Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 5. Sitzung / Seite 78

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die österreichische Bevölkerung schützen. Und es ist auch unser Ziel, die österreichische Be­völ­kerung vor der Politik zu schützen, die Sie in der vergangenen Legislaturperiode betrieben ha­ben und die Sie offensichtlich in unserem Gesundheitssystem weiter betreiben wollen. (Bei­fall bei der SPÖ.)

Sie, meine Damen und Herren, scheuen Reformen! Sie wollen dieses System gar nicht erneu­ern! Ein Schuldenkarussell, Herr Staatssekretär, das haben Sie in Gang gesetzt; von Sanierung überhaupt keine Rede! Weshalb mussten denn Rücklagen aufgelöst werden? Warum drohen Ihnen nun die betroffenen Versicherungsanstalten mit der Beschreitung des Rechtsweges? Kön­nen Sie uns das hier erklären, wenn Sie hier so großartig Töne schwingen von Reformen, die angeblich gemacht worden sind? (Beifall bei der SPÖ.)

Ihre Antworten auf die Probleme des österreichischen Gesundheitssystems, meine Damen und Herren, sind, neue Zugangsbarrieren zu schaffen: 5 € für den niedergelassenen Arzt, 10 € für den Facharzt. Was sagt die Ärztekammer dazu? – Katastrophal, Signal in die falsche Richtung, Strafgebühr und so weiter, lauten die Kommentare.

Frau Abgeordnete Rosenkranz, ich habe Ihnen zugehört, Sie haben von Solidarität gesprochen. Wie steht es denn mit der Absicht, den Krankenversicherungsbeitrag für Pensionisten auf 5 Prozent anzuheben? Haben Sie da Anleihe genommen bei Herrn Frad, der gesagt hat: Die Me­dikamentenkosten steigen auch deshalb, weil ältere Menschen in den letzten Jahren beson­ders viel brauchen? Vom Ökonomischen her wäre es gescheiter, die Maschine abzudrehen. Die Gesellschaft muss sich klar werden, was sie will.

Und wissen Sie, was jemand aus dem Publikum gesagt hat? – In Österreich darf man nicht ster­ben! So weit sind wir schon, so weit gehen die Befürchtungen der Menschen bei der Art, wie Sie in diesem Gesundheitssystem Politik machen! (Beifall bei der SPÖ.)

Besonders interessant finde ich auch die geplante Zerschlagung der Allgemeinen Unfallversi­che­rungs­anstalt, wenn wir vom Gesundheitssystem reden. Sie planen die Zerschlagung, um im Gegen­zug von allen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern einen so genannten Freizeitunfall­ver­si­che­rungsbeitrag einzuheben. Sie wollen die AUVA zerschlagen, obwohl Sie auf der an­de­ren Seite sagen, die Menschen müssen in Zukunft länger arbeiten. Neben vorhandenen Arbeits­plätzen wird es dazu wohl auch notwendig sein, dass die Menschen gesund arbeiten können. Und eine Einrichtung, die dafür Sorge trägt, ist die AUVA mit ihren Diensten, die sie in der Prävention hat. Diese wollen Sie nun zerschlagen, um weiterhin Ihren Weg zu gehen.

Sie steuern in der Gesundheitspolitik denselben Weg wie im Pensionssystem: Leistungskürzun­gen statt Modernisierung, Eigenrisiko durch Privatvorsorge. Die 30 Prozent Eigenkosten, die wir heute schon zahlen, Herr Staatssekretär, sind ja genau ein Beweis dafür, welchen Weg Sie steu­ern. Und Sie wollen sich immer weiter vom solidarischen Umlageprinzip entfernen. Sie, meine Damen und Herren, marschieren schon schnurstracks auf den vom Kollegen Grünewald zitierten Exerzierplatz zu. (Beifall bei der SPÖ.)

Frau Dr. Partik-Pablé hat heute im Zusammenhang mit der Behandlung des vorangegangenen Tagesordnungspunktes, nämlich der Gesetzesreparatur bei der Ausgleichszulage für Ehepaare, von Armutsbekämpfung gesprochen. Sie wollen aber nun eine Milliarde € in der Gesund­heits­politik nicht einsparen, sondern einkassieren, meine Damen und Herren! Und das ist schon inter­essant, da geht es um Einkassieren von den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, da geht es um Einkassieren bei der österreichischen Bevölkerung. Vom Sparen dort, wo Sie selbst gefragt und gefordert sind, nämlich in der Regierung selbst, davon hört man nichts.

Kollege Scheuch, ich spreche gerne auch die Bundesminister an. In dieser Bundesregierung gibt es eine Vizekanzlerin und zwei Minister, die im September des vergangenen Jahres zu­rück­getreten sind. Sie amtieren heute noch, und es kostet uns alle miteinander 233 000 €. Ich denke mir, dort hätten Sie beweisen können, dass Sie tatsächlich Sparwillen haben! (Beifall bei der SPÖ.)

13.29


 


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