Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 5. Sitzung / Seite 88

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Wir gehen in die Debatte ein.

Das Wort erhält zunächst die Antragstellerin, Frau Abgeordnete Dr. Lichtenberger. Die Redezeit ist wunschgemäß auf 6 Minuten eingestellt. – Bitte.

14.10


Abgeordnete Dr. Evelin Lichtenberger (Grüne): Herzlichen Dank, Herr Präsident. – Es ist heute nicht das erste Mal, dass ich über ein LKW-Nachtfahrverbot ohne Ausnahmen für lärm­arme LKW spreche. Es ist nicht das erste Mal, so befürchte ich, dass ich bei ÖVP und vor allem Freiheitlichen mit dieser Forderung auf Ablehnung stoße, aber ich kann Ihnen nur Folgendes sa­gen: Wenn Sie die Entwicklung der wissenschaftlichen Daten zu diesem Thema beachten, müs­sen Sie leider feststellen, dass die Situation heute dramatischer ist, als sie es vor fünf Jah­ren war, als sie es vor zehn Jahren war, als sie es vor 15 Jahren war, als diese Forderung von den Tiroler Verkehrsinitiativen das erste Mal erhoben wurde.

Meine Damen und Herren! Die Schadstoffsituation vor allem in den alpinen Tälern – und das ist kein rein österreichisches Problem, sondern das betrifft den gesamten Alpenbogen –, aber auch in den städtischen Großräumen droht zu entgleisen und ist zum Teil schon entgleist. Nach un­se­ren Messungen über das Messstellennetz, das das Land Tirol und der Bund einrichten, ist fest­­zu­stellen, dass in den alpinen Tälern Schadstoffüberschreitungen stattfinden, die uns an die ver­rufensten europäischen Städte – verrufen im Hinblick auf die Schadstoffsituation – an­nähern. Und das in einem Gebiet, das nicht städtische Qualität hat, das letzten Endes ländlicher Raum ist und das zu einem nicht unwesentlichen Teil vom Tourismus lebt und wo, so wie es jetzt im Inntal schon geschieht, bei Firmenerweiterungen oder -neuansiedelungen die Dis­kus­sion im Verfahren schon entbrennt, ob ihre Emissionen in diesem Tal noch tragbar sein werden.

Das heißt, hier geht es nicht gegen die Wirtschaft, hier steht ein extrem anwachsender und aus meiner Sicht sehr unproduktiv anwachsender Wirtschaftszweig gegen alle anderen. Und die Argu­mente, dass man die Wirtschaft nicht beschränken möge, kann man in diesem Fall in Bezug auf das Nachtfahrverbot schon längst nicht mehr gelten lassen.

Warum ich nun ein Nachtfahrverbot für LKW fordere, wird auch durch die Messreihen der letz­ten Jahre noch einmal deutlich belegt. Die neuesten Ergebnisse zeigen, dass die Schadstoffbe­las­tung durch die spezifische Meteorologie, aber auch durch die gesamte Dynamik, die sich da ent­wickelt, in der Nacht achtmal höher ist und sich achtmal stärker zu Buche schlägt, als das untertags der Fall ist.

Das Problem Lärm muss immer wieder angesprochen werden. Wir haben „verlärmte“ Täler, wir hö­ren auf 1 500 Metern Höhe noch die Autobahn – und das in einem Tourismusgebiet! Meine Da­men und Herren, das müssen Sie beachten, wenn Sie wieder gegen meinen Antrag argu­mentieren wollen!

Dazu kommt – und das ist eine weitere Verschärfung der Situation, und sie ist sehr aktuell –, dass die existierenden Beschränkungen für den Schwerverkehr schwächer werden und ge­schwächt werden. Der so genannte Kompromiss von Kopenhagen in Bezug auf die Transit­rege­lung wird uns ein starkes Anwachsen des Schwerverkehrs bringen. Es wird eine sehr massive Verlagerung des Verkehrs aus der Schweiz wieder nach Österreich geben.

Die Brenner-Maut ist bedroht. Es gibt immer wieder, sogar aus unserer eigenen österrei­chi­schen Wirtschaft, Kläger und Klagende, die diese Beschränkung aufheben wollen und alles da­für tun, mit Unterstützung von teuer bezahlten Anwälten.

Die neue Wegekostenrichtlinie, die derzeit auf europäischer Ebene in Beratung ist, wird uns nicht vor einem massiven Anwachsen des Verkehrs retten. Die Kostenschere geht weiter auf! Noch heute tragen die LKW nur 17 Prozent der Kosten, die sie verursachen.

Und wenn man schon über die Preisfrage spricht, muss man auch über die nächsten Perspektiven reden: Eine Er­höhung der Dieselpreise ist natürlich auch für den Schwerverkehr relevant. Wenn man jetzt schon wieder Töne dahin gehend hört, dass den Frächtern diese


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