Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 7. Sitzung / Seite 81

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Sie haben gesagt, für Sie ist es eine Bedingung, bei den Pensionen am Umlagesystem festzu­halten. Herr Abgeordneter Gusenbauer! Wie soll das funktionieren, wenn heute auf 100 Er­werbstätige 63 Pensionisten kommen, während im Jahr 2030 auf 100 Erwerbstätige bereits 81 Menschen im Ruhestand kommen werden? Wie soll dann das von Ihnen propagierte Umlagesystem funktionieren?

Das mag heute vielleicht gut klingen, dass es keinen Reformbedarf gibt, aber ich glaube, wenn man auch an die künftigen Generationen denkt, dann ist es unverantwortlich, allein das staat­liche System für die Altersvorsorge heranzuziehen. Wir sagen, dass neben der staatlichen Grundvorsorge die Forcierung der zweiten und dritten Säule für die Zukunft des Pensions­systems unerlässlich ist. Die Forcierung und Förderung der zweiten Säule, der betrieblichen Pensionsvorsorge, und der dritten Säule, der privaten Pensionsvorsorge, wird eine wichtige Aufgabe dieser Bundesregierung sein.

Es ist auch wichtig, dass man in Zukunft auf ein einheitliches Pensionskonto kommt, dass jeder für sich in einem gewissen Rahmen selbst entscheiden kann, wie hoch seine Pension ist und wann er in den Ruhestand geht. Weiters ist wichtig, dass wir selbstverständlich bei den kurzfris­tig notwendigen Maßnahmen – das ist auch für meine Fraktion von ganz besonderer Bedeu­tung – diese sozial gerecht durchführen, dass wir die so genannte „Hackler-Regelung“ für die lang arbeitenden Menschen beibehalten und noch verlängern und dass wir Beschäftigungspro­gramme für ältere Arbeitnehmer etwa durch eine Reduzierung der Lohnnebenkosten umsetzen. All das sind jene sozialen Maßnahmen, die Sie in unserem Programm nicht gefunden haben, die aber selbstverständlich mit besonderer Priorität versehen darin verankert sind. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Ebenso wollen wir, meine Damen und Herren, die hohe Qualität im österreichischen Gesund­heitssystem erhalten. Ich glaube, dass es sinnvoll war, dass man nicht von vornherein mit irgendwelchen Quoten oder Abschlägen oder Selbstbehalten in die Regierungsverhandlungen gegangen ist, sondern dass man das umfassend analysieren muss und dass der Hauptverband der Sozialversicherungsträger, der sehr nahe an der Praxis ist, entsprechende Vorschläge zu machen hat.

Ich kann mir nicht vorstellen, Herr Abgeordneter Gusenbauer, dass etwa ein System, so wie wir es vorgeschlagen haben, das bei den Österreichischen Bundesbahnen seit vierzig Jahren als sozial gerecht empfunden wird, dann, wenn es auf alle Österreicher umgelegt wird, plötzlich von Ihnen als sozial ungerecht bewertet werden kann. Ich glaube, dass Sie sich da ein bisschen von der Polemik verabschieden und gemeinsam mit uns für die Österreicher ein zukunftsweisendes Projekt umsetzen sollten.

Ich glaube, dass sich der Staat – da wird es auch wichtig sein, im Verfassungskonvent umfas­send darüber zu diskutieren – von unnötiger Bürokratie befreien und sich auf die Kernaufgaben konzentrieren soll. Diese Kernaufgaben, etwa im Sozial- und Bildungsbereich, sind abzusichern, auch budgetär.

Eine wichtige Kernaufgabe ist die Erhaltung der inneren und äußeren Sicherheit Öster­reichs. Diese Kernaufgabe, meine Damen und Herren, wird leider in Österreich – manchmal auch in der öffentlichen Diskussion – gering geschätzt, weil viele Österreicher glauben, dass diese Sicherheit selbstverständlich ist. Wenn man aber in eines der Länder – deren gibt es leider nach wie vor genug – fährt, in denen diese Sicherheit nicht gegeben ist, und dort die Menschen fragt, was ihr größter Wunsch ist – ich war etwa in Afghanistan, wo die Menschen nichts haben, wo sie wie im Mittelalter leben –, und dann als Antwort bekommt – sie sagen nicht: Wir wollen Geld, wir wollen Kleidung, wir wollen Wohnungen!, sondern sie sagen nur: Wir wollen Sicherheit! –, dass sie Sicherheit wollen, dass ihnen das gefehlt hat und dass das ihr höchstes Gut ist, dann kann man, glaube ich, nur sagen: Wir sollten diesen Wert der Sicherheit ernst nehmen und uns klar vor Augen führen, dass wir etwas dafür tun müssen – auf der europäischen Ebene, weil Sicherheit und auch die Bedrohungsszenarien global und auf der europäischen Ebene zu behandeln sind, aber auch auf der österreichischen Ebene.

 


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