Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 7. Sitzung / Seite 96

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„In einem Land (...), in dem jeder Zentimeter des Status quo mit wehrhaften Interessenvertre­tungen besetzt ist ...“.

Nein, Herr Bundeskanzler! Das ist nicht so. Da kann man sagen, leider oder Gott sei Dank, aber es ist nicht so. Es gibt Interessen, vor allem die Interessen der Umwelt oder, wenn Sie so wollen, die Interessen künftiger Generationen, die eben keinen gleich guten Schutz haben wie die etablierten Interessen von Wirtschaftsmärkten.

Was haben Sie dazu gesagt? – Hier meine Übersetzung in das, was es wirklich heißt: Sie wollten keine Insellösungen, was das Wasser, die Luft, die Lebensmittelqualität betrifft, sondern europäische Lösungen. Im Klartext: ... (Bundeskanzler Dr. Schüssel: Ich habe gesagt, es ist notwendig, europäische Lösungen zu finden!) – Sie sagen, es ist notwendig. Ich sage, es ginge auch anders, und die Grünen sagen, es ginge vieles ganz anders, und es wäre besser, würden wir es anders machen.

Herr Bundeskanzler! Keine Insellösungen und auf europäische Richtlinien warten, das heißt ... (Abg. Mag. Molterer: Wie wollen wir aus der Atomenergie aussteigen?) – Nein, nein, niemand will aus der EU aussteigen, oder wir wollen es jedenfalls nicht. (Abg. Mag. Molterer: Nicht aus der EU, aus der Atomenergie!) Aber es geht um die Frage, ob Österreich eine Vorreiterrolle einnimmt oder nicht, ob wir zum Beispiel, und das könnten wir durchaus, eine gentechnikfreie Zone – und zwar ganz Österreich – bleiben oder nicht. (Beifall bei den Grünen.)

Es wird sehr nebulos über Transitlösungen gesprochen, etwas Konkretes steht da nicht drinnen. Es heißt zum Beispiel: Regionale Belastungen durch Transit hintanhalten. – Na, wie denn? Was denn? Wie soll denn das passieren? Durch Ihr Regierungsabkommen, und indem Sie Bezug nehmen auf den Generalverkehrsplan? – Bitte, dort steht das Gegenteil! Dort ist die Nord Auto­bahn enthalten, und dort ist die neue, nicht mautpflichtige Transitstraße quer durch das Wald­viertel und das Weinviertel über den Wagram enthalten.

Das steht im Generalverkehrsplan. Nicht enthalten sind die neuen alten Bahnlinien, die es noch aus der Monarchie gibt, die aber irgendwo, ein paar Kilometer vor der Grenze enden. Diese Linien hätte man schon lange ausbauen und damit wirklich den Verkehr auf die Schiene bringen können. (Abg. Scheibner: Das können Sie im Niederösterreichischen Landtag einbringen!) Damit könnte man natürlich eine deutliche Umweltentlastung durchführen. Das könnten Sie national tun, da bräuchten Sie nicht auf Europa zu warten. Aber hier ist etwas anderes ange­strebt, und das soll man auch klar benennen. (Beifall bei den Grünen.)

Oder, Herr Bundeskanzler, zum Tierschutz. Sie haben heute von einer Koalition gegen das Tierleid gesprochen. Sie wissen, dass die Grünen in diesem Bereich immer federführend waren. Und natürlich, wenn das eine gute Koalition wird, dann werden wir mit dabei sein. Nur, ich habe da meine Zweifel, denn ich stelle mir schon die Frage, wieso Sie im April eine Enquete zu einem Thema machen, zu dem schon, ich weiß nicht, wie viele Unterausschuss-Sitzungen im Parlament stattgefunden haben, zu dem es fertig ausformulierte Anträge aus der österreichi­schen Tierschutzbewegung gibt, die hier im Haus eingebracht worden sind. Worauf warten wir denn? Warten wir vielleicht darauf, bis die Landtagswahlen in Niederösterreich und Oberöster­reich vorbei sind, damit Sie eben nicht offen legen müssen, dass eine Nivellierung auf niedri­gen Standards geplant ist? – Wenn das so ist, dann sprechen Sie es bitte offen aus, Herr Bun­deskanzler!

Meine Damen und Herren! Ich komme zum zweiten Bereich, zur Sozialthematik, an der sich, wie Sie wissen, vieles in den Gesprächen, in den Verhandlungen mit den Grünen gespießt hat, und ich sage, zu Recht.

Die Regierung ist größer geworden. Das ist in Zeiten des Sparens überraschend, denn, und das soll man auch hinzufügen, das gibt es ja nicht zum Nulltarif. Die Kosten für die Vergrößerung dieser Regierung, so wird geschätzt, kann man mit 2,6 Millionen € ansetzen: für die neuen Regierungsposten und das dazugehörige administrative Rahmenwerk. Das sind, noch in Schilling ausgedrückt, etwa 35 Millionen Schilling. – Da kann ich nur sagen, alle Achtung!, für


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