Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 5. Sitzung / Seite 74

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ring einschätzen dürfen, dass aber Panikstimmung selbstverständlich nicht angesagt ist. Es ist der Konflikt zwischen den USA und dem Irak, der sich zuspitzt und der natürlich eine umfas­sen­de Anpassung des Arzneimittelgesetzes auch in Österreich angesichts der derzeitigen welt­politischen Situation als dringend notwendig erscheinen lässt.

Viele europäische Länder haben bereits für diesen Ernstfall, der eventuell passieren könnte, Vor­­sorge getroffen. Bioterror – das ist das Schlagwort, das eine Zeit lang unsere Zeitungstitel be­­herrscht hat. Wir reden hier bei dieser Gesetzesänderung von Pockenimpfstoff, der von der Bundesregierung unter Bundeskanzler Schüssel in der ersten Tranche bereits im Dezember 2002 angeschafft wurde. Es werden noch weitere Tranchen folgen. Es ist ein Pockenimpfstoff der modernen, der neuen Generation, der wesentlich weniger Nebenwirkungen aufweist als der alt­bekannte Pockenimpfstoff, der zurzeit auch gar nicht erhältlich wäre, da er als ausverkauft gilt.

Auch wenn hier angeschnitten wurde, dass Pocken lediglich eine Variante von Biowaffen sind, die eventuell zum Einsatz kommen könnten, so muss ich doch darauf hinweisen, dass die Pocken­erkrankung eine Erkrankung ist, die in sehr kurzer Zeit einen sehr großen Personenkreis erwischen könnte, da Pocken sehr stark ansteckend sind. Es ist daher notwendig, dass Öster­reich in einem Ernstfall sehr rasch und flexibel reagieren kann.

Zu den Nebenwirkungen und zu der Tatsache, dass der Impfstoff, der jetzt angekauft wird, noch nicht zugelassen und endgültig erprobt ist, möchte ich nur sagen, dass die Nebenwirkungen bei dem altbekannten Impfstoff sehr gewaltig waren. Vielleicht darf ich auf Grund eigener Be­trof­fenheit hier reden. Mein Sohn, der 1974 geboren wurde, wurde im Alter von zwei Jahren gegen Pocken pflichtgeimpft. Es kam zu einer sehr sensiblen Überreaktion. Nach Fieberschüben bilde­ten sich Blasen auf der Zunge und in der Mundhöhle und in weiterer Folge auch auf anderen Körperteilen. Er musste eineinhalb Wochen im Krankenhaus St. Pölten stationär aufgenommen wer­den und war dort in einem sehr abgeschirmten Raum weitab von anderen Stationen in einem Gitterbett mit Lederriemchen, so wie sie auch zur Sicherung der Kinder in Kinderwagen ge­braucht werden, festgemacht. Seine Hände waren mit engmaschigen Netzen umwickelt, da­mit er sich nicht selbst kratzen und sich am Körper verletzen konnte.

Die Kleidungsstücke mussten verbrannt werden, Spielzeug musste entsorgt werden, die Familie musste gegen Pocken neuerlich geimpft werden. Für mich als junge Mutter war das eine sehr schwie­rige Situation, da auch Folgeschäden zu dieser Zeit noch nicht ausgeschlossen waren. Mein Sohn hat diese Erkrankung ohne weitere Folgen bestens überstanden. Er war damals eine von 1 000 geimpften Personen, die so empfindlich auf diesen Impfstoff reagiert haben.

Seit 1977 gibt es keine Pocken-Impfpflicht in Österreich. Pockenviren gelten weltweit als aus­ge­rottet. Umso bedenklicher ist es natürlich jetzt, dass wir auf Grund der Terror- und Kriegs­bedro­hungen in Europa wieder dafür gerüstet sein müssen, dass eventuell Pockenviren wieder in unser Land und nach Europa gebracht werden könnten.

Ich persönlich begrüße den Ankauf dieses modernen Medikamentes, das wesentlich weniger Nebenwirkungen aufweist als der herkömmliche Impfstoff. Ich hoffe natürlich, dass es eine Vor­sor­gemaßnahme bleiben kann, dass dieser Impfstoff nie zum Einsatz kommen möge und dass es nicht notwendig wird, auf einen eventuellen Terroranschlag zu reagieren.

Dieser Vierparteienantrag wird hier im Parlament sicherlich beschlossen werden. Von ÖVP-Seite her ist selbstverständlich die Zustimmung gewährleistet. (Beifall bei der ÖVP und den Frei­heitlichen.)

13.11


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Stadlbauer. – Bitte.

13.12


Abgeordnete Bettina Stadlbauer (SPÖ): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Mit diesem Gesetz treffen wir Vorkehrungen, die Bevölkerung unter anderem im Falle von terroristi-


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