Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 7. Sitzung / Seite 114

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In Richtung Freiheitliche muss ich noch etwas sagen. Die Freiheitlichen haben die Regierung aus mehreren Gründen platzen lassen: EU-Erweiterung, Temelín, Beneš-Dekrete und Steuerre­form nicht erst 2004. Temelín haben Sie vergessen, das ist irgendwie untergegangen. (Abg. Mag. Mainoni: Das haben die Grünen vergessen, die Anti-Atompolitik!) Die EU-Erweiterung ist jetzt kein Problem mehr für Sie, das begrüße ich. Die Steuerreform bekommen Sie jetzt erst recht 2004. Das hätten Sie auch billiger haben können! Sie haben jetzt Punkte im Regierungs­programm, die, glaube ich, für Ihre Wählerinnen und Wähler schwer verkraftbar sind, ich denke an die Benzinpreiserhöhung ohne ökologischen Lenkungseffekt und an die Eurofighter. Die Eurofighter müssen Sie jetzt auch noch finanzieren. Ich gratuliere Ihnen herzlich! Das war eine hervorragende Strategie, die Regierung wegen all dem, was Sie nicht haben wollten, platzen zu lassen und jetzt erst recht all das wieder mittragen zu müssen. Tolle Strategie, wirklich! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ich komme jetzt zu meinem Fachbereich, dazu möchte ich auch noch ein paar Worte verlieren. Es ist mir aufgefallen, dass der Herr Bundeskanzler aus den Gesprächen mit uns viel mitge­nommen hat: Nachhaltigkeit, Klimaschutz, ökosozial, sogar ökosoziale Steuerreform war zu hören – Begriffe, hinsichtlich deren wir seit zehn Jahren darum ringen, ein Verständnis dafür zu schaffen, heute vorbildlich erklärt, ich bin wirklich stolz. Arbeit entlasten, Ressourcen belasten. Aber nicht überall, wo ökosozial draufsteht, ist auch ökosozial drinnen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ein paar Beispiele aus dem Umweltschutzbereich, wo ich enttäuscht bin. Klimaschutz ja, selbst­verständlich, dazu gibt es ein internationales Bekenntnis. Das hilft dem Mittelstand, hilft der kleinen Industrie, ist für das Baugewerbe wichtig. Aber warum dann nicht gleich? Warum muss man jetzt erst wieder warten, bis man die notwendigen Budgetmittel, die Arbeitsplätze schaffen, zur Verfügung stellt? (Abg. Mag. Molterer: Das ist aber das, dem Sie zugestimmt haben! Dazu haben Sie ja gesagt!)

Warum freuen Sie sich über eine ökosoziale Steuerreform, wenn Sie immer noch massive Schwächen darin enthalten haben? Ich verstehe nicht, warum Sie sich so über die große Anzahl an Neuzulassungen von Diesel-Pkws in Ihrem Regierungsübereinkommen freuen. In dem einen Satz heißt es, Sie freuen sich über die vielen Neuzulassungen von Diesel-Pkws, im anderen Satz heißt es, Diesel enthält krebsfördernde Partikel. Also irgendwie passt das nicht zusammen.

Wir brauchen eine konsistente Steuerreform, mit der man nicht nur die Preise erhöht, sondern auch die Wahlfreiheit gewährleistet. Das bedeutet: nicht die Nahverkehrsmöglichkeiten einzu­schränken, endlich den Schienenausbau in den Osten vorzunehmen, für die ÖBB mehr Mittel und nicht weniger zur Verfügung zu stellen. Man muss auch Alternativen schaffen, sonst wird das Autofahren für die Leute nur teurer, und ökologisch bringt es gar nichts. Ich glaube, das ist sehr einfach verständlich. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Mag. Molterer: Dazu haben Sie ja gesagt!)

Zweiter Punkt: Rückzug der öffentlichen Hand aus dem Bereich der Stromversorger, ein sehr heikles Thema. Letztes Jahr haben wir die Übernahme der E.ON, eines deutschen Atomriesen, beim Verbund diskutiert. Ich habe mir gedacht und gewünscht, diese Bundesregierung wird in ihr Programm zumindest hineinschreiben: Die österreichische Stromlösung soll unterstützt wer­den, es soll keine Atomstromimporte geben. Stattdessen steht tatsächlich drinnen: Rückzug der öffentlichen Hand. Das kann nur bedeuten, dass ausländische Atomstromkonzerne die österrei­chischen Energieversorger Schritt für Schritt übernehmen. Ich weiß nicht, was die FPÖ dazu sagt, die war ja irgendwann einmal angeblich eine Anti-Atompartei; das ist heute auch schon sehr heftig kritisiert worden. Ich glaube, dass das kein guter Weg ist. Eine österreichische Stromlösung sollte sich so entwickeln, dass wir wirklich einen starken Konzern haben, der in der Europäischen Union überlebensfähig ist.

Es gibt noch eine Reihe von anderen Punkten. Einen Punkt möchte ich noch aus dem Bereich der Landwirtschaft herausgreifen, weil es so absurd ist: Wir erhöhen auf der einen Seite die Dieselpreise für die normalen Verbraucherinnen und Verbraucher, für die Autofahrerinnen und


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