Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 7. Sitzung / Seite 147

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Wenn man es jetzt noch ein bisschen aufs Soziale allgemein erweitert, dann kann, meine ich, das eine oder andere entstehen, das bisher nicht entstehen konnte. Ich freue mich darauf. (Bei­fall bei SPÖ und ÖVP.)

Meine Mitarbeiterin sagt zwar, dass man das nie sagen soll, denn dann klatschen die Falschen, und das steht im Protokoll, aber ich sage es trotzdem recht gerne.

Mein Thema ist Forschung und Bildung. Der Herr Vizekanzler hat es heute schon gesagt – die Stehsätze sind uns allen gemeinsam –: Forschung heute bringt Arbeitsplätze morgen. Mehr Forschung heute bringt morgen mehr Arbeitsplätze. Mehr Forschung hält helle Köpfe im Land, die sonst ins Ausland gehen, um einen qualifizierten Arbeitsplatz zu bekommen. – Darin sind wir uns einig.

Aber in der Regierungserklärung gibt es leider zu diesem Zukunftsthema, was dann das Kon­krete betrifft, nämlich die Maßnahmen, die uns dorthin bringen sollen, schlechte Nachrichten.

Erstens: Sie sind nicht und nicht imstande, das für mehr Forschung in Österreich nötige Geld aufzutreiben. 2,5 Prozent des Volkseinkommens – so stand es in Ihrer Regierungserklä­rung 2000 – haben Sie den Österreichern für das Jahr 2004 versprochen. Aber Sie wer­den das nicht erreichen, und Sie machen es sich einfach und sagen: Schwamm drüber! 2,5 Prozent im Jahr 2006! – Versprechen statt Taten! Das hat sich Österreichs Forschung nicht verdient! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Sie muten jedem, der rechnen kann, einiges zu. 600 Millionen mehr wollen Sie für Forschung ausgeben, aber 1,5 Milliarden würden Sie brauchen, um das von Ihnen selbst gesteckte neue Ziel zu erreichen. Geben Sie jetzt schon auf (Bundeskanzler Dr. Schüssel: Das stimmt ja nicht!), oder wollen Sie es nur nicht zugeben?

Herr Bundeskanzler! Es stimmt, aber ich habe hier nur 5 Minuten. Wenn Sie mir dann die Gnade eines Privatissimums geben, werde ich versuchen, Ihnen meine Version des kleinen Einmaleins zu zeigen. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Dr. Van der Bellen. – Zwischenbe­merkung von Bundeskanzler Dr. Schüssel.)

Wirtschaft und Universitäten brauchen feste Zusagen, sie brauchen Sicherheit auf Jahre. Und das ist das, was Sie auch mit dieser Regierungserklärung nicht geben.

Aber davon brauche nicht ich Sie zu überzeugen. Ich zitiere den neuen Vizechef des For­schungsfonds der Wissenschaft – er sagte es heute, und ich nehme an, man hat Ihnen diese Meldung der Austria Presse Agentur auch schon gezeigt –: „Wir fordern nicht mehr, als die Regierung immer wieder versprochen hat. Wenn das aber nicht stattfindet, wird Österreich einen Blauen Brief be­kommen, nicht von der EU, sondern von der Zukunft.“ (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordne­ten der Grünen.)

Zweiter Punkt: Sie sind nicht und nicht imstande, Österreichs Forschungspolitik auf eine ge­sunde Basis zu stellen. Vier Ministerien mischen mit, jedes kocht seine eigene Suppe. Wenn Sie jemanden auf der Straße fragen: Wer ist eigentlich Österreichs Forschungsminister?,  glauben Sie, dass Sie eine Antwort bekommen? – Niemand weiß es! Kompetenz­wirrwarr statt Politik aus einem Guss. Auch das hat Österreichs Forschung sich nicht verdient. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Zwischenruf des Abg. Großruck.) Heute ist nicht die Zeit, auf Zwi­schenrufe einzugehen, Sie entschuldigen, das machen wir das nächste Mal.

Dritter Punkt: Sie halten an der Studiengebühr fest, und Sie verhöhnen all jene, die es schwer haben, sich diese 10 000 S im Jahr abzusparen. Wer gut verdient und Steuer zahlt, soll die Studiengebühr von der Steuer abziehen können, versprechen Sie in Ihrem Regierungspro­gramm. Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen: Jemand, der nichts ver­dient, zahlt 10 000 S Studiengebühr, jemand, der verdient und Geld hat, vielleicht 7 000 S oder 6 000 S! Verkehrte Welt, Ihre Welt! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Murauer: Lieber Herr Broukal! Was ist mit den Stipendien?)

 


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