Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 7. Sitzung / Seite 27

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Beitragsgerechtigkeit ist auch eine Frage der Fairness. Für gleiche Leistungen soll der gleiche Beitrag geleistet werden. Daher vereinheitlichen wir zum ersten Mal die Krankenversicherungs­beiträge der Arbeitnehmer, denn es gibt ja kein vernünftiges Argument dafür, dass Arbeiter 0,75 Prozent mehr Krankenversicherungsbeitrag zahlen als Angestellte.

Eine Anhebung der Pensionisten-Krankenversicherungsbeiträge sichert deren Zugang zum medizinischen Fortschritt in jeder Lebenslage, in jedem Jahr, in jedem Bereich. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Wir wollen überdies eine Reform der Selbstbehalte, denn derzeit belasten die bestehenden Selbstbehalte, meist ohne Obergrenzen, insbesondere die chronisch Kranken. Daher sollen die Sozialversicherungsträger das Recht haben, ein faireres System zu entwickeln und einzurich­ten.

Im Arzneimittelbereich sind durch eine Änderung der Verschreibepraxis nicht nur Einsparun­gen zu erzielen, sondern vor allem durch 12-Monats-Rezepte und andere Maßnahmen auch Erleichterungen für chronisch kranke Patienten zu erreichen.

Wir sehen in der Telemedizin ein absolutes Zukunftsprojekt zum Wohle der Patienten: Daten von Untersuchungen werden sowohl für Krankenhäuser als auch für Ärzte schneller zugänglich. Dem Patienten werden unnötige Doppeluntersuchungen erspart. Bessere, umfassendere Dia­gnosen werden möglich. Krankenhäuser und praktische Ärzte erhalten einen dauerhaften und direkten Zugriff zu den neuesten Entwicklungen der Medizin bei Diagnosen, Medikation und Operationstechniken.

Die menschliche Qualität unserer Gesellschaft, meine Damen und Herren, misst sich aber auch daran, wie wir unsere Mitmenschen in der letzten Phase ihres Lebens begleiten. Es soll in Hin­kunft für alle, die es brauchen, ein ausreichendes Angebot an Hospizeinrichtungen zur Verfü­gung stehen. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Hohes Haus! In der Pensionsdiskussion werden richtigerweise immer wieder zwei Bevölke­rungstrends hervorgehoben: Leider nimmt die Zahl der Geburten ab – trotz einer erfreulichen Trendwende in Österreich im Vorjahr –, und die Zahl älterer Menschen nimmt zu. Immer weni­ger Kinder und immer mehr Senioren bedeuten aber einen dramatischen Wandel im Verhältnis zwischen den Berufstätigen und den Pensionisten. Kommen heute zwei Beschäftigte auf einen Rentner, so könnte dieses Verhältnis laut Berechnungen in wenigen Jahrzehnten so lauten, dass ein aktiv Beschäftigter die gesamte Pension eines Pensionisten bestreiten müsste.

Diese Entwicklung macht deutlich, dass in unserem umlagefinanzierten Pensionssystem immer weniger Erwerbstätige immer mehr Pensionisten finanzieren müssen. Und da tut sich eine enorme Gerechtigkeitslücke auf. Wir müssen den jungen Menschen eine echte, gerechte Chance auf eine existenzsichernde Pension im Alter geben, und dazu werden wir eine Pen­sionssicherungsreform umsetzen, die diesen Namen auch wirklich verdient. Dabei soll niemand verunsichert werden. Mit der neuen betrieblichen Zusatzpension, der Mitarbeitervorsorge, dem attraktiven privaten Vorsorgemodell bauen wir in Österreich gerade die zweite und dritte Säule der Alterssicherung auf. Und all dies muss im Gesamtkontext gesehen werden. – Dieser Kurs ist richtig, und diesen Kurs werden wir fortsetzen. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Sburny: Das ist zynisch!)

Unsere konkreten Reformprojekte:

Noch in dieser Legislaturperiode soll ein einheitliches Pensionsrecht für alle Österreicherin­nen und Österreicher eingeführt werden. Das bedeutet: keine Privilegien mehr, dafür aber klare, transparente Regeln: beitragsorientiert, fair und nachvollziehbar – ein individuelles Pensions­konto.

Dazu kommt die Einführung einer Mindestpension für jene allein stehenden bedürftigen und alten Menschen, die nach Erreichen des Regelpensionsalters von der Sozialhilfe abhängig sind. – Ein ganz wichtiger Schritt im Kampf gegen die Armut.

 


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