Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 5. Sitzung / Seite 82

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

achtziger Jahren, die nicht bei allen unumstritten war –, über Parteigrenzen hinweg Einigkeit zu finden, wenn es darum ging, die Situation behinderter Menschen in Österreich zu verbessern.

Es gibt Diskriminierung, das ist einfach unbestreitbar, und es hat vieler harter Arbeit vieler enga­gierter, selbst betroffener Menschen und ihrer Eltern bedurft, um Diskriminierungen abzubauen, aber es ist uns bisher noch nicht gelungen, sie alle zu eliminieren.

Man kann vom Gesetz her vieles tun, aber das Gesetz kann nicht alles tun. Es muss uns über die gesetzlichen Regelungen hinaus gelingen, die Barrieren in den Köpfen und vor allem in den Herzen der Menschen abzubauen – oft sind es ja nur Bretter vor dem Kopf, und sehr oft ist es auch Unwissen.

Ich bin sehr froh, dass es uns in Österreich gelungen ist, mit einer umfassenden Integrations­bewe­gung die Integration behinderter Kinder vom Kindergartenalter an über die Schule bis hin zum Beruf – da gibt es noch eine Menge zu tun – mehr oder weniger möglich zu machen. Es gibt auch da immer wieder noch Barrieren, aber wir sind dabei – und alle damit Befassten sind guten Willens –, da eine optimale Situation für jedes Kind zu finden. Ich weiß, wovon ich rede, weil ich eine jener war, die sehr intensiv um diese Integration des eigenen Kindes kämpfen mussten.

Vieles hat sich seither verändert, aber vieles ist noch immer zu tun. Daher bin ich sehr froh, dass wir mit diesem Beschluss zu einem Behinderten-Gleichstellungsgesetz in diesem Jahr 2003, dem „Europäischen Jahr der Behinderten“, einen ganz wichtigen Schritt setzen werden, den sich die Behindertenorganisationen seit vielen Jahren gewünscht haben.

Es ist richtig, Theresia Haidlmayr ist die Vorkämpferin hier im Parlament, aber ich erinnere mich, dass Franz-Joseph Huainigg, der nach mir als Abgeordneter der Österreichischen Volks­partei hier noch sprechen wird, mich schon im Jahre 1993/94 – ich war damals als Jugend- und Fa­mi­lienministerin dafür zuständig – im wahrsten Sinne des Wortes gequält hat, um durchzu­setzen, dass in das Regierungsprogramm 1994 eine ähnliche Passage hineinkommt, was dann auch geschah.

Ich meine, dass dieser Schritt, den wir jetzt setzen, ein ganz wichtiger ist. Wir haben einen ersten Schritt 1997 mit der Verankerung eines Antidiskriminierungsparagraphen im Artikel 7 der Ver­fassung gesetzt. Es hat sich in weiterer Folge dann eine Arbeitsgruppe betroffener Men­schen im Bundeskanzleramt gemeinsam mit Verfassungsexperten der mühevollen Arbeit unter­zo­gen, alle österreichischen Gesetzesmaterien zu durchforsten. Wir haben in einem ersten Schritt mit einem Bündelgesetz gravierende Diskriminierungen schon beseitigen können, und wir wollen jetzt den zweiten und wichtigen Schritt setzen. Und in diesem Sinne bin ich sehr froh darüber, dass es auch heute wieder gelungen ist – trotz der Aufregungen der letzten Tage –, zu einem gemeinsamen Vier-Parteien-Antrag zu kommen, den Franz-Joseph Huainigg dann einbringen wird. – Danke sehr. (Allgemeiner Beifall.)

13.47


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau Abge­ordnete Mag. Lapp. Ihre Uhr ist wunschgemäß auf 7 Minuten eingestellt. – Bitte.

13.47


Abgeordnete Mag. Christine Lapp (SPÖ): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Das Jahr 2003 ist das „Europäische Jahr der Behinderten“, und wir müssen auch in Österreich im Bereich der Behinderten Chancen ergreifen. Wir dürfen nicht nur darin verharren, in die Köpfe der Menschen mehr Bewusstsein und in ihre Herzen mehr Sensibilität in Bezug auf den Umgang mit behinderten Menschen zu bringen, sondern wir müssen auch danach trachten, dass ein Behinderten-Gleichstellungsgesetz in Österreich Wirklichkeit wird. Deshalb halte ich es für wesentlich und wichtig, dass wir uns auf einen Entschließungsantrag einigen konnten, der vor­sieht, dass eine Arbeitsgruppe im Bundeskanzleramt gemeinsam mit Expertinnen und Ex­perten aus der Behindertenbewegung ein Gleichstellungsgesetz erarbeiten soll, das wir dann im Nationalrat zu beschließen haben werden.

 


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite