Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 7. Sitzung / Seite 116

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Und wenn Herr Abgeordneter Gusenbauer scheinheilig fragt, wieso eigentlich jetzt ein so großer Reformbedarf vorhanden ist, dann möchte ich Sie, Herr Abgeordneter Gusenbauer, ersuchen: Erforschen Sie doch einmal Ihr Gewissen! Lassen Sie die letzten Jahrzehnte Revue passieren! Es genügen bereits die letzten 15 Jahre, in denen die Sozialdemokratie in Österreich die domi­nierende politische Kraft war. Da sind die Reformen wirklich auf der Strecke geblieben. Da hat es keine Reformen gegeben! Schütteln Sie nicht den Kopf! Ich kann mich doch ganz genau erinnern, wir waren ja sogar einmal in einer Koalition: 1986, Herr Abgeordneter, haben wir Frei­heitlichen gesagt, wir brauchen dringend ein modernes Pensionssystem, weil das bisherige Pensionssystem, das auf dem ASVG aus 1955 fußt, in der Zukunft nicht mehr tragbar sein wird. Wir haben damals ein Drei-Säulen-System mit einer 15- bis 20-jährigen Vorlaufzeit gefordert. Wäre das damals umgesetzt worden, hätten wir jetzt oder in zwei, drei Jahren bereits ein funktionierendes Pensionssystem und müssten uns nicht mit dem Thema Pensionen herum­raufen.

Damals hat Sozialminister Dallinger nein gesagt, und in der Folge hat es dann ein Dahin­wurschteln nach dem anderen gegeben. Es hat immer wieder geheißen, mit dieser Pensions­reform wird über Jahre hinweg die Pensionsfrage gelöst sein. (Abg. Dr. Gusenbauer: Das haben Sie 2000 auch gesagt!) Das hat dann ganze zwei oder drei Jahre gedauert, und es war schon wieder notwendig, die Pensionsgesetze anzupassen. So war es! Nehmen Sie das doch endlich einmal zur Kenntnis! (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Wie haben in den letzten zweieinhalb Jahren die Basis für eine erste Säule, zweite Säule und auch für die dritte Säule gelegt. Damit haben wir den Grundstock für ein Pensionssystem ge­legt, wie es die meisten OECD-Staaten haben, und damit ist auch sichergestellt, dass die jetzt in den Arbeitsprozess eintretenden Personen auch noch zu einer Pension kommen. (Abg. Dr. Gusen­bauer: Mitnichten!)

Herr Van der Bellen! Sie haben heute den Dampf und die Kraft in der Regierung vermisst. Wissen Sie, man schließt ja immer von sich selbst auf die anderen. Vielleicht vermissen Sie deshalb Dampf und Kraft, weil Sie, weil Ihre Grün-Partei diese Kraft und diesen Dampf nicht ge­habt haben, um die notwendigen Reformen durchzuführen. Erforschen auch Sie einmal Ihr Ge­wissen! Ihnen wäre die Möglichkeit gegeben worden, an der Reform Österreichs mitzu­arbeiten. Kritisiert haben Sie ohnedies bereits genug, jetzt hätten Sie einmal etwas Konstruktives tun können, aber diese Chance haben Sie verpasst.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ebenfalls ist heute spöttisch gefragt worden: Wo ist die blaue Handschrift in dieser Regierungserklärung? Die neue Bundesregierung hat – so wie die alte, die seit zweieinhalb Jahren im Amt gewesene Bundesregierung – die Verbesserung der Situation der Staatsfinanzen und die Gesundung des Staatshaushaltes zum Mittelpunkt ihrer Regierungstätigkeit gemacht und der Schuldenpolitik eine Absage erteilt, denn Schulden von heute sind die Steuern von morgen, meine sehr verehrten Damen und Herren! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Wie dringend es war, diese Gesundung der Finanzen in den Mittelpunkt zu stellen, zeigt ja, dass wir, wenn wir so weitergewurschtelt hätten wie unter sozialistischen Finanzministern, ebenfalls Gefahr gelaufen wären, den berühmten blauen Brief aus Brüssel zu bekommen – so wie andere Staaten. (Abg. Dr. Gusenbauer: Dafür haben Sie den blauen Brief von den Wählern bekommen!) Das ist verhindert worden durch die Tätigkeit der Freiheitlichen in der Regierung. Dieser Kurs wird jetzt fortgesetzt. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Heute ist der Herr Bundeskanzler verhöhnt worden, weil er bei der vorigen Regierungserklärung gesagt hat, dass die Wirtschaftsdaten so positiv sind. Sie waren auch sehr viel positiver vor drei Jahren. Wenn Sie die Wirtschaft außerhalb Österreichs beobachten, sehen Sie, dass es ja weltweit eine Wirtschaftskrise gibt. (Abg. Mag. Wurm: Wer hat regiert?) Fragen Sie doch nicht: Wer hat regiert?! Auf der ganzen Welt regiert nicht Blau-Schwarz, Frau Abgeordnete Wurm (Rufe bei der SPÖ und den Grünen: Gott sei Dank! Gott sei Dank!), sondern da gibt es die ver­schiedensten Regierungen, und überall sind schlechte Wirtschaftsdaten zu verzeichnen.

 


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