Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 7. Sitzung / Seite 108

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Unbestritten ist, dass wir ein modernes Pensionsrecht brauchen. Aber: Wie könnte es aus­schauen? – Gleiche Beiträge, gleiche Leistungen. Was schreiben Sie im Regierungsprogramm zu den gleichen Beiträgen? – Ein erster zaghafter Schritt wird in dieser Legislaturperiode unter­nommen. (Abg. Mag. Molterer: Und was definieren wir als Ziel?) Natürlich haben Sie kein In­teresse daran, dass Ihre Klientel dieselbe Abgabenquote, nämlich 20,25 Prozent an Sozialver­sicherung zahlt, wie es die anderen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer tun. Es wäre zukunftweisend, hier wirklich aktiv und von der ersten Minute Ihrer Arbeitsaufnahme an schon mit dieser Maßnahme zu beginnen. Dafür hat der ÖVP aber ganz einfach der Mut gefehlt. (Bei­fall bei der SPÖ.)

Was steht noch im Regierungsprogramm? – Lebensdurchrechnung. Ich persönlich meine nicht, dass ein Modell der Lebensdurchrechnung automatisch ungerecht ist. Man kann Lebensdurch­rechnung im Rahmen des Pensionssystems sehr gerecht machen, nur: Das, was notwendig ist, fehlt. Sie sagen kein Wort über die Aufwertungsfaktoren der lange zurückliegenden Zeiten, Sie sagen kein Wort darüber, welche Abfederungsmaßnahmen Sie für Frauen ergreifen wollen. Da bedarf es eines Vollzeitäquivalents, wenn Frauen Teilzeit arbeiten.

Ich begrüße es sehr – und ich anerkenne gerne auch die positiven Punkte in Ihrem Regie­rungsprogramm –, dass es einen Rechtsanspruch auf Teilzeitarbeit geben soll; aber umso not­wendiger wäre es, auch im Regierungsprogramm und bei der Pensionsreform diese Abfede­rungsmaßnahmen für Frauen zu setzen. So kann man damit rechnen, dass Frauen eine Pen­sionskürzung von bis zu 30 Prozent hinnehmen werden müssen. Und das ist ungerecht! (Beifall bei der SPÖ.)

Meine Damen und Herren! Der Solidarbeitrag ist schon angeschnitten worden. Unser Solidar­beitrag hätte jene Personen betroffen, die eine sehr hohe Pension haben. Was machen Sie? – 1 Prozent quer drüber! (Abg. Scheibner: Was ist bei Ihnen eine hohe Pension? Wer ist bei Ihnen ein Besserverdiener?) Quer über die „kleine“ Beamtin und den „kleinen“ Beamten, über die „kleine“ Pensionistin und den „kleinen“ Pensionisten genau so wie über die BezieherInnen höherer Pensionen. Und das ist ungerecht! Das ist ganz einfach ungerecht! Dagegen sprechen wir uns aus.

Sie streichen die Frühpensionen. Das ist ganz einfach einfallslos, und die Maßnahmen, die Sie setzen wollen, sind es ebenfalls. Sie sind auch sehr, sehr unkreativ. Es ist ganz wesentlich, auch hier darauf hinzuweisen. Ich möchte das schon noch in Erinnerung rufen, das ist in den letzten Tagen auch manches Mal durch die Medien gegangen: Sie haben der Bevölkerung vor der Wahl etwas anderes erzählt, als Sie es jetzt tun.

Stichwort „Streichung der Frühpension“. – Frau Ministerin Rauch-Kallat hat am 9. Oktober gesagt – ich zitiere sie –:

Die Volkspartei plant für die kommende Legislaturperiode keine weitere gesetzliche Anhebung des Frühpensionsalters. – Zitatende.

Was ist jetzt? Es wäre schön gewesen, Sie hätten das den Menschen vor der Wahl gesagt und sie nicht im Dunkeln gelassen. Aber offensichtlich ist die Dunkelheit, das Dunkle, das Schwarze die richtige Farbe für Ihre Politik. (Beifall bei der SPÖ.)

Meine Damen und Herren! Ein besonderes Zeichen der Mutlosigkeit ist es, dass Sie Regie­rungsverantwortung eben dort, wo sie dringend eingefordert werden müsste, abgeben. Das ist zum Beispiel bei den Ladenöffnungszeiten der Fall – das ist schon gesagt worden –, zum Beispiel bei der Arbeitszeit. Die Arbeitszeit wird offensichtlich in Zukunft nicht mehr gesetzlich geregelt, sondern sie wird individualisiert. Wenn es gut geht, geschieht das noch zu den Verein­barungen der Kollektivverträge, aber unter Umständen wird das auf die betriebliche Ebene verlagert. Aber auch das ist noch nicht genug: Das wird auch im Rahmen von Einzelvereinba­rungen geschehen.

Da frage ich mich, was die „kleine“ Verkäuferin, der/die „kleine“ Angestellte in Zukunft tun wer­den, wenn sie sich ob ihrer Arbeitszeitregelung nicht mehr zu helfen wissen. Das ist menschen-


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