Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 7. Sitzung / Seite 90

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Wir haben mittlerweile die höchste Steuer- und Abgabenquote. Viele der heutigen Zuseherin­nen und Zuseher werden, wenn sie in ihr Geldbörsel schauen, merken: Da fehlt schon wieder etwas! Ich kann Ihnen sagen, wo die Verantwortlichen dafür sind. (Zwischenbemerkung von Bundesminister Dr. Strasser.) – Der ist jetzt im Moment nicht da, er geht Geld zählen, nämlich das, was in den Geldbörseln fehlt (Beifall bei der SPÖ und den Grünen), aber sonst sind im Prinzip alle da, die dafür verantwortlich sind.

Es geht weiter. Mineralölsteuer: Das Heizen wird teurer, Autofahren wird teurer.

Ob man krank wird, muss man sich ab 2004 überlegen. Jetzt kann man noch schnell krank wer­den, dann wird es schwierig, denn dann muss man einen Selbstbehalt beim Arzt oder wo auch immer zahlen. (Abg. Scheibner: Das ist aber wirklich ein bisschen tief!) – Sie hätten sich bei den Koalitionsverhandlungen aufregen sollen, jetzt ist es zu spät (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ und den Grünen), Sie werden nämlich gleich Ihre Zustimmung zum Entschließungsantrag geben.

Die Belastungen gehen weiter! Es geht weiter, und wenn es so weitergeht, gibt es auch 13 Mil­liarden € Konsolidierungsbedarf. Das muss aber irgendwoher kommen.

Wie wollen Sie übrigens Ihre Steuerreformen, die Sie angekündigt haben, finanzieren? Ich habe gehört: Verwaltungsreform! Das ist der Dreierschritt, den es da immer gibt: Verwaltungsreform, Schwarzarbeit und das Christkind. (Heiterkeit bei der SPÖ.) Das ist in Wirklichkeit nie zustande gekommen. Thema Schwarzarbeit – das höre ich schon seit Jahren, dass das angegangen wird; ich hoffe, es gelingt endlich einmal. Es wäre total wichtig, nur gemacht haben Sie nichts. – Das wird alles auf uns zukommen.

Wie war das heute nach der Rede des Bundeskanzlers? – Im Unterschied zum 9. Februar 2000 herrschte gedrückte Stimmung. Teilweise gibt es einige Abgeordnete, die diese Regierungs­koalition ohnehin nicht wollen, sowohl bei der ÖVP als auch bei der FPÖ. Manche wollen über­haupt in Opposition bleiben oder gar nicht mehr ins Haus kommen. Es gibt verschiedene Stand­punkte und Positionen dazu. Erinnern wir uns doch alle, die das damals am 9. Februar 2000 erlebt haben: Jubel, Standing Ovations, Blumen, Händedruck, Umarmungen, beinahe ein Bussi hat es gegeben. (Beifall bei der SPÖ.) Was war das damals für eine Stimmung! Und heute? – Verhalten, ernst, Pflichtlektüre, Pflichtapplaus. Da fehlt alles, da ist der Dampf draußen. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Sollen sich der Haupt und der Schüssel abbusseln?)

Man merkt es auch: Es fehlt doch die Reformbereitschaft. Eine Überschriftensammlung ist die Regierungserklärung. Das kommt mir vor wie bei einer Autobusstation. Es steht nur oben: Hier fährt ein Autobus!, aber es steht nicht dabei, wann er kommt, wohin er fährt, ob er groß genug ist, ob er vier Räder hat. Das ist vielleicht gar nicht so unwichtig bei dieser Regierung. Hat der Autobus überhaupt vier Räder? ist zum Beispiel zu fragen. – Nichts, eine Ansammlung von Überschriften, „Neusprech“ wie man so schön sagt.

Herr Staatssekretär Morak! Ein neues Stück ist angesagt im Burgtheater. Es heißt nicht mehr „Warten auf Godot“, es heißt „Warten auf die Ernte“. Mitspielen können Herbert Haupt, Wolf­gang Schüssel, Karl-Heinz Grasser. Immer wieder höre ich nämlich: Und dann kommt der Tag der Ernte. – Nicht morgen, nicht übermorgen, aber er kommt. Wir hören ihn schon, wie er kommt, der Tag der Ernte. Er kommt immer näher. Fangen Sie wenigstens einmal im Burg­theater damit an, dass man es studieren kann, dass man es sehen kann! Soweit ich mich erin­nern kann, ist Godot auch nie gekommen, oder täusche ich mich da? (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ und den Grünen.) – Das wäre zumindest eine Ansage.

Was meinen wir mit Mutlosigkeit? Es ist auch die heutige Regierungserklärung ein Manifest der Mutlosigkeit. Traurig eigentlich, aber wahr. Ein Manifest der Mutlosigkeit und ein Manifest der Flucht aus der Verantwortung. Selbstbehalt – das soll die Sozialversicherung machen; Laden­schluss – das sollen die Landeshauptleute machen; Pensionen – das soll sich jeder selber regeln. Natürlich gibt es ein Risiko auf der Börse, unangenehm, aber das Leben ist nun einmal ein Risiko, also sichert euch die Pensionen. Zweite, dritte Säule, die Aktienkurse werden rauf-


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