Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 5. Sitzung / Seite 109

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sollte, eventuell Schadenersatzansprüche? Was ist da los? Wieso wehren Sie sich so dagegen, dass da Licht ins Dunkel kommt?

Wissen Sie, was uns besonders interessieren würde? – Diese berühmte Wirtschaftsplattform, diese netten, freundlichen Unternehmer, die so wahnsinnig gern privat Kampfflugzeuge kaufen, um sie dann an die Bundesregierung zu vermieten oder zu leasen. Ich möchte sie gerne kennen lernen. Wo sind diese altruistischen Unternehmer, die das gerne machen?

Ich will aber auch gleich wissen – und deshalb haben wir diese Fragen gestellt –, welcher Rechtsnatur das dann ist, wie das funktionieren soll. Ich erwarte mir dazu wirklich eine ergiebige Antwort, denn ich glaube, Sie haben versucht, die Wählerinnen und Wähler ein bisschen an der Nase herumzuführen, als Sie gesagt haben: Diese Eurofighter werden gar nichts kosten!

Woher kommen die 2 Milliarden? Kommen sie herbeigeflogen, werden sie vom Christkind gebracht? Woher kommen sie? Natürlich wird das etwas kosten. Es wird der Erhalt etwas kosten, die Infrastruktur, die Flugplätze, die Ausbildung der Piloten – all das wird etwas kosten. Aber Sie versuchen, den Menschen einzureden, das Ganze gehe zum Nulltarif. – Natürlich nicht zum Nulltarif, und da muss etwas sein, das wir wissen wollen!

Ich sage Ihnen: Wenn Ihre Antworten nicht wirklich ergiebig und überzeugend sind, werden wir wieder einen Antrag auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses stellen. Wir wollen, dass das endlich untersucht wird! Es kann nicht so weitergehen, dass Regierungsbildungen davon abhängig gemacht werden, dass man ja sagt zu einem 2-Milliarden-Verschwendungsprojekt, zum Ankauf von Eurofightern, die Kampfflugzeuge sind, die Kriegsflugzeuge sind.

Gerade angesichts der momentanen außenpolitischen Situation müssen wir dagegen vehement Position beziehen! Daher können Sie davon ausgehen, dass wir, wenn wir heute diese Anfrage stellen, im höchsten Maße daran interessiert sind, dass Sie darauf auch eine ausreichende Antwort geben. Dazu sind Sie verpflichtet als Bundeskanzler – sei es auch dieser „Schrumpf­regierung“, die seit Monaten im Stillstand verharrt! (Lang anhaltender Beifall bei der SPÖ.)

15.22


Präsident Dr. Andreas Khol: Zur Beantwortung der Dringlichen Anfrage hat sich Herr Bundeskanzler Dr. Schüssel zu Wort gemeldet. Die Redezeit soll 20 Minuten nicht über­schrei­ten. – Bitte, Herr Bundeskanzler.

15.23


Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel: Herr Präsident! Hohes Haus! Ich bin sehr froh, Herr Abgeordneter und Klubobmann Josef Cap, dass Sie mir die Gelegenheit geben, öffentlich zu Ihren Vorwürfen Stellung zu nehmen. Ich hoffe, dass jetzt sehr viele Menschen zuschauen und sich somit selbst, aus erster Hand – Sie verlangen ja auch die Öffentlichkeit der Ausschüsse –, ein Bild davon machen können, wie es eigentlich um das Klima zwischen den Fraktionen steht.

Hat tatsächlich irgendjemand das Gefühl gehabt, dass hier der Klubobmann einer staats­tragenden Partei spricht (Rufe bei der ÖVP: Nein, niemand!), die wirklich eine Partnerschaft mit uns eingehen wollte? – Ich glaube nicht. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Zwischenruf des Abg. Mag. Posch.)

Offen gestanden, Herr Kollege, Ihre Rede war entlarvend! Für diejenigen, die sich fragen, wie solche Koalitionsgespräche ablaufen, sei hinzugefügt: Josef Cap hat in den Verhandlungen immer so – genau so! – geredet wie hier, und das ist eigentlich in dieser Situation ein bisschen be­drückend.

Ich muss ganz offen sagen: Ich habe in den letzten Monaten und Wochen sehr gute und sachliche Gespräche mit den Vertretern aller Parteien geführt. Das war auch der Wählerauftrag nach dem 24. November: drei mögliche Kooperationsmöglichkeiten auszuloten, mit jedem poli­tisch möglichen Partner intensive und ernste Gespräche zu führen, um zu sehen: Wie weit kommen wir? Gibt es so viel Gemeinsamkeit, dass sich eine stabile, ernsthafte, lösungs­orientierte Regierung darauf aufbauen lässt? 

 


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