Ich halte fest (Abg. Wittauer:
Herr Präsident! Ich bin auch unterbrochen worden!): Die SPÖ wäre zu
einer großen Reformpartnerschaft bereit gewesen. Der ÖVP fehlte der Mut dazu. (Neuerlicher
Zwischenruf des Abg. Wittauer.)
Meine Damen und
Herren! Ich nehme den Ausdruck „Schweinerei“ zurück, aber es war das trotzdem
eine Vorgangsweise, die zu jeglichen Menschenrechten im Widerspruch gestanden
ist. Der Minister handelt gegen die Menschenrechte! (Beifall bei der SPÖ.)
18.12
Präsident Dr. Heinz Fischer:
Als Nächster zu
Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Rasinger. Redezeit:
5 Minuten. – Bitte.
18.13
Abgeordneter
Dr. Erwin Rasinger (ÖVP): Sehr geehrter Herr
Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!
Viele mag die Kombination Frauen und Gesundheit überrascht haben. In Wahrheit
handelt es sich bei diesem Bereich um eine der spannendsten Zukunftsaufgaben
und eine der interessantesten Kombinationen, die ich in den letzten Jahren
gesehen habe.
Gesundheitswesen
ist weiblich, muss ich als Arzt sagen: 80 Prozent der Beschäftigten im Gesundheitswesen
sind Frauen. Bei den Ärzten – sie hinken diesbezüglich ein wenig
nach – sind es mittlerweile schon über 50 Prozent.
Zweitens: Die
Hauptbenützer des Gesundheitswesens sind Frauen. Frauen sorgen sich mehr um
ihre Gesundheit, Frauen werden älter und müssen daher das Gesundheitswesen
öfter in Anspruch nehmen, und – was ganz wichtig ist – Frauen
motivieren oft die Männer dazu, überhaupt zum Arzt zu gehen und auf ihre
Gesundheit zu achten.
Die Kombination
von Frauen und Gesundheit ist meiner Meinung nach also eine sehr ideale.
Ich finde es auch
sehr gut, dass dieses Ministerium mit Maria Rauch-Kallat besetzt werden darf.
Ich kenne sie schon sehr lange, und sie hat im Sozialen Hilfswerk in Wien
Bahnbrechendes geleistet. Dieses Soziale Hilfswerk hat Menschen, die sich
nicht selbst helfen konnten, Menschen, die benachteiligt waren, geholfen, und
zwar in der Weise, dass man Hilfe zur Selbsthilfe geleistet hat, aber auch
Hilfe gegeben hat, wenn sie gebraucht wurde.
Besonders
hervorheben möchte ich die Nachbarschaftszentren, weil diese auch eine Schiene
darstellen, die in Zukunft immer wichtiger sein wird. In einem Leben, das immer
einsamer wird, spielt, so meine ich, neben der Gesundheit, neben der Versorgung
als solcher der Umstand eine große Rolle, dass diese Versorgung überhaupt
ankommt, dass jemand überhaupt mit einem redet oder Hilfe leistet. Diese
Nachbarschaftszentren waren ein ideales Beispiel für eine Einrichtung, in deren
Rahmen jene Menschen, die Hilfe geben wollten, diese Hilfe jenen, die Hilfe
benötigten, unter professioneller Aufsicht und Mithilfe geben konnten. (Beifall
bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
Was mir als
Hausarzt sehr wesentlich erscheint: Als Mutter einer schwer sehbehinderten Tochter
hast du, liebe Maria Rauch-Kallat, alle Höhen und Tiefen einer Patienten- und
Angehörigenkarriere mitgemacht, und ich glaube, es ist auch ganz wesentlich,
dass man als Ministerin niemals die Bodenhaftung verliert.
Ein offenes Wort
auch zu den Selbstbehalten: Es ist dies weltweit ein heikles Thema. Ich kenne
kein Gesundheitssystem der Welt, das ohne Selbstbehalte auskommt. In Österreich
wird ein Erlös in der Höhe von etwa 1 Milliarde € – bei einem
Gesamtbudget der Kassen von 10,8 Milliarden € – daraus
aufgebracht. Hätten wir diese Milliarde nicht, müssten wir viele Leistungen
überhaupt streichen, und das würde einen hundertprozentigen Selbstbehalt
bedeuten. Deshalb stand – folgerichtig – auch unter SPÖ-Regierungen
immer außer Streit, dass es Selbstbehalte gibt, und man hat diese Selbstbehalte
immer irgendwie sozial gerecht zu gestalten versucht.