Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 7. Sitzung / Seite 79

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haben die Chance verpasst, die vielleicht gegeben gewesen ist, die Grünen in eine Regierung zu bringen, und ich kann mir vorstellen, dass Sie das auch ernsthaft wollten.

Sie haben Streitereien und mögliche Probleme, die es bei uns geben soll, angesprochen, aber ich glaube, die Probleme, die Sie gehabt hätten, wären noch wesentlich größer gewesen. Dass Sie Ihre Partei, vor allem Ihren extrem linken Rand, auf einen konstruktiven Kurs in einer Regierungspartnerschaft gebracht hätten, das glauben Sie doch selbst nicht. Sie glauben nicht wirklich, dass Sie das geschafft hätten. Langfristig ist es auf jeden Fall für das Land – mög­licherweise auch für Sie persönlich – besser, dass alles so geblieben ist, wie es war, Herr Kollege Van der Bellen! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Herr Abgeordneter Gusenbauer! Sie haben gesagt, Sie seien bereit, Reformen mitzutragen, inhaltlich zu diskutieren und sich auch einzubringen. Ich gebe zu: Ihre Rede war durchaus kon­struktiv. Dass das jetzt auch die Linie Ihrer Partei ist, würde ich hoffen, aber das werden wir erst beurteilen können, wenn Ihr Kompagnon Cap hier am Rednerpult gesprochen hat, denn normalerweise haben Sie eine sehr gute Aufgabenteilung: der konstruktive Gusenbauer und der Demagoge Cap. Wir warten ab, wie sich die SPÖ heute hier darstellt, und werden dann vor allem schauen, ob Sie wirklich bereit sind, Herr Abgeordneter Gusenbauer, Ihren Worten Taten folgen zu lassen.

In den letzten drei Jahren haben wir oft von Ihnen hören können: Binden Sie uns ein, wir sind bereit, mitzuarbeiten, wir sind auch bereit, Reformen mitzutragen! – Wenn das aber dann ver­sucht worden ist, dann haben Sie zwar eine Zeit lang mitgearbeitet, aber wenn es dann darum gegangen ist, auch konsequent die Beschlüsse mitzutragen, dann war leider von diesem Kon­sens nicht mehr viel zu spüren. (Abg. Silhavy: Wo leben Sie?)

Wo ich lebe? – Gott sei Dank in Österreich, Frau Kollegin! Wir haben Gott sei Dank verhindert, dass ein Abenteuer zwischen Rot und Grün wie in Deutschland, das Sie sich vielleicht ge­wünscht haben, nach diesem Wahlergebnis vom 24. November für Österreich vermieden werden konnte. Das ist auch ein Ergebnis der Reformarbeit der Regierung. (Beifall bei den Frei­heitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Es hat natürlich lange gedauert, bis diese Regierung gebildet worden ist, aber ich sage Ihnen: Besser lange verhandeln und etwas Gutes schaffen, als schnell das Falsche zu tun! Es wird jetzt an der Bundesregierung liegen, ein sehr ambitioniertes, ein gutes, ein offensives, ein in die Zukunft gerichtetes Regierungsprogramm gemeinsam mit uns Parlamentariern, gemeinsam mit diesem Hohen Haus, gemeinsam mit den Interessenvertretungen, gemeinsam mit den Bundes­ländern, vor allem aber auch gemeinsam mit der Bevölkerung in unserem Land umzusetzen.

Ich glaube, dass dieses Regierungsprogramm ein Programm der Gegenwart, aber auch eines für die Zukunft darstellt – für eine Zukunft, in der ein Reformkurs weitergeführt wird, bei welchem man darauf achtet, dass die Staatsfinanzen nicht aus dem Ruder laufen.

Herr Abgeordneter Gusenbauer! Es war schon interessant, dass Sie kritisieren, dass das strikte Festhalten am Nulldefizit jetzt nicht mehr gelten soll. Dass Sie, als Ihre Partei noch Verantwor­tung für Österreich getragen hat, auch nur in die Nähe eines Reformkurses, eines Nulldefizits gekommen wären, das glauben auch Sie wohl selbst nicht! Wenn wir dazu beigetragen haben, dass Sie jetzt lernen, dass es nicht gut ist, hohe Schulden aufzunehmen und damit künftige Generationen zu belasten, dann ist das auch ein positiver Effekt von drei Jahren freiheitlicher Regierungsbeteiligung mit der Österreichischen Volkspartei gewesen. Hoffentlich bleibt es so!

Budgetsanierung ist und war ein wichtiges Projekt. Es ist gelungen. Wir haben Gott sei Dank Handlungsspielräume geschaffen – im Gegensatz etwa zum rot-grünen Experiment in Deutsch­land –, sodass wir im vorigen Jahr den Opfern der Hochwasserkatastrophe ausreichend Ent­schädigung geben und der Wirtschaft mit einem entsprechenden Konjunkturpaket in einer schwierigen Phase Hilfestellung leisten konnten.

Es wird jetzt aber auch notwendig sein, neben der Beibehaltung dieses Konsolidierungskurses die Bevölkerung von einer zugegebenermaßen sehr hohen Steuerbelastung zu befreien bezie-


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