Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 7. Sitzung / Seite 91

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gehen, werden runtergehen – Pech, aber das werden wir schon sehen. Ungefähr so läuft das. Oder: Industriepolitik. Man könnte überhaupt alles verkaufen, dann brauchte man keine In­dustriepolitik mehr zu machen. Das wäre das Allereinfachste.

So geht das. Es wird alles weggeschoben, keine Verantwortung übernommen!

Diese Regierung hat sich heute schon vorgenommen, verantwortungsscheu zu sein. Heute schon! Sie hat gesagt, wir treten an, um keine Verantwortung zu übernehmen. Keine Verant­wortung! Manche Ausführungen heute habe ich ein bisschen wie das Pfeifen im Wald emp­funden. Die Rede des Abgeordneten und Klubobmannes Molterer war ja teilweise eine poli­tische Selbsthypnose. Seien Sie mir nicht böse (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ), aber Sie haben permanent gesagt: Wir sind mutig, wir sind zukunftsorientiert. – Wenn in einem Pro­gramm einer Regierung ununterbrochen das Wort „Zukunft“ steht, dann hat diese Regierung eigentlich keine Zukunft. Sie glaubt auch nicht an ihre eigene Regierungszukunft, sonst hätte sie nicht so ein schlechtes Gewissen und würde nicht ständig dieses Wort hineinschreiben.

Herr Klubobmann Molterer! Ich nehme an, dass Sie natürlich alles, was Ihr Parteiobmann sagt, schreibt und liest, ganz genau lesen. Das ist ja die Voraussetzung eines engen Mitstreiters. Sie haben heute gesagt, wir befinden uns in schwierigen Zeiten. – Schwups, da habe ich mir gedacht, ich schaue gleich wieder nach, was Bundeskanzler Schüssel am 9. Feber 2000 in seiner ersten Regierungserklärung gesagt hat. Damals war es anders. Da steht:

„Es gab noch nie so gute Voraussetzungen für unser Land. Wir sind wirtschaftlich stark und wohlhabend. Die Demokratie steht auf einem festen Fundament, und wir können den Bürgerin­nen und Bürgern eine hohe soziale Sicherheit anbieten.“

„Unsere Arbeitslosenrate sinkt und zählt zu den niedrigsten in ganz Europa.“ (Demonstrativer Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.) – Es freut mich, dass Sie der rot-schwarzen Koali­tion noch einmal mit Applaus gedacht haben, denn das war nämlich das Resümee jener Zeit, als diese Regierung agiert hat. (Beifall bei der SPÖ.)

Bitte nehmen Sie alle jetzt Ihre „Feh“-Taschentücher aus der Tasche und fangen Sie an, ein bisschen zu weinen, denn die nächsten drei Jahre haben zu der Aussage von Klubobmann Molterer geführt: Schwierige Zeiten! Gerade, dass er nicht gemeint hat: Ganz schwierige Zeiten, Jammertal, wir müssen da und dort eingreifen, wir haben diese und jene Handlungsnotwendig­keit. Er hat das aber nicht gesagt, weil die Regierung nämlich nicht vorhat, das zu tun – wie Sie uns mit Ihrem so genannten Regierungsprogramm hier gesagt haben.

Zum Schluss kommend: Warum sollte man nicht doch hin und wieder Jörg Haider zitieren? Er sagte, nachzulesen in der „Presse“: „ÖVP schwelgt im Machtrausch“. – Ich weiß, was war. Es hat deswegen keine Koalition mit den Sozialdemokraten gegeben, weil man jetzt neue ÖVP-Minister berufen konnte. Und das war wichtiger, neue Posten zu besorgen, wichtiger als die Zusammenarbeit im Interesse Österreichs! In diesem Fall war das ÖVP-, das Partei- und das personalpolitische Interesse wichtiger.

Wissen Sie, was mich noch interessiert? – Ich habe eben in der „Presse“ die Seite gesehen, auf der steht: „Haider: ,ÖVP schwelgt im Machtrausch‘“, und auf dieser heißt es dann weiter unten: „Pröll wettert über ,Stillstand‘ im Bund“. – Ich bin das letzte Mal vom Bundeskanzler kritisiert worden, weil ich gesagt habe, dass es im Bund einen Stillstand gibt. Ich habe gar nicht gewusst, dass Landeshauptmann Pröll das dann von mir übernimmt – aber er hat es übernommen, warum auch nicht? (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Es beschwert sich also Landeshauptmann Pröll über „Packelei und Taktiererei“! – Es war Packelei dabei, als Sie die Regierung gebildet haben? Was ist da vorgegangen?

Allerdings muss ich gleich auch dazusagen, damit man nicht meint, ich hätte Landeshauptmann Pröll positiv zitiert (Zwischenbemerkung von Bundeskanzler Dr. Schüssel): Ein bisschen ein Papiertiger scheint er mir schon zu sein, denn verhindert hat er Schwarz-Blau nicht – also hat er anscheinend kein besonderes Gewicht und kann sich daher eigentlich diese Wortmeldungen –


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