Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 7. Sitzung / Seite 113

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ben, der plakatiert hat: Ich habe die Abfangjäger verhindert! (Heiterkeit bei den Grünen. – Abg. Dr. Fischer: Schaurige Zeitgeschichte!)

Es war wirklich ein Schauspiel. Wir als Oppositionspolitiker haben schon gar nicht mehr ge­wusst, was wir sagen sollen. (Abg. Scheibner: Das passiert Ihnen leider öfter, dass Sie nicht wissen, was Sie sagen!) Jeden Tag wurden wir gefragt: Was sagen Sie zur Krise der Regie­rung? Wir haben wirklich schon nicht mehr gewusst, wie wir dieses Schauspiel kommentieren sollen.

Aber solche Kriterien anzulegen wie Stabilität, Sacharbeit, Zukunftsfestigkeit, das ist dem Kolle­gen Spindelegger nicht eingefallen, sondern die negativen Vibrations einer guten oppositionel­len Kritikrede haben ihm gereicht zu sagen, die Opposition, die SPÖ sei nicht regierungsfähig. (Abg. Mag. Mainoni: Die Grünen auch nicht!) Also diese Kriterien haben eine leichte Schief­lage. Finden Sie nicht auch? Eine leichte Schieflage muss ich da feststellen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Herr Bundeskanzler Wolfgang Schüssel hat dann gemeint: Ich will Klarheit schaffen!, und er hat bekannt gegeben, dass Sacharbeit innerhalb dieser Regierungskonstellation nicht mehr möglich sei, und Neuwahlen ausgerufen, die dann auch durchgeführt wurden. Die FPÖ hat zwei Drittel ihrer Wählerinnen und Wähler verloren. Und letztendlich wird dieser Kurs jetzt fortgesetzt. Wolfgang Schüssel hat jetzt wiederum gesagt: Auf diesem mutigen Weg wollen wir weiter­gehen! – Ich finde, es ist wahrlich ein sehr mutiger Weg. (Heiterkeit bei den Grünen und der SPÖ. – Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Es tut mir Leid, dass ich diese zwei Historien so miteinander verknüpfen muss, aber ich denke, man kann die Zukunft dieses Kabinetts nicht ohne die Vergangenheit des letzten Kabi­netts sehen, weil es ein und dasselbe ist.

Die Regierung ist damals mit dem Ziel angetreten, das Budget zu konsolidieren. Jetzt müssen wir sparen, jetzt kommen die mageren Jahre, hat es geheißen. Ich mit meinem bescheidenen Hausver­stand denke (Abg. Mag. Mainoni: Das ist das Problem!), nach den mageren Jahren kommen die fetten Jahre. Also in der Bibel sind es jedenfalls sieben Jahre. (Abg. Scheibner: Hätten wir noch Zeit – vier Jahre!) – Hättet ihr noch Zeit, stimmt! Allerdings ist angekündigt worden, ab 2003 wird es eine Steuerreform geben und so weiter, da kommen die fetten Jahre. 1 Milliarde € bei den Pensionen, 1,2 Milliarden € im Gesundheitsbereich – das sind fette Jahre? Fette Jahre schauen ein wenig anders aus. (Abg. Mag. Molterer: Aber Sie haben eine längere Lebens­dauer ...!) – Stimmt, ich habe eine etwas längere Lebensdauer. Ich hoffe im Sinne der Österrei­cherinnen und Österreicher, dass diese mageren Jahre nicht ausschließlich auf diesem Kurs fortgesetzt werden, weil nämlich die Magerkeit auch wieder ungleich verteilt ist. Auf das komme ich später noch unter dem Thema Gerechtigkeit zu sprechen.

Das Kabinett Schüssel ist angetreten mit dem Vorsatz zu konsolidieren, zu sparen. Der SPÖ sind Vorwürfe gemacht worden, „Schulden-Rudi“ hat es in Richtung des ehemaligen Finanz­ministers Edlinger geheißen, wobei sich die ÖVP nicht mehr daran erinnern konnte, dass sie auch in der Regierung war und genauso diese Budgetpolitik der letzten Jahre zu verantworten hatte. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Aber Sie haben dann beim Sparen wichtige Bereiche wie zum Beispiel Infrastruktur, Bildung, Universitäten, Frauengerechtigkeit nicht in irgendeiner Form anders behandelt, sondern Sie sind über alle Bereiche drübergefahren, und das Ergebnis sehen wir jetzt in vielen Bereichen: Für den Bereich der Universität, der Schule, für die Frauenpolitik, aber auch für den Umwelt­schutzbereich waren es magere Jahre, und es werden weitere magere Jahre sein – leider, zu unserem Bedauern.

Sie hätten andere Möglichkeiten, andere Chancen gehabt, aber leider haben Sie diese Chan­cen nicht genutzt. Und es ist nicht bei uns die Mutlosigkeit gewesen, sondern die Mutlosigkeit gab es bei der ÖVP, einen anderen Weg einzuschlagen. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Dr. Fischer.)

 


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