Präsident
Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau
Abgeordnete Rest-Hinterseer. – Bitte.
17.57
Abgeordnete
Heidemarie Rest-Hinterseer (Grüne): Sehr geehrter Herr
Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen des Hohen Hauses! Mir ist es heute
bei der Regierungserklärung ähnlich gegangen wie dem Kollegen Pirklhuber. Ich
bin richtig ergriffen gewesen, und zwar von dem Wort beziehungsweise dem Satz,
den der Herr Bundeskanzler verwendet hat, nämlich von dem Ausdruck: „Sagen, was
ist.“ – Das ist nämlich ein Lieblingsausdruck von mir.
Das hat mich auch
deswegen so überrascht, weil Herr Bundeskanzler Schüssel ja eher, wie ich
glaube, als der große Schweiger in die Geschichte eingehen wird. Ich habe mir
eher gedacht, sein Motto lautet: „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.“ –
Diesen Spruch kenne ich so gut, weil er in der Küche meiner Großmutter gehangen
ist. Sie hat sich übrigens nicht an diesen Spruch gehalten, und
sie hat mir viele funkelnde Lebensweisheiten mitgegeben, unter anderem die folgende
Lebensweisheit: „Sagen, was ist, denn das ist revolutionär genug!“ (Beifall
bei den Grünen.)
Es gefällt mir,
dass gerade vor mir ein Kollege von der ÖVP gesprochen hat, der diese ganz
besondere Sprache des Bauernbundes so gut beherrscht. Einerseits: Ho ruck, es
ist alles so super, und andererseits: Es geht uns so schlecht!
Das ist eine
besondere Spezialität des Bauernbundes, nämlich immer zu insinuieren, nach dem
Spruch: Die Wirte ziehen schon den kleinen Kindern zu kleine Schuhe an, damit
sie ganz früh jammern lernen. – So ähnlich kommt mir das im Bauernbund
vor: Einerseits lernt man beizeiten, zu jammern, aber gleichzeitig muss man
auch immer darauf verweisen, wie schön wir es haben. (Beifall bei den
Grünen.)
Das Bild von
Alexander Van der Bellen vom Schiffbruch ist wunderbar. Es ist auch von vielen
aufgegriffen worden. Das zeigt, dass es auch sehr treffend ist. Und das
Interessante ist, dass ja „Scheitern“ etymologisch von dem Wort „Schiffbruch
erleiden“ kommt, das heißt: „in Scheiter gehen“. Und „Sagen, was ist“ heißt
dann auch, zu sagen: Diese vorherige Regierung ist gescheitert.
Das wäre noch
nicht weiter schlimm, denn scheitern kann man einmal. Scheitern ist ein Teil
des Lebens. Schlimm ist es nur, wenn man die Ursachen des
Scheiterns nicht ergründet und einfach so tut, als sei man nicht gescheitert.
Das führt direkt in die Katastrophe.
Mir ist nicht so
sehr das Bild der Frau Kollegin Bleckmann, nämlich das Bild eines Dampfschiffes,
gekommen, sondern eher das Bild des Öltankers vor Galizien, ein Schiff, das wider
besseres Wissen wieder aufs Meer gesetzt wurde, was eine entsetzliche
Umweltkatastrophe ausgelöst hat. (Beifall bei den Grünen.)
Ich weiß nicht,
welche Katastrophe auf uns zukommt, aber ich habe ein sehr, sehr schlimmes
Gefühl.
Ich habe mir schon
die Frage gestellt: Was mache ich, wenn ich beim Reden einen allzu trockenen
Mund bekomme? – das ist ja ein gewisses Problem –, und ich habe mir
gedacht: Ich rede vom Wasser und von GATS. Das ist auch ein spannendes Thema.
Wir haben ja heuer das Jahr des Wassers und in Kürze, am 22. März, den Tag
des Wassers. Wir hören immer wieder, dass das Wasser in Österreich quasi
geheiligt sei, dass nicht daran gedacht werde, in diesem Bereich etwas zu
liberalisieren, und dass wir das auch in der WTO so halten wollen. Allerdings
hören wir von Mag. Molterer und auch vom Generalsekretär der
Industriellenvereinigung Fritz eine dazu sehr deutlich im Widerspruch stehende
Botschaft, nämlich dass man daran denkt, die Wasserversorgung in Österreich zu
zentralisieren, sie auf zehn große Einheiten zusammenzuziehen und damit sehr
gut funktionierende dezentrale kleine Einheiten, Wassergenossenschaften zu
zerschlagen. (Abg. Mag. Molterer: Das ist einfach falsch! Frau
Kollegin, das stimmt nicht!)