Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 7. Sitzung / Seite 77

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Da gibt es an einer anderen Stelle den Hinweis darauf, dass sich die Länder und Gemeinden sozusagen gefälligst an ihre Pflichten zu erinnern haben. Doch was ist mit dem Bund? – Gibt es keine 10-jährigen Kinder, die in Bundesschulen gehen? In der ersten Klasse Gymnasium gibt es Zehnjährige. Da gibt es keine Kinderbetreuung, nicht einmal eine Idee dazu? Diese Gedan­ken macht man sich nur in Bezug auf die Kindergärten, und dafür sind die Länder und die Gemeinden zuständig? Das ist die Politik der Bundesregierung? – Das wird nicht reichen, Frau Ministerin, Frau Frauenministerin!

Ich hoffe, Sie werden sich in die einzelnen Fragen in den anderen Ministerien einmischen. Wir wissen – der Herr Bundeskanzler selbst hat das heute auch wieder betont –, dass Frauenpolitik eine Querschnittsmaterie ist. Ja, das ist sie! Das wird hoffentlich Frau Rauch-Kallat zu einer sehr unangenehmen Ministerin machen.

Frau Rauch-Kallat! Ist Ihnen aufgefallen, dass es dort, wo Sie direkt angesprochen sind, nämlich im Kapitel „Frauen“ im Koalitionsübereinkommen, einen Punkt gibt, der heißt: „Eigen­ständige Alterssicherung für Frauen (siehe Kapitel Pensionen)“? Jetzt schaue ich nach (Abg. Dr. Gusenbauer: Steht nichts!), bemühe mich seriös zu kritisieren, blättere zurück zum Kapitel „Pensionen“ – dieses steht auf den Seiten 18 bis 20, das weiß ich, glaube ich, aus­wendig – und suche den Punkt „Eigenständige Alterssicherung für Frauen“. – Da können Sie lange suchen, da können Sie lange suchen, Frau Rauch-Kallat, da ist irgendetwas verloren gegangen. Ich hoffe, Sie werden Ihre männlichen Kollegen in der Bundesregierung recht bald daran erinnern. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

In Ihrem Kapitel „Frauen“ ist etliche Male von Gender Mainstreaming die Rede. Gender Main­streaming ist zwar ein furchtbares englisches Wort – heißt Geschlechtergerechtigkeit oder wie immer man das übersetzt, da bin ich mir nicht sicher –, ist aber wichtig. Sie werden bei den kommenden Pensionsreformen sehr darauf zu achten haben, wie sich das auf die Frauen auswirkt, denn es ist ganz klar, dass sich die 40 Jahre Durchrechnungszeit – egal, ob jetzt berechtigt oder nicht, notwendig oder nicht – und die Senkung des Steigerungsbetrages auf die Frauen ganz anders auswirken werden als auf die Männer, weil sie andere Erwerbsbiographien haben. Sie wissen das, wir wissen das. Da kommt also einiges auf Sie zu.

Zu den Fragen der Umweltpolitik, der Sozialpolitik, der Pensionspolitik bin ich sicher, dass meine Kolleginnen Madeleine Petrovic, Eva Glawischnig und Karl Öllinger und auch noch andere Mitglieder meines Klubs Stellung beziehen werden.

Ich möchte abschließend nur Folgendes sagen: Natürlich besteht die Chance auf eine konstruk­tive Zusammenarbeit, Herr Kollege Molterer, und zwar nicht nur zwischen den Klubobleuten, son­dern auch zwischen den Klubs, sofern es möglich ist. Aber das ist nicht nur unsere Sache. Wir können das anbieten, wir können anbieten, unser Know-how einzubringen, wenn Sie das wünschen. Wir wären sehr interessiert, wir wollen ein bisschen Erfahrung, weiterhin Erfahrung sammeln. (Abg. Mag. Molterer: Man kann nie genug lernen!) Man kann nie genug lernen, nie genug wissen, völlig richtig. Ein anderer Grund wäre, dass die Kräfteverhältnisse im Nationalrat deutlich andere sind als vor drei Jahren. Die Mehrheit ist knapp, sie wäre auch mit uns knapp gewesen. Man weiß nicht, wie sich das auswirkt, vielleicht hat es auch einmal Auswirkungen auf das Verhalten von Regierungsparteien. Das könnte man sich ja einmal wünschen. (Präsident Dr. Fischer gibt das Glockenzeichen.)

Ich komme zu meinem Schlusssatz, Herr Präsident: Das neue Regieren der alten Bundesregie­rung heißt hoffentlich nicht mehr dieses unselige „Speed kills“, das Herr Khol inzwischen hoffentlich bereut, dieses Drüberfahren über die Oppositionsparteien. Ich hoffe, dass auch hier zumindest beziehungsweise dass zumindest hier – ich streiche das Wort „auch“ – ein Neubeginn stattfindet. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

11.23


Präsident Dr. Heinz Fischer: Nach der ausgeschöpften Redezeit hat sich Herr Abgeordneter Dr. Khol zu einer tatsächlichen Berichtigung zu Wort gemeldet.

 


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