Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 5. Sitzung / Seite 96

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dem nur eines dagegenhalten: Wir stehen heute – das muss man leider sagen – vor einem verkehrspolitischen Scherbenhaufen, den Blau-Schwarz verursacht hat. Bundeskanzler Schüs­sel an der Spitze, Außenministerin Ferrero-Waldner und Verkehrsminister Reichhold haben dies zu verantworten! (Zwischenruf des Abg. Mag. Kukacka.) Es ist nämlich weit und breit, Herr Kolle­ge Kukacka, keine Nachfolgeregelung zum Transitvertrag in Sicht.

Die LKW-Lobby hat freie Fahrt durch unser Land, belastet immer stärker die Bevölkerung, unse­re Umwelt und ganz besonders die sensible Alpenregion. Man kann durchaus von einem De­sas­ter rund um die Transitvertragsverlängerung sprechen. Das ist ein Ergebnis Ihrer jahrelan­gen Unfähigkeit, das muss man sagen. Sie waren jetzt verantwortlich für diese Politik, und wir stehen hier heute vor dem Scheitern dieser Politik, und der Verkehr rollt weiter! (Beifall bei der SPÖ.)

Meine Damen und Herren! 15 europäische Staaten haben sich mit uns im Protokoll Nummer 9 aus dem EU-Beitrittsvertrag dazu verpflichtet, sich für eine dauerhafte und nachhaltige Re­duktion der NO-Emissionen um 60 Prozent aus dem LKW-Transit durch das Staatsgebiet der Re­publik Österreich bis zum Jahr 2003 einzusetzen. Wir haben jetzt 2003, und die NO-Emis­sionen sind seit 1999 um 18 Prozent gestiegen. Die Stickstoffdioxidwerte, Smog- und Ozon­werte erreichen Rekordhöhe. Erst in den vergangenen Tagen haben jüngste Messungen an der Messstelle Vomp an der A 12 mehrmalig eine Überschreitung des Grenzwertes an NO2-Emis­sionen ergeben. Das ist der Beweis dafür, dass diese Übereinkommen und dieses Versprechen nicht gegriffen haben und vernachlässigt wurden.

Diese Rekordwerte bei den so genannten Stickoxiden geben wirklich zu größter Sorge Anlass. Seit Jahren, meine Damen und Herren, sind keine so hohen Werte gemessen worden, und die Ex­perten sehen eindeutig den LKW-Verkehr als einen der Hauptverursacher dafür. Der LKW-Verkehr ist dort als Stickstoffoxidemittent verantwortlich.

Zu den bestehenden Lenkungsinstrumenten sind weitere dazugekommen, etwa sektorale Fahr­verbote, und als wichtigste Forderung ist die Verlagerung des LKW-Verkehrs auf die Schiene zu nennen. Aber um dies umsetzen zu können, meine Damen und Herren, brauchen wir ent­schlossene Verkehrspolitiker und engagierte Manager, aber engagierte Manager sind dieser Bun­desregierung ebenfalls ein Dorn im Auge.

Ich denke da an Hans Lindenberger – der Manager schlechthin –, der zum Beispiel die Unter­inn­­taltrasse gegen härteste politische Widerstände, insbesondere von blauen Verkehrs­ministern, durchgesetzt hat, der Bürgerinitiativen ernst genommen hat und dieses Paradeprojekt der Un­ter­inntaltrasse als Herzstück der Bahn zwischen München und Verona durchgesetzt und zur Baureife gebracht hat. Er wurde aus dem Amt gemobbt, meine Damen und Herren! Acht Jahre lang leitete Lindenberger die BEG allein, und nun wurde ihm vom blauen Verkehrs­minister ein der FPÖ nahe stehender Co-Geschäftsführer in der Person von Alexander Luschin. zur Seite gestellt. Ohne Luschins Ja sollte der langjährige Alleingeschäftsführer Lindenberger kaum noch etwas entscheiden dürfen. Das ist Politmobbing erster Klasse, meine Damen und Herren, und das gegen einen hervorragenden Manager, dessen Professionalität, dessen Durch­setzungs­ver­mögen, dessen Sachkenntnis und dessen Einsatz für den Ausbau der Eisen­bahnachse Brenner wohl unbestritten sind.

Was hat dieser von Bundesminister Reichhold eingesetzte Luschin zu bieten? – FP-Nähe und zahlreiche Nebenjobs. Alexander Luschin ist in mehreren Aufsichtsräten, an der Wirtschaftsuni Wien, im Eisenbahncluster der ÖBB, in einem Softwareunternehmen und im Investmentbanking tätig. Seine Anwesenheit, meine Damen und Herren, so berichtete die „Tiroler Tageszeitung“ in der Ausgabe vom 20. Februar, sei lückenhaft gewesen. – Kein Wunder bei so vielen Neben­jobs! Aber auf jeden Fall wird der Abgang von Hans Lindenberger, der eine exzellente Arbeit für den Bahnausbau in Tirol geleistet hat, eine große und von Ihnen zu verantwortende Lücke hinter­lassen.

Es ist zu befürchten, dass sich das Projekt, LKW von der Straße auf die Schiene zu bringen, in Tirol um Jahre verzögern wird. Meine Damen und Herren von den Regierungsfraktionen! Das ist


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