Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 5. Sitzung / Seite 84

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maßnahmen, die für diese Menschen gesetzt wurden, nicht aus, und auch da ist eine Evaluie­rung durchzuführen, damit das Geld effizienter eingesetzt werden kann.

Wenn man dann im Beruf ist und es geschafft hat, dann kann es so sein, wie es einer blinden Juristin in der Steiermark oder in Kärnten ergangen ist: Sie wurde nicht zur Richteramtsanwär­ter­prüfung zugelassen, weil sie blind ist. Sie wissen, die Göttin Justitia hat verbundene Augen, um gerecht zu urteilen. Es ist wesentlich und notwendig, dass wir ein Behinderten-Gleich­stellungs­gesetz beschließen, damit sich solche Diskriminierungen aufhören. In Deutschland gibt es blinde Juristen und Juristinnen auf allen Ebenen. Dort wurde bereits im vergangenen Jahr ein Gleichstellungsgesetz beschlossen. Das soll auch für uns Ansporn und Anspruch gleicher­maßen sein.

Sehr geehrtes Hohes Haus! Lippenbekenntnisse sind zu wenig. Bewegung ist angesagt – Be­wegung für Gleichstellung. „Get on board!“ – 2003 ist der richtige Zeitpunkt dafür, steigen Sie ein! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

13.53


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Dr. Partik-Pablé. – Bitte.

13.54


Abgeordnete Dr. Helene Partik-Pablé (Freiheitliche): Sehr geehrte Damen und Herren! Zuerst einmal muss ich Sie, Frau Kollegin Haidlmayr, schon korrigieren. Sie haben Folgendes gesagt: Bis jetzt waren wir die Einzigen – damit haben Sie die Grünen gemeint –, die die Gleichstellung angestrebt haben. Das kann ich wirklich nicht gelten lassen, denn alle Parteien, die hier im Na­tionalrat sitzen, haben die Gleichstellung und die Antidiskriminierung ganz groß auf ihre Fahnen ge­schrieben und immer dafür gekämpft.

Alle Personen, die hier mit Behindertenfragen zu tun haben, sind sich dessen bewusst, dass es Diskriminierungen gibt und dass wir diese dringendst beseitigen müssen. Ich selbst habe in der Ver­gangenheit immer wieder im Parlament mit sehr signifikanten Beispielen darauf hinge­wie­sen, wie Behinderte noch immer diskriminiert werden. Ein weiterer Beweis, dass das ein Anlie­gen aller ist, ist auch der Umstand, dass es seit 1998 eine im Bundeskanzleramt angesiedelte Arbeitsgruppe gibt, die die verschiedenen Gesetzesmaterien nach gesetzlichen Bestimmungen, die Behinderte diskriminieren, durchleuchtet.

Natürlich ist es als großer Erfolg zu werten, dass wir heute einen gemeinsamen Antrag ein­bringen können, der eine eingehende Diskussion und dann auch die Schaffung eines Anti­diskri­minie­rungsgesetzes zum Inhalt hat. Ich freue mich auch, dass das gerade im „Europäischen Jahr der Behinderten“ geschehen soll. Wie notwendig es ist, hier eine Rechtsvorschrift zur Anti­diskriminierung zu schaffen, das weiß jeder, der mit Behinderten zu tun hat.

Frau Kollegin Lapp hat schon einige Beispiele angeführt. Ich selbst bin Mutter einer behinderten Tochter, die im Rollstuhl sitzt, und glauben Sie mir, jeder Ausgang, jedes Freizeitvergnügen oder was auch immer wird zu einem Spießrutenlauf, weil man nicht weiß, ob man mit jeman­dem, der in einem Rollstuhl sitzt, hineinkommen oder nicht hineinkommen kann, ob man in einem Kino willkommen ist oder nicht willkommen ist.

Ich erzähle Ihnen auch ein Beispiel: Als ich mit meinem Kind in einem Wiener Kino war – wir konn­ten ebenerdig in den Kinosaal hineingehen –, ist der Billeteur gekommen und hat gesagt: Sie haben Glück, dass Sie heute kommen, denn morgen ist ein anderer Kollege hier und der lässt einen Rollstuhlfahrer überhaupt nicht in das Kino hinein!

Mit diesen und ähnlichen Problemen ist jemand, der behindert ist, auch heute noch konfrontiert. Es sind gerade die Länder diejenigen, die im Veranstaltungsbereich viel dazu beitragen könn­ten, um diese Diskriminierungen zu beseitigen. Aber die baulichen Barrieren, die es gibt, setzen sich fort bei einem ganz normalen Spaziergang, setzen sich fort im Flugzeug, im Theater und so weiter. Auf Schritt und Tritt – das muss man wirklich sagen – ist ein behinderter Mensch durch bauliche Barrieren behindert.

 


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