht, die österreichische Bevölkerung im Krisen­fall zu schützen. Das ist auch der Grund, warum die SPÖ gemeinsam mit den anderen drei Parla­mentsparteien diesen Antrag beschließen wird.

Aber – und das ist ein ganz großes Aber – ist es nicht noch viel wichtiger, dass sich die österrei­chische Bundesregierung, falls es jetzt bald endlich wieder einmal eine neue gibt, denn – zur Erin­nerung – wir haben vor ungefähr hundert Tagen gewählt und es ist noch immer die alte im Amt (Beifall bei der SPÖ), dafür einsetzt, dass es zu keinen kriegerischen Auseinandersetzun­gen kommt? Gerade jetzt wäre die Nagelprobe, und ich freue mich wirklich sehr, Frau Außen­ministerin, dass Sie wieder hier sind, weil ich doch einige Fragen an Sie habe und ich schon be­fürchten musste, dass Sie möglicherweise nicht die Gelegenheit haben, diese auch zu be­antworten.

Jetzt, während der Irak-Krise, wäre die Nagelprobe gegeben. Mir kommt es zurzeit eher so vor, als ob die maßgeblichen Personen wie die Kaninchen vor der Schlange säßen und sich nicht po­sitionierten. Das haben wir auch heute wieder in der Aktuellen Stunde gesehen und gehört. In aller Eile, fünf Minuten vor zwölf, quasi fünf Minuten vor einem möglichen Kriegsbeginn, wird noch schnell eine Aktuelle Stunde abgehalten. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Präsident Bush wird auf Ös­terreichs Ratschläge warten! Ich bin ganz überzeugt davon!) Ich denke, dass das nur deshalb war, damit das Gewissen der Regierung beruhigt wird. (Beifall bei der SPÖ.)

Aber die österreichische Tradition einer Außenpolitik, die aktive Friedenspolitik einbringt, dieser Weg ist verlassen worden. Diesen Weg kann ich leider nicht mehr sehen. (Abg. Dr. Ferrero-Wald­ner: Sie haben nicht zugehört!)

Meine Damen und Herren! Wenn dieser Krieg stattfindet, werden wie bei allen Kriegen Men­schen sterben, Menschen verletzt werden, Menschen ihre Angehörigen verlieren und für ihr wei­te­res Leben traumatisiert sein. Kurz: Menschen werden unendliches Leid erleben. In erster Linie werden es Frauen und Kinder sein, aber auch die Männer, egal, ob als Angehörige der Mili­tärs oder als Zivilpersonen. Krieg ist kein taugliches Instrument, Konflikte zu lösen. – Das ist es, was die Bevölkerung, auch die österreichische Bevölkerung von uns und von der Bun­des­regierung hören will. Aber da bleibt die Regierung stumm. (Bundeskanzler Dr. Schüssel: Was?) Die Botschaft der heutigen Aktuellen Stunde war: Ja, Krieg ist etwas Schreckliches, aber das können wir nicht verhindern, und dieses Aber war leider auch sehr groß geschrieben. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich erinnere nur an die Aussage des Herrn Verteidigungsministers. Er hat gesagt, militärische Ein­sätze können nicht verhindert werden. Und ich erinnere daran, dass die Frau Außen­minis­terin sich wieder einmal nicht positioniert hat und wieder einmal abwartet, was die anderen ma­chen. Sie ziehen sich aus der Verantwortung, und Sie beantworten nicht unsere Fragen: Wo sind Ihre Aktivitäten, um diesen Krieg zu stoppen? Wo sind Ihre Initiativen? Was haben Sie im Rah­men der EU gemacht, und vor allem was sind die Ergebnisse Ihrer Reisen, außer den Spe­sen?

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Mit diesem Antrag geben wir der Bevölkerung wieder ein Sig­nal, das sagt, wir sorgen vor, dass wir im Krisenfall gerüstet sind. Wenn etwas passiert, dann ha­ben wir vorgesorgt. Das finde ich auch wichtig, das trägt sicherlich auch zur Beruhigung der Bevölkerung bei, und das sind wir den Menschen auch schuldig. Aber wo bleibt Ihr Signal, wo bleibt das Signal, wir unternehmen alles, um kriegerische Auseinandersetzungen zu verhin­dern? In demselben Tempo, mit dem dieser Antrag eingebracht und beschlossen wurde, sollten alle Anstrengungen unternommen werden, diesen Krieg zu verhindern, weil es an der Zeit ist. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Sehr geehrte Damen und Herren! Ich stelle nochmals ausdrücklich fest, dass es sich bei diesem Antrag um einen Vierparteienantrag handelt. Das bedeutet, wir sind uns in diesem Fall einig. Für mich ist dieser Antrag ein Symbol, und zwar dafür, dass wir als SPÖ wieder einmal be­wei­sen, dass wir nicht, so wie es ÖVP und FPÖ so gerne darstellen, stur auf Oppositionskurs sind


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