Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 7. Sitzung / Seite 76

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

bleme dabei hätten, dass Südtirol innerhalb Italiens keine sehr gut funktionierende Autonomie hätte, sodass man das an die erste Stelle eines Koalitionsübereinkommen stellen muss, war mir nicht bewusst! (Abg. Dr. Khol: Erlauben Sie einen Zwischenruf?)

Herr Kollege Khol! Wo sind wir denn? Fragen Sie einmal die Südtiroler, wie schlecht es ihnen geht! Da werden Sie keinen Südtiroler treffen, der das bestätigt. (Abg. Dr. Khol: Erlauben Sie mir einen Zwischenruf?)

Nun zum zweiten Absatz in der EU-Politik. (Abg. Dr. Khol: Frattini hat das Gruber-De-Gasperi-Abkommen in Frage gestellt!) Die zweite absolute Priorität der schwarz-blauen EU-Politik sind die k.u.k. Minderheiten, sofern sie deutschsprachig sind, die deutschsprachigen, habsburgi­schen Minderheiten in den ehemaligen Kronländern. – Ja, das ist ein interessantes Thema! Aber Priorität der EU-Politik, meine Damen und Herren, was ist denn das? Was ist Ihnen denn da eingefallen? (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Zwischenruf der Abg. Dr. Fekter.)

Der Konvent kommt irgendwo weiter hinten vor, zum Verfassungskonvent innerhalb der Euro­päischen Union wird erwähnt, er sei wichtig und was weiß ich alles. Aber eine klare Aussage, welche österreichischen Positionen, nämlich Positionen von Schwarz-Blau, im Rahmen der Verfassungsdiskussion des Konvents vertreten werden, werden Sie im Regierungsübereinkom­men genauso vergeblich suchen wie in der heutigen Regierungserklärung.

Beim Blättern im Koalitionsübereinkommen und beim Zuhören der heutigen Regierungserklä­rung ist mir noch etwas aufgefallen, was wirklich merkwürdig ist: Es gibt keine österreichische Außenpolitik mehr. Es gibt zwar ein Kapitel zur Bildung – gut –, es gibt ein Kapitel zu Frauen – sehr gut –, es gibt ein Kapitel zu Universitäten, es gibt ein Kapitel zur EU, aber es gibt kein Kapitel zur österreichischen Außenpolitik – mit Ausnahme der Entwicklungszusammenarbeit.

Ich kenne das Koalitionsübereinkommen. (Abg. Mag. Mainoni: Das ist wahrscheinlich ein Kopierfehler!) Zeigen Sie mir, welches Kapitel die Überschrift „Außenpolitik Österreichs“ trägt! Ich frage mich, wo die Frau Ministerin in dieser Zeit war, dass sie es zulassen konnte, dass sich Österreich jetzt auch quasi offiziell jeder künftigen Außenpolitik entschlägt. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Öllinger: In den Kronländern! – Abg. Mag. Mai­noni: So vergeht auch die Redezeit!)

Wie schon bei der letzten Regierungserklärung – es sind dies dicke Papiere – ist es unmöglich, fair zu sein, man kann nicht jedes einzelne Kapitel durchgehen. Es ist ganz klar, dass es Punkte gibt, die wir unterstützen. Es gibt auch Punkte, die wir mit Vorbehalt unterstützen, solange wir die Details nicht kennen.

Nehmen wir zum Beispiel den Bereich Frauenpolitik her! Wir begrüßen es auf jeden Fall sehr, dass es jetzt wieder eine Frauenministerin gibt. Ich persönlich finde auch die Besetzung mit Frau Rauch-Kallat gut. Ich finde, einige der Ziele, die im Kapitel „Frauen“, „Frauenpolitik“, im Koalitionsübereinkommen stehen, gut. Allerdings frage ich mich zum Teil: Alles Konkrete ist noch nicht ausverhandelt, oder wie?

Wir haben zum Beispiel heute gehört, dass die Erwerbsquote, auch jene der Frauen, in den kommenden Jahren erhöht werden soll. Ja, das ist notwendig! Es wird eine Notwendigkeit bleiben – schon angesichts der Veränderung der Alterspyramide und aus anderen Gründen auch. Dafür braucht es Voraussetzungen wie Qualifikationsmaßnahmen zum Beispiel. Findet sich davon etwas im Koalitionsübereinkommen? – Man wird sehen.

Was noch? – Es braucht, sofern die Frau Familie oder Kinder hat, eine Entlastung auf der Kin­derbetreuungsseite. Das wissen wir alle. In Schweden ist die Geburtenrate höher und die Erwerbsquote der Frauen auch. Wann wird endlich in Österreich daraus die Konsequenz gezogen? – Im Koalitionsübereinkommen gibt es dazu wieder nichts! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

 


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite