Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 5. Sitzung / Seite 92

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Sie von der Koalitionsregierung haben aber auch völlig falsche Signale, und zwar laufend, an Brüs­sel, an die Mitgliedstaaten und an das EU-Parlament gesandt, als Österreich bei Über­schrei­tung der Höchstgrenze für Transitfahrten zwar den Europäischen Gerichtshof angerufen, aber keine aufschiebende Wirkung gegen die weitere Ausgabe von Transitfahrten und Öko­punkten beantragt hat. – Das war Augenauswischerei – und Täuschung der österreichischen Be­völ­kerung, meine Damen und Herren!

Völlig glücklos war auch Bundesminister Reichhold, wenngleich er sich wenigstens bemüht hat, den Schaden irgendwie einzudämmen, aber im Sommer letzten Jahres ließ er plötzlich und ohne jeglichen Grund die Brenner-Maut senken, wobei er trotz seines scheinbaren Einlenkens auch keinerlei Zugeständnisse für die Verlängerung des Transitvertrages herausholen konnte.

Meine Damen und Herren! Diese sich noch im Amt befindliche Bundesregierung, die laut Schüs­sel ja angeblich arbeitsfähig ist, war aber auch unfähig, als sie vor mehr als einem Jahr von EU-Kommissarin de Palacio und dann vom EU-Ministerrat aufgefordert wurde, ein öster­reichisches Modell für den Transitvertrag in nicht diskriminierender Weise vorzulegen. Der „Höhe­punkt“ war dann: Diese Bundesregierung musste gegenüber der EU-Kommission und den Mit­gliedstaaten eingestehen, unzureichende Statistiken zur Berechnung der Transitfahrten ver­wendet zu haben. – Also, auf gut Wienerisch: eine Blamage für die österreichische Politik!

Als unmöglich muss Ihr Verhalten auch in der Schlussphase der Verhandlungen bezeichnet wer­den: Zuerst forderte der EU-Verkehrsministerrat Österreich auf, gemeinsam mit Italien und Deutschland nach einer Lösung zu suchen. Dann verhandelte Bundesminister Reichhold im Zu­ge eines Besuchs des österreichischen Bundespräsidenten in Italien plötzlich allein mit seinem italienischen Amtskollegen Lunardi; das ist ja heute schon erwähnt worden. Von einem „Durch­bruch“ war danach die Rede, wobei nie ein schriftliches Protokoll erstellt wurde. Deutschland wurde völlig vor den Kopf gestoßen. Es gab keinerlei Gespräche auf Ministerebene!

Kollege Kukacka, die Abgeordneten nach Deutschland zu schicken, um zu intervenieren, ist auch nicht das Wahre! Das ist schon Regierungsaufgabe! Es stellt schon ein Armutszeugnis für die Regierung dar, zu sagen: Wärt ihr doch hingerannt und hättet mitgeholfen!

Wir alle versuchen, eine gute Lösung für Österreich zu erreichen. (Beifall bei der SPÖ. – Rufe bei der ÖVP: Das war einmal!) Zu diesem Zeitpunkt, meine Damen und Herren, als Bundes­minis­ter Reichhold gemeint hat, er habe einen „Durchbruch“ geschafft, ist diese österreichische Bundesregierung bereits in Richtung Wahlkampf marschiert und faktisch handlungsunfähig gewe­sen – und das bis heute geblieben! Auch in dieser Frage wird diese Bundesregierung in der EU also kaum ernst genommen.

Aus heutiger Sicht stellt der dänische Kompromiss, der das Fallen der 108-Prozent-Obergrenze vorsieht, aber eine Verlängerung des Ökopunktesystems bis maximal 2006 beinhaltet, einen durch­aus positiven Ansatz dar. Dass besonders schadstoffarme LKW, Euro-4-Klasse zum Beispiel, oder auch die von Ihnen, Herr Kollege Kukacka, zitierte Euro-5-Klasse ab 2005 von der Ökopunktepflicht befreit werden, darüber kann man reden, nur: Das ist alles viel zu spät ge­kommen.

Es droht aber auch, dass dieser Transitvertrag nicht für ganz Österreich gilt. Die SPÖ drängt seit Jahren darauf, dass entsprechend dem EU-Weißbuch endlich auch sensible Zonen für ganz Österreich ausverhandelt werden – und dass nicht nur die Alpenregion, sondern auch die Ostregion, die durch die EU-Erweiterung sehr betroffen sein wird und verkehrsmäßig an den Osten absolut nicht angebunden ist, mit in diese Überlegungen hineingehören.

Die Nordost-Umfahrung Wiens muss dringend gebaut werden, ebenso dringend die Nord-Auto­bahn. Dringend müssen vor allem aber auch Bahnstrecken ausgebaut werden. Um das finan­zieren zu können, ist es dringendst notwendig, dass entsprechend sensible Zonen definiert wer­den, für die man eine höhere Maut einheben kann; dringend müsste es eine Quersub­ven­­tionierung in Richtung Bahn geben. Die Bewältigung des Güterverkehrszuwachses von 80 Pro­zent in den nächsten Jahren – das ist ja zu erwarten – ist sicherlich nicht über den LKW-


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite