Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 7. Sitzung / Seite 98

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Frauen sind generell diskriminiert, Frauen mit Kindern und ohne Kinder haben dieses Drittel weniger an Löhnen und Einkommen.

Herr Bundeskanzler! Es ist das falsche Prinzip! (Bundeskanzler Dr. Schüssel: Ein richtiges Prinzip!) – Es ist das falsche Prinzip! Wir Grünen haben – ich merke ja, es ist noch nicht wirklich angekommen – versucht, Sie davon zu überzeugen, dass ein modernes, soziales System von morgen ein ganz wichtiges Prinzip verwirklichen muss, nämlich einen existenzsichernden Sockel. Und das haben Sie nur in einem kleinen Bereich verwirklicht, nämlich dort, wo es darum geht, Personen, die sonst nichts haben ... (Bundesminister Dr. Bartenstein: Wo Menschen sozial bedürftig sind!)

Aber Sie haben insbesondere bei den Frauen keine eigenständige Alterssicherung drinnen, ich betone, keine eigenständige Alterssicherung, und das ist einer der springenden Punkte. Das lehnen wir in dieser Form ab. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Scheibner: Dann haben Sie es nicht gelesen!)

Wir haben uns natürlich für einen gesetzlichen Mindestlohn ausgesprochen. Denn der Trend, dass die Kluft zwischen den stark männerdominierten Branchen und den viel schwächer hono­rierten frauendominierten Branchen tiefer wird, setzt sich natürlich bis ins Alter fort, und das führt dann eben vor allem bei den älteren Frauen, vor allem bei den Pensionistinnen wirklich zu einer eklatanten Armutsbedrohung.

Ein Letztes: Ein paar Worte zur Sicherheit, nur ganz kursorisch. Es war für mich bezeichnend, dass der Vizekanzler in diesem Bereich die Lösungen, die angestrebt werden, ganz klar vertei­digt hat und dass Sie offenbar diesen Antrag brauchen, um alle Ihre Abgeordneten auch auf den Kauf der Abfangjäger einzuschwören.

Herr Bundeskanzler! Sie haben ein einziges Mal in Ihrer Erklärung gesagt, dass etwas einen Preis hat, sprich: dass es teurer werden wird, nämlich bei der Sicherheit. Sie haben nicht gesagt, dass es in den Bereichen Gesundheit einen Preis hat, dass es in den Bereichen Bil­dung einen Preis hat. Dort heißt es immer wieder, wir müssen effizienter und sparsamer wer­den. Im Klartext heißt das, Sie wollen bei den Pensionen letztlich eine Milliarde € herunterspa­ren, Sie wollen im Gesundheitswesen eine Milliarde € heruntersparen, das sind 2 Milliarden €. Und um 2 Milliarden € kaufen Sie Abfangjäger.

Das ist ein Geschäft, das ... (Abg. Scheibner: Mein Gott, schon wieder der Vergleich! Diesen Vergleich haben Sie aber mühsam hergeholt, ein rhetorischer Tiefschlag! Schwach!) So ist es aber! – Das ist etwas, was nicht den Interessen der Jugend und nicht den Interessen des Landes dient! Ich frage mich schon, wodurch unsere Kinder mehr geschützt sind: durch eine ökologische Landwirtschaft und durch soziale Sicherheit – oder durch ein paar sündteure Kampfflugzeuge? (Beifall bei den Grünen. – Abg. Scheibner: Sogar der Applaus ist dünn!)

Meine Damen und Herren! Ich komme zum Schluss. Mich hat eigentlich Folgendes überrascht: Wir haben im Laufe der gesamten Phase der Regierungsbildung – die insgesamt sehr spannend war, aber letztlich sehr klar gezeigt hat, Sie von der ÖVP wollen ein Bündnis mit den Freiheitlichen – erkannt: Alle werden hier dafür stimmen! Mag es auch aus den Ländern oder mag es von der Wirtschaftskammer her Skepsis geben, die Vertreter hier im Parlament werden locker und ohne mit der Wimper zu zucken dafür stimmen.

Tatsächlich hat es mich schon überrascht, dass hier diese gesellschaftspolitische Beliebigkeit herrscht. Kollege Van der Bellen hat es schon angesprochen. Für Sie waren ein paar Dinge wirklich fix, und zwar der Einsparungsbedarf bei den Pensionen und im Gesundheitswesen so­wie der Ankauf der Abfangjäger. Diese Konturen waren fix. – Alles andere, ob man in Richtung Integration und Menschenrechte geht oder nicht, ob man Frauenrechte stärkt oder nicht, das war offenbar offen und beliebig. Sie scheinen die europäische Menschenrechtsdeklaration mit dem Rechenwerk aus dem Laptop des Finanzministers ausgetauscht zu haben. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

12.51


 


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