Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 5. Sitzung / Seite 111

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digungsminister oder die Außenministerin befragen, was wir denn alles tun, was wir getan haben, um etwa Truppentransporte auf dem Landweg durch Österreich zu behindern, oder wie weit wir in der Lage sind, die Kontrolle über den österreichischen Luftraum wahrzunehmen, wenn Sie dann nicht gleichzeitig auch B sagen und bereit sind, den österreichischen Luftraum zu schützen? – Das ist eine ernste Frage, die nichts mit Populismus oder mit Wahlkampf zu tun hat, da geht es um Staatspolitik, Herr Dr. Cap! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Mir ist Folgendes aufgefallen: Immer dann, wenn es zwischen SPÖ und ÖVP hätte interessant werden können, ist geradezu wie auf Knopfdruck ein griechisch-antiker Chor von warnenden Stimmen eingeschaltet worden. Besonders krass war ja, dass der oberösterreichische SPÖ-Vorsitzende Erich Haider zuerst massiv die eigene Partei und Alfred Gusenbauer kritisiert hat, dass er überhaupt mit uns verhandelt, um dann blitzartig den Schalter umzulegen und genauso massiv „Skandal!“ zu rufen, dass die ÖVP etwa mit den Freiheitlichen verhandelt. – Was, bitte, ist jetzt die logische Position? Was soll denn überhaupt möglich sein?

Ich sage es ganz offen: Meiner Meinung nach sollte jemand, der A sagt, auch B sagen. Ich habe das Gefühl, Alfred Gusenbauer wollte ebenso verhandeln wie Professor Van der Bellen beziehungsweise die anderen Teammitglieder, die ihn begleitet haben, oder die Freiheitlichen, die mit uns ja noch verhandeln, aber die zweite und dritte Reihe oder mächtige Landesgruppen oder Landesorganisationen haben vieles dazu beigetragen, dass es ja nicht zu solch einer Zusammenarbeit kommt.

Ich muss sagen – und auch das gehört hier, wenn man schon eine ehrliche Bilanz zieht, offen ausgesprochen –: In Wahrheit verhandeln wir – und das ist eine Antwort auf Ihre Frage – noch nicht sehr lange. Wir verhandeln seit einem Monat, und in diesem einen Monat haben wir gründlich ausgelotet, wie weit wir mit den Grünen, wie weit wir mit den Sozialdemokraten oder wie weit wir mit den Freiheitlichen kommen können. Es ist ganz klar, dass es bei den Erstgenannten einige massive Dissenspunkte gegeben hat, und die respektiere ich auch. Ich sage das ganz offen. Da gehören keine bad feelings dazu, das soll man offen aussprechen.

Wir haben uns eben in manchen Punkten nicht einigen können, etwa über den Termin, wann wir mit der Abschaffung oder der Anhebung des Frühpensionsalters beginnen. Wir haben uns nicht auf den SPÖ-Vorschlag einigen können, der heute auch in den „Salzburger Nachrichten“ nachzulesen ist; ich hätte ihn sonst nicht öffentlich gemacht. Sie haben vorgeschlagen, in bestehende Pensionen massiv, und zwar bis zu 10 Prozent, einzugreifen. (Abg. Mag. Wurm: Ab welcher Höhe?) Darüber kann man diskutieren, ich denke nur, dass dies verfas­sungsrechtlich mit dem Vertrauensschutz einfach nicht vereinbar ist. Zu diesem Thema gab es einen klaren Dissens, und dieser gehört ausgesprochen, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Zum Bereich öffentlicher Dienst – Sie nennen das Klientelpolitik, Josef Cap; das stimmt nicht – möchte ich sagen: Ich habe großen Respekt vor den Leistungen der österreichischen Beamten, und ich möchte behutsam in diesem Bereich vorgehen. Ja, ich bekenne mich zu den Einsparzielen, ich denke aber, dass die 25 Prozent, die der SPÖ-Vorsitzende einst erwähnt hat, bei weitem zu hoch gegriffen sind. Das ist ohne Qualitätsverlust für die österreichischen Bürgerinnen und Bürger unrealistisch und nicht erfüllbar. Aber ich glaube, dass wir hier gemeinsam durch Strukturreformen sehr viel erreichen können. Der Österreich-Konvent, der die Aufgaben, die neue Verfassung überprüfen soll, könnte hier einen ganz wichtigen Beitrag leisten, der nach meiner Überzeugung einen ganz großen Wurf – hoffentlich partei­über­greifend – bedeuten könnte.

Dritter Punkt: Sie behaupten in der Dringlichen Anfrage – das hier auszusprechen haben Sie nicht gewagt –, Österreich stehe heute schlechter da als vor drei Jahren. Dazu, Josef Cap als Anfragebegründer – aber dazu sind Sie ja nicht mehr gekommen –, möchte ich Ihnen ganz schlicht einige Fakten vorhalten, und dann können wir über die Fakten diskutieren, darüber, ob Österreich heute, nach drei Jahren einer von mir, einer von uns geführten Regierung, besser oder schlechter dasteht.

 


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