Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 7. Sitzung / Seite 89

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Der dritte Teil ist die familiäre Bindung. In Familienangelegenheiten mische ich mich nicht ein; das steht mir nicht zu. Wenn hier Schwestern und Neffen mobilisiert werden, so will ich mich nicht einmischen. Das ist aber wahrscheinlich ein zusätzlicher Kitt: die Erweiterung des konser­vativen Familienbegriffs übertragen auf die Regierung, damit sie jetzt wirklich auf allen Seiten abgesichert ist und durchhält. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Herr Bundeskanzler! Ich glaube, es ist eine große Chance für Österreich vertan worden. Es hätte eine stabile Regierung geben können, es hätte eine reformbereite und reformfähige Regierung geben können (Abg. Steibl: Und das sagt der Cap!), und es hätte eine Regierung mit Gewicht in der Europäischen Union geben können. – Das war unser Projekt, unser Vor­schlag, und wir sind dem in manchen Punkten durchaus – so wie sich das bei den Grünen auch ergeben hat – nahe gekommen. In vielen Punkten hat es aber wirklich Dissens gegeben, und wir haben dann im Laufe der Verhandlungen den Eindruck gewonnen, dass es gar nicht wirklich das Ziel war, dass es Konsens gibt.

Als ich daran dachte, fiel mir plötzlich das „profil“ in die Hand. Herbert Lackner schrieb am 3. März zu Recht:

„Man muss also davon ausgehen – und so sehen das heute auch enge Mitstreiter Schüssels“; ich nehme an Molterer und wie sie alle heißen – „,dass er die Gespräche mit SPÖ und Grünen auf Scheitern anlegte.“ (Abg. Dr. Partik-Pablé: Der hat schon oft etwas Falsches geschrieben, der Herr Lackner!) – Dadurch wurden Sie von der FPÖ die dritte Wahl; das ist aber Ihr Problem, mit dem Sie fertig werden müssen. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Glauben Sie doch nicht alles, was Ihnen die Journalisten vorschreiben!)

Hätten wir hier jetzt mehr Zeit, könnten wir minutiös nachweisen: Faktum ist, dass die Ge­spräche auf Scheitern angelegt waren. Einer der Hauptpunkte war das Beharren auf die be­rühmten Eurofighter, auf die größte Rüstungsausgabe. 2 Milliarden € sollten da aus dem Fenster geworfen werden. Das war aber nur einer von vielen Punkten.

Weitere Punkte: Abschaffung der Frühpensionen, wodurch möglicherweise bis zu 100 000, 120 000 ältere Menschen in die Arbeitslosigkeit getrieben worden wären.

Selbstbehalt. – Sozial ungerecht in der Form, wie Sie das vorgeschlagen haben! (Abg. Scheib­ner: Das ist ja jetzt weg, Herr Kollege Cap! – Abg. Mag. Molterer: Kollege Bittner sagt heute etwas anderes, habe ich gelesen!) Ich bin gespannt, wie Sie das dann mit dem „kleinen Mann“ in Klagenfurt diskutieren, wenn er sagt, das entspreche nicht ganz den Vorstellungen. Aber das werden Sie selbst mit ihm ausmachen müssen.

Ich sage Ihnen nur Folgendes: Es sind sehr viele unsoziale Momente enthalten und sind auch in den Gesprächen und Verhandlungen enthalten gewesen, weshalb wir der Auffassung waren: Das sichert nicht den Wirtschaftsstandort Österreich, das gibt keine Impulse für die österreichi­schen Unternehmungen! Das waren aber ganz wesentliche Aspekte, wie zum Beispiel auch die Frage einer Steuersenkung, einer Steuerreform. Es ist ja noch immer eine Chuzpe – wie man im Volksmund sagt –, wenn Sie sagen, die Steuerreform – ein Reförmchen! – wird im Jahr 2004 erfolgen, und dann kommt wieder ein bisschen etwas Größeres im Jahr 2005.

So wird vertröstet, vertröstet, vertröstet, bis der Aufschwung kommt und man wieder eine pro­zyklische Maßnahme setzen kann. Jetzt, wo es notwendig wäre, antizyklische Maßnahmen zu setzen, als Staat zu intervenieren, wirklich Nachfrage zu schaffen, die Wirtschaft in Bewegung zu bringen, das Wachstum in Bewegung zu bringen, jetzt wird gespart; auf Teufel komm raus wird gespart und belastet!

An dieser Stelle wieder ein interessanter Satz des Herrn Bundeskanzlers aus der Regierungs­erklärung vom 9. Feber 2000, wo er sich selbst fast kritisierend oder fast geißelnd gesagt hat: „Der Steuerzahler darf nie mehr belastet werden.“ – Nie mehr, hat er gesagt! Nie mehr! Das hat er dann drei Jahre lang täglich gebrochen, aber damals hat er es in dieser fast apodiktischen Form gesagt: Es darf nie mehr so sein!

 


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