Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 5. Sitzung / Seite 166

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Wenn wir gerade Sie hier oder auch bei anderer Gelegenheit vor dem Fernsehbildschirm verfolgen können, so ist das, meine ich, einer sachlichen Behandlung und dem Vorantreiben sachlicher Arbeit und positiver Verhandlungen nicht gerade zuträglich. (Abg. Mag. Kogler: He! Das ist eine Unterstellung!) Ob dieser Wunsch, der da möglicherweise im Vordergrund steht, auch in den Ausschussberatungen die Fernsehkamera und das Mikrophon dabeizuhaben, wirk­lich einer sachlichen Arbeit, einer seriösen und ernsthaften Auseinandersetzung mit den The­men dienlich ist, davon bin ich persönlich nicht ganz überzeugt. (Abg. Mag. Kogler: Dem Rech­nungshofausschuss täte das gut! Das täte Ihren Ministern im Rechnungshofausschuss gut!)

Nichtsdestotrotz werden wir natürlich diesen Antrag im Geschäftsordnungsausschuss intensiv beraten, entsprechend seriös prüfen und dann (Abg. Mag. Kogler: Und dann nachher ab­lehnen!) auch darüber entscheiden, denn ich glaube, dass es gerade – wie ich schon aus­geführt habe – im Bereich der Geschäftsordnung, die die wesentlichen Spielregeln unserer Ar­beit hier, einer erfolgreichen Arbeit für Österreich festlegen soll, wichtig ist, sich wirklich intensiv damit auseinander zu setzen und dann eine seriöse Entscheidung zu treffen. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

19.22


Präsident Dr. Heinz Fischer: Als Nächste erhält Frau Abgeordnete Mag. Wurm das Wort. – Bitte.

19.22


Abgeordnete Mag. Gisela Wurm (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! „Regieren neu“, „Reformen in allen Bereichen des Staates“, „Erneuerung“ und noch viele Begriffe dieser Art sind in den letzten Monaten von den Regierungsparteien immer wieder in den Mund genommen worden, und in letzter Zeit auch von allen anderen Parteien, die hier vertreten sind.

Sehr geehrte Damen und Herren! Nun können Sie alle, die Sie hier ins Hohe Haus eingezogen sind, zeigen, ob das nur fromme Sonntagsreden waren oder ob es Ihnen wirklich ernst ist damit, die parlamentarische Arbeit transparenter zu gestalten.

Ich meine, dass wir uns nicht so vor der Öffentlichkeit zu fürchten brauchen, sondern dass das Gegenteil der Fall ist: Ich denke, es ist sehr wichtig und notwendig für die Politik und auch für ein modernes Parlament, dass die Bevölkerung und die Medien mehr Ein- und Durch­blicks­möglichkeiten haben. Ich bin daher durchaus davon überzeugt, dass diesem Antrag auf eine Änderung der Geschäftsordnung nahezu alle Abgeordneten hier in diesem Haus zustim­men müssten.

Es kann doch nicht sein – Josef Cap hat es schon angeführt –, dass hier das umgekehrte Prinzip herrscht, dass die Öffentlichkeit erst hereingelassen werden und darüber abge­stimmt werden muss, dass die Öffentlichkeit zugelassen wird. Dieses Prinzip ist wirklich uralt, das hat mit modernem Demokratieverständnis relativ wenig zu tun. So stellen wir uns modernen Parla­men­taris­mus nicht vor.

Es ist meiner Meinung nach sehr wichtig für Bürger und Bürgerinnen, dass sie in den Be­reichen, in denen sie oft selbst betroffen sind, die Möglichkeit haben, nachzuvollziehen, wie die Diskussion im Ausschuss verläuft, wenn sie daran Interesse haben. – Ich hoffe, dass es nicht so wenige sind, wie mein Vorredner gesagt hat. Sie sollen die Chance haben, die Diskus­sionsprozesse mitzuverfolgen, und nicht auf Ausschussberichte, die oft sehr dürftig sind, angewiesen sein müssen.

Sehr geehrte Damen und Herren! In diesem Sinne hoffe ich, dass dieser Antrag im Geschäfts­ordnungsausschuss Zustimmung findet und dass wir uns von „Geheimverhandlungen“, wie es oft in der Bevölkerung gesehen wird, verabschieden. „Im Dunkeln ist gut munkeln“, mag für andere Dinge gelten. – Hier ist es wohl nicht angebracht. (Beifall bei der SPÖ und bei Abge­ordneten der Grünen.)

19.25


 


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