Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 5. Sitzung / Seite 102

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Dafür gibt es zwei Erklärungen. Die eine ist die, dass es Schüssel darum geht, eine Regierung zu bilden, die der ÖVP möglichst billig kommt, in der die ÖVP die wenigsten Zugeständnisse inhaltlicher und personeller Natur machen muss. Die zweite ist, dass es um jeden Preis zum Ankauf der Eurofighter für das Bundesheer kommen muss. In Wahrheit werden beide Erklä­rungen zutreffen.

Alleine der Zustand des Budgets macht es absolut unverständlich, dass Bundeskanzler Schüssel offensichtlich um jeden Preis am Ankauf von Kampfflugzeugen festzuhalten gedenkt. Und zwar an der absolut teuersten Variante, dem Eurofighter des EADS-Konsortiums. Die ÖVP war in den Sondierungsgesprächen mit der SPÖ in Sachen Kampfflugzeuge/Eurofighter nicht bereit, sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Ein „unbedingtes Ja“ zu dieser Anschaffung war für die ÖVP offensichtlich die wichtigste Bedingung bei ihrer Entscheidung für einen Koalitionspartner.

Die Unbeweglichkeit der ÖVP in diesem Punkt wirft die Frage auf, warum für sie die An­schaffung der Eurofighter eine unverzichtbare Bedingung für eine künftige Regierung darstellt. Die militärische Notwendigkeit von Kampfflugzeugen ist umstritten, die Entscheidung für die teuerste Variante, die nur als Prototyp existiert, zusätzlich fragwürdig, die budgetäre Situation erlaubt derartige Ausgaben (noch dazu in Verbindung mit den dann zu erwartenden Folge­kosten) nicht und die österreichische Bevölkerung ist mit großer Mehrheit gegen den Ankauf von Kampfflugzeugen. Daran ändern die in Aussicht gestellten zweifelhaften Gegengeschäfte ebenso wenig wie der Versuch, über die Installierung einer „Wirtschaftsplattform“ vorzugaukeln, Österreich bekomme diese Kampfflugzeuge eigentlich ohnehin von freundlichen Unternehmern geschenkt.

In letzter Zeit tauchten daher Vermutungen auf, dass es der Republik aufgrund der von der Bundesregierung getroffenen Vereinbarungen mit EADS gar nicht mehr möglich ist, aus dem Eurofighter-Deal ohne großen finanziellen Schaden auszusteigen. Dass also sowohl der von der SPÖ verlangte völlige Verzicht auf Kampfflugzeuge, als auch der von anderer Seite ver­langte Umstieg auf kostengünstigere Varianten nicht machbar ist, weil damit große Entschä­digungszahlungen an EADS verbunden wären.

Die ÖVP spricht von der „Reformunwilligkeit“ der SPÖ als Grund für die Nichtaufnahme von Koali­tionsverhandlungen. Es stellt sich die Frage, inwieweit damit nicht eine „Eurofighter­unwilligkeit“ gemeint war und ist. Und es stellt sich ebenso die Frage, wenn es bereits eine vertragliche Bindung Österreichs geben sollte, wieso Bundeskanzler Schüssel angekündigt hat, die Frage Kampfflugzeuge aus dem Wahlkampf herauszuhalten, indem er die Entscheidung auf nach den Wahltag verschob, und wieso er überhaupt Neuwahlen vom Zaun gebrochen hat, wenn klar war, dass es danach nur einen Koalitionspartner geben kann, nämlich jene Partei, die die Eurofighter mitbeschlossen hat.

Daher stellen die unterfertigten Abgeordneten an den Herrn Bundeskanzler folgende

Anfrage:

1. Welche Eckdaten bzw. Annahmen über die Konjunkturentwicklung, die Defizitentwicklung und die Entwicklung der wichtigsten Ausgabenblöcke bis 2006 liegen Ihnen als Bundeskanzler vor?

2. Welcher Konsolidierungsbedarf ergibt sich daraus in den Jahren 2003, 2004, 2005 und 2006?

3. Mit welchen konkreten Maßnahmen will die Bundesregierung Ihre Konsolidierungsziele erreichen?

4. Wann hat die Bundesregierung die endgültige Kaufentscheidung für Kampfflugzeuge ge­troffen, bzw. wann wird sie dies tun?

 


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