Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 5. Sitzung / Seite 129

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Sie gerade dabei sind, ein Wahlversprechen zu brechen. (Bundesminister Scheibner: Was ha­be ich versprochen?)

Sie haben in der Wahlauseinandersetzung plakatiert, Ihr Landeshauptmann in Kärnten hat plaka­tiert, dass Haider die Abfangjäger stoppen wird, dass Haider den Ankauf von Abfang­jägern stoppen wird. Sie werden sich irgendwann einmal entscheiden müssen: Gehört nun der Landeshauptmann von Kärnten Ihrer Partei an oder nicht? Ich glaube, auch dafür werden die Wählerinnen und Wähler Ihrer Partei ein gewisses Interesse haben. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Mag. Mainoni: Gehört der Häupl Ihrer Partei an oder nicht?)

Meine Damen und Herren! Herr Bundeskanzler! Es hat sich in den letzten drei Jahren in diesem Haus tatsächlich sehr vieles verändert. Ich kann mich noch an eine Zeit erinnern, in der es ein ungeschriebenes Gesetz dieses Hauses war, dass es keine Polemik von der Regierungsbank gibt. Sie stellen sich aber hier her und zensurieren, bewerten, benoten Ausführungen von Abgeordneten. Herr Bundeskanzler, das steht Ihnen ganz einfach nicht zu! (Beifall bei der SPÖ.)

Der Souverän dieses Hauses ist der Nationalrat. Sie haben uns natürlich Ihre Meinung hier mit­zuteilen, aber nehmen Sie auch zur Kenntnis, dass wir unsere Meinungen haben und diese auch in Zukunft unzensuriert hier artikulieren werden. (Beifall bei der SPÖ.)

Es ist nicht ganz so, wie Sie das gerne darstellen möchten, es sei überhaupt nicht umsonst gewesen, am 24. November gewählt zu haben. Herr Bundeskanzler! Die Wählerinnen und Wähler werden ungeduldig. Sie kennen wahrscheinlich die Umfragewerte genau so gut, wie wir sie kennen, und mittlerweile haben Sie mehr als die absolute Mehrheit unter den Wählerinnen und Wählern, nämlich in der Frage: Wer ist schuld daran, dass es noch keine neue Regierung gibt? Die Schuld daran wird eindeutig Ihnen zugeschrieben, sie heißt Wolfgang Schüssel.

Während Sie noch eine große Sympathie auch in der Konstellation nach dem 24. November hatten, hat sich diese Sympathie doch stark von Ihnen abgewandt, Herr Bundeskanzler. Umso wichtiger wäre es, dass Sie nicht vom hohen Ross auf die Abgeordneten herunter argu­mentieren, sondern doch eher auch in den Dialog eintreten. Das würde ich mir von Ihnen ganz einfach erwarten. (Beifall bei der SPÖ.)

Aber es ist ja sehr eindeutig gewesen, was Sie vorhaben – das ist auch schon mehrfach gesagt worden –: Schwarz-Blau soll fortgesetzt werden. Ich verstehe allerdings die Freiheitliche Partei nicht mehr, die Freiheitliche Partei, die offensichtlich die Spiegel im frei­heitlichen Klub schon längst abmontiert haben muss, denn hineinschauen können Sie von den Freiheitlichen sicher nicht mehr.

Ich frage mich, wie Sie das Ihren Wählerinnen und Wählern erklären wollen, wenn Sie da plötzlich die Zustimmung geben, auch durchaus, was diesen Abfangjägerankauf betrifft, denn auch da – ich habe es ja schon gesagt – gab es andere Ansagen vor der Wahl. Aber vor allen Dingen auch, was die Gesundheitspolitik betrifft, frage ich Sie: Wie erklären Sie die Selbstbe­halte bei den Kranken? Wie erklären Sie plötzlich, dass es in Österreich eine eindeutige Bei­trags­erhöhung zur Krankenversicherung geben soll, aber eine sehr einseitige Beitrags­er­höhung, denn die Beiträge sollen in Zukunft nicht mehr die Solidargemeinschaft, sondern die Kranken in diesem Land zahlen? Dagegen werden wir uns jetzt und auch in Zukunft wehren. Die Rechnung, meine Damen und Herren gerade von den Freiheitlichen, wird Ihnen ganz sicher noch einmal präsentiert werden.

Auch was die Pensionen betrifft: Herr Abgeordneter Walch ist nicht im Haus oder nicht im Saal, aber ich werde ihm sehr neugierig zuhören, wie er denn argumentieren wird, wenn er vor seine Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hintritt und erklärt, dass es plötzlich keine Frühpensionen mehr gibt.

Das sind die wahren Herausforderungen, die wir in der nächsten Zeit zu bewältigen haben. Wir wissen, dass wir ein faires, ein neues Pensionsrecht brauchen. Aber das, was Sie hier vorschlagen, ist auf der einen Seite zutiefst unsozial, auch unkreativ, und es bringt vor allen


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