Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 7. Sitzung / Seite 74

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Die Gründe dafür können nicht in der Rhetorik des Bundeskanzlers liegen, die war vor drei Jahren genauso wie heute. (Abg. Öllinger: Die Wüste Gobi war dazwischen!) Die Gründe können auch nicht in der Rhetorik des Herrn Molterer zu suchen sein, denn diese finde ich, wenn überhaupt, eher besser als die des damaligen Klubobmannes Khol. – Entschuldigung, Herr Präsident! (Allgemeine Heiterkeit und Beifall bei den Grünen.) Es muss wohl andere Gründe für diese merkwürdige Stimmung heute geben.

Ich glaube auch nicht, dass es nur der äußere Druck war, der damals diese Stimmung erzeugt hat. Wir hätten nicht die Maßnahmen oder so genannten Sanktionen der EU-14 gebraucht, um unsere eigene Meinung zu haben, namentlich über die Freiheitlichen von damals. Aber das hat es auch gegeben. (Abg. Mag. Molterer: Fehlen Ihnen die Sanktionen?) Im Bericht der drei Weisen wurde die damalige Freiheitliche Partei, von der Reste ja noch vorhanden sind, nicht ganz unzutreffend charakterisiert, nämlich als „rechtspopulistische Partei mit radikalen Elemen­ten“ und extremistischen Äußerungen. Das weiß ich noch, als wäre es gestern gewesen. Diese kurze Charak­terisierung finde ich gar nicht einmal so schlecht, und sie dürfte auch in Österreich irgendwie konsensfähig sein. In ausländischen Medien wird noch ganz anders darüber geredet. (Heiterkeit bei den Grünen.)

Was ist der Grund für diese merkwürdige Stimmung, für diese Mischung aus Verdruss und Langeweile? – Ich weiß nicht, was das hier im Hohen Haus ist, aber den Journalisten und Journalistinnen, sofern ich den Kommentaren der letzten Woche nur irgendwie Glauben schen­ken darf, scheint es ähnlich zu gehen. Welche Stimmung gibt es da im Land, woran liegt das? (Abg. Mag. Molterer: Ihre Rede!)

Sie hatten drei Optionen, Herr Kollege Molterer: Sie konnten eine Koalition mit der SPÖ bilden, Sie konnten eine Koalition mit den Grünen bilden (Abg. Dr. Partik-Pablé: ... langweilig als aufgeheizt!), und Sie konnten das alte Wrack reparieren und eine Koalition mit den Freiheit­lichen eingehen. Ich muss Ihnen ehrlich sagen: Aus dem Blickwinkel der Grünen wäre natürlich eine Koalition ÖVP/SPÖ nicht sehr lustig gewesen. Kleine Oppositionspartei gemeinsam mit einer anderen Oppositionspartei gegen eine 80-prozentige Mehrheit – das ist nicht angenehm. Aber Chancen waren da schon vorhanden! (Abg. Dr. Fekter: Nur passiert wäre nichts!) Mit einer Zweidrittelmehrheit hätten endlich all jene Reformen umgesetzt werden können, die auch Sie seit Jahren, Jahrzehnten in jeder Regierungserklärung ankündigen und die bis jetzt noch nie gekommen sind – Stichwort: Föderalismus und Finanzausgleich. (Beifall bei den Grünen.)

Sie hätten das mit der SPÖ machen können, Sie haben das nicht gemacht. Sie hätten eine Koalition mit den Grünen bilden können, Sie haben das aber nicht gemacht. Reden Sie sich nicht auf die grüne Basis (Abg. Dr. Trinkl: Sie haben Erklärungsbedarf genug!) oder auf die Funktionäre der Grünen aus. Diese kenne ich immer noch besser als Sie, Herr Kollege Molterer! (Beifall bei den Grünen. – Abg. Mag. Molterer: Ich kann mich genau an die Wiener Grünen erinnern!) Es hatte schon inhaltliche Gründe, warum wir nicht zusammengekommen sind, unter anderem wegen der Pensionsreform und der fehlenden Maßnahmen im Bereich des Arbeitsmarktes, die auch heute wieder in der Regierungserklärung angesprochen worden, aber de facto nicht vorhanden sind.

Das, was Sie gemacht haben, ist Ihr gutes Recht: Sie haben die alte Koalition wieder aufge­wärmt. Es geht sich mathematisch aus, die Mehrheit bestimmt in diesem Hause, auch wenn sie knapp ist. Aber es ist kein kraftvoller Neubeginn, Herr Kollege Molterer! Das konnten Sie noch niemandem der Kommentatoren in diesem Lande oder anderen politisch Interessierten ein­reden. Jedem ist klar: Die FPÖ musste in diese Regierung, wenn sie nicht in eine ernsthafte Existenzkrise geraten wollte. Nun regieren Sie halt mit dem letzten Aufgebot der FPÖ. Das ist Ihr gutes Recht!

Aber den kraftvollen Aufbruch, diese Verantwortung für die Zukunft und was ich heute nicht noch alles gehört habe an guten Worten können Sie auf diese Art nicht vermitteln. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Mag. Mainoni: Gibt es Inhalte auch?)

 


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