Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 5. Sitzung / Seite 153

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Bei dem so genannten Integrationsvertrag beziehungsweise der Integrationsvereinbarung, welche jetzt schon seit fast zwei Monaten gilt, handelt es sich um ein Diktat zur vermeintlichen gesellschaftlichen Integration, dem Neuzuwanderer ausgesetzt sind. Für uns geht jedoch ge­sellschaftliche Integration weit über Spracherwerb hinaus. Wenn eine Zuwanderergesellschaft – und wir sind eine solche – tatsächlich Interesse daran hat, dass sich die Zuwanderinnen und Zuwanderer in unserem Land integrieren, dann bedeutet Integration eine Integration in den Arbeitsmarkt, rechtliche und soziale Gleichstellung von Zuwanderinnen und Zuwanderern sowie gesellschaftliche Partizipation und vor allem politische Mitbestimmungsrechte. All das muss natürlich gesetzliche Grundlagen haben, damit es dann auch in die Realität umgesetzt werden kann.

Bedauerlicherweise und völlig kontraproduktiv für das Ansinnen der Integration von Zuwande­rinnen und Zuwanderern wurde in Österreich der Weg des Zwangs, des Diktats, der Des­integration gewählt. Ich hoffe, dass es im Innenausschuss des Nationalrates schon sehr bald Ge­legenheit geben wird, über diesen Initiativantrag zu diskutieren, vor allem auch über die ersten Erfahrungen, die es mit den vorgesehenen Maßnahmen schon gibt. Unser Antrag baut auf die Freiwilligkeit bei der sprachlichen und gesellschaftlichen Integration bei ausreichenden und günstigen Angeboten für Deutschkurse auf. Es ist uns dabei wichtig, festzustellen, dass es uns darum geht, dass diese Sanktionen gegen künftige Zuwanderinnen und Zu­wanderer, vor allem aber gegen jene, die schon hier sind – denn diese Sanktionen und Drohun­gen wenden sich in erster Linie gegen Zuwanderinnen und Zuwanderer, die bereits im Land sind und ihren Lebensmittelpunkt bereits nach Österreich verlegt haben, weshalb die drohen­den Auswirkun­gen dieses Gesetzes auch so sehr und so drastisch in das Leben jedes Einzelnen, in das Familienleben und das gesellschaftliche Leben eingreifen –, schlicht und einfach aus dem österrei­chischen Fremdengesetz eliminiert werden müssen!

Mit der Einbringung dieses Initiativantrages haben die Grünen bereits in der ersten Sitzung des Nationalrates einen ersten Schritt in diese Richtung gesetzt, und ich hoffe, dass dieser Antrag nach der Diskussion im Innenausschuss auch Ihre Zustimmung finden wird! Ich hoffe das nicht nur, sondern ich bin überzeugt davon, denn das ist eine Frage von Vernunft, von logischem Denken und von gutem Willen im Sinne einer gesellschaftlichen Situation in Österreich, in welcher integrierend mit Zuwanderern umgegangen wird und diese nicht ausgegrenzt werden, so wie das die Politik der schwarz-blauen Regierung in der Vergangenheit war und – und da droht ja Böses! – auch zu werden scheint. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abge­ordneten der SPÖ.)

18.29


Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Miedl. Die Uhr ist auf 6 Minuten gestellt. – Bitte.

18.29


Abgeordneter Werner Miedl (ÖVP): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren des Hohen Hauses! Liebe Kollegin Stoisits, ich freue mich auf die Diskussion mit Ihnen im Innen­ausschuss, weil ich in Wirklichkeit Ihre Argumentation und vor allem die Argu­mentation der Grünen nicht verstehe.

Frau Kollegin Stoisits, seit mindestens 20 Jahren reden und diskutieren wir über die Integration von niederlassungswilligen Fremden in Österreich. Bisher wurde allerdings nur diskutiert, es wurde aber nichts unternommen.

Die Regierung „Schüssel I“ war die erste, die gesagt hat: Wir wollen die Integration nicht nur theoretisch diskutieren, sondern wir wollen in der Praxis ansetzen, wir wollen etwas tun! Und ich glaube, wir sind uns einig darüber, dass die Sprache eine der wichtigsten Voraus­setzungen für die spätere Integration ist! – Frau Kollegin Stoisits hört mir heute nicht zu. Es gelingt mir nicht, sie dazu herauszufordern, mir zuzuhören. – Frau Kollegin Stoisits! Warum leihen Sie mir nicht Ihr Ohr?

Ohne die Sprache wird Integration nicht funktionieren. Wir haben nun per Gesetz beschlossen, dass der Bund ein Angebot an ausländische Bürger, die sich in Österreich niederlassen wollen,


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