Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 7. Sitzung / Seite 121

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bezeichnet? Das ist ein Widerspruch, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Wenn der Herr Bundesminister soeben von der tragischen Entwicklung des Arbeitsmarktes in der Bundesrepublik Deutschland sprach, dann weise ich auch auf die tragische Entwicklung der Arbeitslosigkeit in Österreich hin. Es ist nach wie vor ein ungelöstes Problem, dass Jugendliche Ausbildungsplätze suchen und keine finden! Es ist nach wie vor ein ungelöstes Problem, dass ältere Menschen, ab 40 und 50 Jahren, sich wochen-, ja monatelang um Arbeit bemühen, aber keine Arbeit finden! Dennoch geht diese Bundesregierung her und sagt: Wir müssen bei den Frühpensionen eine Verschärfung vornehmen, das ist nicht mehr finanzierbar!

Meine sehr geehrten Damen und Herren von den Regierungsparteien! Wo ist denn da der Mut zur Lebensstandardsicherung? Wo ist denn da der Mut, tatsächlich das umlagefinanzierte Pen­sionssystem auch für die Zukunft zu sichern? (Abg. Kopf: Man braucht auch Geld dazu, nicht nur Mut!) Sie verweisen immer nur auf die zweite und die dritte Säule!

Sie werden in wenigen Wochen mit uns gemeinsam darüber zu diskutieren haben, wie es denn mit der Zinsgarantie bei der so genannten privaten Pensionsvorsorge aussieht! Sie werden mit uns gemeinsam darüber zu diskutieren haben, wie denn die betriebliche Pensionsvorsorge in jenen Fällen, bei welchen heute schon beklagt wird, dass mit fünf bis sieben Prozent Verlust der Betriebspensionen zu rechnen ist, finanzierbar ist! (Beifall bei der SPÖ.) Da verlässt Sie nämlich der Mut, meine sehr geehrten Damen und Herren von den Regierungsparteien! (Abg. Kopf: An der demographischen Entwicklung kommen auch Sie nicht vorbei!)

Wenn Sie die so genannte „Hackler-Regelung“ als einen so großen Erfolg bezeichnen, möchte ich Ihnen sagen: Wir werden gespannt sein, wie sie tatsächlich aussehen wird. Vergessen wir nicht, dass nur 30 Prozent der Männer und nur 10 Prozent der Frauen, die derzeit in der Arbeits­losigkeit sind, den Kriterien überhaupt entsprechen!

Was ist mit den 90 000 Männern und Frauen, die eben durch die derzeitige Arbeitsmarktsitua­tion ganz besonders betroffen sind? Was ist mit jenen, die im öffentlichen Dienst abgebaut werden sollen? Setzt die Bundesregierung damit fort zu sagen: Wir sind gegen Frühpensionie­rungen!, während sie im eigenen Bereich genau das macht mit der „Aktion 55“, einem „golden handshake“ oder einer Karenzierung, damit man es nicht merkt? – Das kann nicht die Politik der Zukunft sein, meine sehr geehrten Damen und Herren von den Regierungsparteien! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Die Sozialdemokraten sind in dieser Frage nicht dafür, dass man nach dem Prinzip „Geld ein­treiben“, um eine Milliarde einzusparen, vorgeht und dann wieder überfallsartig anhebt, wäh­rend auf dem Arbeitsmarkt das Prinzip „Hoffnung“ gelten soll.

Haben wir doch den Mut, Arbeitsmarkt und Pensionssystem miteinander zu koppeln! Wer hin­dert uns daran zu sagen: Ab einer gewissen Entwicklung bei den Arbeitslosen gibt es eben keine Weiterentwicklung der Frühpensionspläne, wie Sie sie vorhaben!? Haben Sie doch den Mut dazu, solche Dinge anzugehen, dann werden wir eine andere Situation haben als die, die wir heute vorfinden! (Beifall bei der SPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist auch beim Gesundheitssystem so: Da wird wieder der Verwaltungsaufwand in die Höhe getrieben. Sie wissen ganz genau, dass Österreich einen extrem niedrigen Verwaltungsaufwand im Sozialbereich hat, der noch dazu gedeckelt ist bis zum Jahr 2003, und zwar mit der Höhe der Verwaltungskosten des Jahres 1999. Da können wir dann über Verschleuderungen im Verwaltungssystem reden. Nehmen Sie doch Ihre eigenen Experten ernst, zum Beispiel Herrn Direktor Wetscherek, der sagt, Ihr Plan, dass die Unfallver­sicherung aufgeteilt werden soll, sei ein falscher Weg!

Gehen wir doch den Weg, mehr Kapazität in die Unfallversicherung zu bringen, die Kompetenz, die dort vorhanden ist, zu erhalten, anstatt eine Aufteilung vorzunehmen, nur weil es in Wirk­lichkeit in Ihre Farbenspiele hineinpasst! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Kopf: Jetzt widersprechen Sie sich!)

 


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