Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 5. Sitzung / Seite 105

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Steuer­reform. Als sich das immer mehr zwischen der FPÖ und der ÖVP zugespitzt hat, kam es zu „Knittelfeld“. Ich behaupte heute im Rückblick: Eigentlich waren die Ereignisse von Knittel­feld vom Herrn Bundeskanzler herbeiprovoziert. Eigentlich waren sie herbeiprovoziert. (Beifall bei der SPÖ. – Ironische Heiterkeit bei der ÖVP.)

Findige Berater in seiner Umgebung werden damals zu dem Schluss gekommen sein: Na ja, wenn es jetzt eine Auseinandersetzung gibt und wenn wir dann Neuwahlen durchführen, dann kann das durchaus dazu führen, weniger Blau und mehr Schwarz! – Das ist ihm im Ohr hängen geblieben. Für mehr Schwarz hat er natürlich eine Schwäche, das werden vor allem die Hinterbänkler begrüßen, denn sie sitzen deswegen in diesem Moment gerade hier herinnen, aber sie sollten besonders sensibel sein, denn wenn seine Taktiererei einmal danebengeht, dann werden die Hinterbänkler kein Bankerl mehr haben, um da hinten sitzen zu können. Sie sollten sich ein bisserl in den Diskussionsprozess einbringen, wenn es um die weitere Politik in der ÖVP geht. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Mag. Schweitzer setzt zu einem Zwischenruf an.)

Herr Klubobmann Schweitzer, teilen Sie sich die wenigen Zwischenrufe noch ein, denn wenn die Entwicklung so weitergeht, ist es gar nicht mehr sicher, ob Sie über 4,5 Prozent sein werden bei einer allfälligen Neuwahl, die – wie immer – nicht ausgeschlossen wird bei dem, was sich hier im Moment abspielt! (Abg. Mag. Schweitzer: Ich frage mich, wo nimmst du um diese Zeit den Sonnenstich her?)

Also das wurde herbeiprovoziert, damit diese Regierung ihr Arbeiten bisweilen einstellen kann. Es scheint so zu sein. Es drängt sich dieser Gedanke auf.

Daher drängt sich auch der Gedanke auf, was denn jetzt letztendlich im Mittelpunkt des Wollens steht, wenn man wirklich vorgibt, für Österreich arbeiten zu wollen. Da muss ich dann daran denken, dass es nach dem Wahltag Sondierungsgespräche, auch Verhandlungsrunden ge­geben hat, dass man aber eigentlich nicht erkennen konnte, dass wirklich der Wille vorhanden war, möglichst rasch eine funktionsfähige Regierung für Österreich zu finden.

Ja, ich gehe sogar noch weiter: Es war eigentlich gar nicht das Bestreben da, eine stabile Regierung, eine handlungsfähige Regierung, eine reformfähige Regierung und, Frau Außen­ministerin, vor allem eine Regierung mit Gewicht in der Europäischen Union herbeizuführen. Ihnen macht das nichts. Sie sagen, es ändere sich ohnehin nichts, wenn Sie dort sind. Ich sage Ihnen: Es ist nicht gleichgültig! Es ist wichtig, ob es eine Regierung mit Gewicht in der Euro­päischen Union gibt, die dort tatsächlich auftreten kann. (Abg. Steibl: Na, das ist ein Niveau!)

Wenn ich mir diese Gespräche ansehe, die hier geführt wurden, dann muss ich sagen: Sie wurden nicht mit Ernst geführt. Dazu muss ich sagen: Verhandlungen hat es überhaupt nur mit den Grünen und mit den Blauen gegeben! Mit der SPÖ hat es keine Verhandlungen gegeben, das waren Sondierungsgespräche. Als wir dann beschlossen haben, dass wir jetzt nach den Son­dierungen bereit wären, auch Verhandlungen durchzuführen, kam dann plötzlich die Notbremse des Bundeskanzlers, der dann in einer Pressekonferenz nach dem letzten Sondie­rungsgespräch gesagt hat – wie hat es Andreas Koller von den „Salzburger Nachrichten“ vom 23. Jänner 2003 damals bezeichnet? Er bezeichnete diesen Satz als „bonapartistischen Satz“. –: Uns stellt man keine Bedingungen! – Nachdem er vorher schon zehn Punkte als Be­dingungen präsentiert hatte und eigentlich die sechs Fragen auch sechs Bedingungen waren.

Es hieß also: Uns stellt man keine Bedingungen! – Wer so vorgeht, der will nicht ernsthaft sprechen und will keine Regierung – in diesem Fall mit den Sozialdemokraten. Das sei hier einmal in aller Deutlichkeit festgestellt.

Dann kamen die Gespräche von Schwarz-Grün. Ich sehe heute noch ermüdete Gesichter bei den Grünen. (Allgemeine Heiterkeit.) Aber es sind nicht unzufriedene Gesichter, ich weiß nicht, warum, aber das werden Sie selbst begründen können.

Dann war eigentlich der Lack ab. Jetzt sollten Sie von der ÖVP sich das Lachen ein bisserl einteilen, denn dann war der Lack ab, denn dann kam plötzlich in den Medien eine Kom­mentierung der Situation, die das plötzlich anders gezeigt hat.

 


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